Gemeinsamkeiten von Klimaschutz und Gesundheitsförderung

von | 09.06.2022 | Medizin im Klimawandel

Gesundheitsförderung verfolgt das Ziel, den Gesundheitszustand des Einzelnen zu verbessern, unabhängig vom gegenwärtigen Gesundheitszustand und unabhängig vom möglichen Vorliegen von Krankheiten. Dies wird durch Identifizierung und Erhöhung von Gesundheitsressourcen und Verringerung von Gesundheitsbarrieren erreicht. Viele Erfahrungen aus der Gesundheitsförderung sind auch für den Klimaschutz anwendbar – und umgekehrt, denn es gibt einige Grundprinzipien, die sowohl für die Gesundheitsförderung als auch für den Klimaschutz Voraussetzung sind. Zu diesen Prinzipien gehören (1) Nachhaltigkeit, (2) Orientierung an Determinanten und (3) die Erfordernis von individuellen sowie gesellschaftlichen Maßnahmen.

Nachhaltigkeit

(1) Sowohl Klimaschutz als auch Gesundheitsförderung können nur erfolgreich sein, wenn Kampagnen auf eine langfristige und nachhaltige Veränderung von Gewohnheiten, Verhaltensweisen und Lebensstilen ausgerichtet sind. Wiederkehrende und redundante Aktionen sind nötig, um den Gesundheitszustand sowie den CO2-Fußabdruck zu verbessern. In der Gesundheitsförderung sind viele Modelle dafür etabliert. Eines der bekanntesten ist das transtheoretische Modell mit Veränderungsstufen. Dabei werden die einzelnen Stufen nacheinander durchlaufen und gegebenenfalls Rückfälle in vorangegangene Stufen berücksichtigt.82 Ergänzend orientiert sich Gesundheitsförderung an Bottom-up-Ansätzen, Empowerment und Partizipation der Zielgruppe.83 Ähnliche Ansätze müssten für Verhaltensänderungen in Richtung Klimaschutz etabliert werden, die genau denselben Prinzipien folgen.

Orientierung an Determinanten

(2) Gesundheitsdeterminanten auf verschiedenen Dimensionen wurden identifiziert. Sie sind miteinander verknüpft, folgen spezifischen Hierarchien von Umwelt-, Sozial- bis hin zu individuellen und Verhaltensfaktoren. Ein Beispiel eines solchen Determinantenmodells ist das Sozialökologische Modell der Gesundheit.84 Auch für den Klimawandel sind eine Reihe von Determinanten zu berücksichtigen, wie sie in den Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) der Vereinten Nationen adressiert werden.85 Viele Gesundheitsdeterminanten des sozialökologischen Modells entsprechen einem bestimmten SDG.
Zu solchen korrespondierenden Paaren der Gesundheitsdeterminanten und SDGs gehören:
Umweltbedingungen / Klimaschutz, nachhaltige Städte und Gemeinden, bezahlbare und saubere Energie;
Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion / verantwortungsvoller Konsum und Produktion;
Bildung / hochwertige Bildung;
Arbeitsumfeld / menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum;
Arbeitslosigkeit / keine Armut;
Wasser und sanitäre Einrichtungen / sauberes Wasser und sanitäre Einrichtungen;
Gesundheitsversorgung / gute Gesundheit und Wohlbefinden;
soziale und gemeinschaftliche Netzwerke / Partnerschaften für die Ziele;
Geschlecht / Gleichstellung der Geschlechter;
Bedingungsfaktoren / reduzierte Ungleichheiten

Individuelle und gesellschaftliche Maßnahmen

(3) Sowohl für die Gesundheitsförderung als auch für den Klimaschutz ist eine Kombination aus individuellen Ansätzen und gesellschaftlichen Ansätzen erforderlich. Individuelle Ansätze wie nachhaltige Verhaltensänderungen in Richtung Gesundheit und die Reduzierung des CO2-Fußabdrucks haben zusätzlich sehr häufig synergistische Wirkung (etwa aktive Mobilität oder Ernährung im Sinne der One-health-Diät) und können gleichzeitig sowohl die Gesundheit erhöhen als auch Treibhausgase reduzieren. Es liegt aber auch in der Verantwortung der Gesellschaft, ein entsprechendes strukturelles, soziales, fiskales und gesetzliches Umfeld zu schaffen, in dem die Entscheidung für einen gesunden und klimafreundlichen Lebensstil mit geringerem CO2-Fußabdruck eine attraktive Alternative darstellt. Um das zu erreichen, braucht es ein Zusammenspiel aller Politikbereiche. Für Gesundheit ist dies im Sinne von „Health in all Policies“ bereits zumindest in der Theorie bestens etabliert, analog dazu braucht es auch „Climate Protection in all Policies“.
Die Verbindung zwischen Gesundheit und Klima ist eine viel- und wechselseitige. Durch Kombination und Nutzung der Synergien aus Gesundheitsförderung und Klimaschutz kann beides erreicht werden: Mehr Gesundheit und ein gesundes Klima, und dadurch letztendlich wieder mehr Gesundheit. Dazu braucht es Nachhaltigkeit, die Miteinbeziehung aller Faktoren, die Gesundheit und das Klima determinieren sowie Anstrengungen sowohl Einzelner als auch der gesamten Gesellschaft.

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