Blackout

von | 13.06.2022 | Medizin im Klimawandel

1.000 Brandstiftungen, 1.600 Einbrüche und 400 verletzte Polizisten – das war die Bilanz des nur 25 Stunden dauernden Blackouts in New York im Juli ‘77. Hitze macht aggressiv, fehlende Information auch.

Eine großflächige und längere Unterbrechung der Stromversorgung kann durch Komplexitätsüberlastung (heutzutage sind 16.000 Eingriffe pro Tag ins österreichische Stromnetz normal, zu Anfang waren es noch vier), Hacker, Ausfall mehrerer Kraftwerke durch Sabotage, durch Extremwetterereignisse oder ein extremes Ungleichgewicht von Strombedarf und Erzeugung eintreten. Auch als Mittel der Kriegsführung oder Gegenschlag für Wirtschaftssanktionen ist ein Blackout ein mögliches Risiko.

 

Extreme Hitze und Stromversorgung

Hitze führt bei langer Dauer zu Niedrigwasser mit Abschaltung atomarer und thermischer Kraftwerke. Im Sommer 2018 durften Kraftwerksbetreiber in Deutschland mit einer Ausnahmeverordnung Flüsse auf über 30 °C aufheizen, da es andernfalls zu einem Blackout gekommen wäre. Der Strombedarf zur Mittagsspitze kann vielleicht noch von Photovoltaik abgedeckt werden, die Abendspitze, wenn zusätzlich noch alle Klimaanlagen laufen, jedoch nicht. Auch aufgrund von Waldbränden abgeschaltete Stromleitungen sind ein realistisches Szenario bei Extremhitze.

Krankenhäuser haben Notstromgeneratoren: Zu klären ist, ob damit auch die Abschattungen versorgt werden oder ob sich verglaste Gebäudeteile auf über 50 °C erhitzen. Zudem ist eine Dieselnachlieferung bei einem Blackout ungewiss. Eine weitere Frage, die sich stellt, ist: Wie lange reichen die Lagerstände und ist ausreichend eingelagert? Medikamente, Einmalprodukte, Lebensmittel usw. können im Notfall nicht nachgeliefert werden. – Ein Blackout führt zu einem Anstieg an Ambulanzvorstellungen auf das Zweieinhalbfache – Verletzungen, Ängste und Ersatz stillliegender Arztpraxen sind die Ursache. Bei gleichzeitiger Hitze muss mit einem Massenanfall von Notfällen gerechnet werden.

Im Juni 2021 wurde aus Kanada während des „heat domes“ (in diesem Fall eine Hitzekuppel von rund 50 °C über mehrere Tage) von kriegsähnlichen Zuständen in Ambulanzen berichtet. Übrigens würde auch ein Kälteblackout – ein zweites, allerdings zunehmend unrealistisches Szenario – viele Menschen Hilfe suchen lassen.

 

Extremwetter-Gefahren für Ihre Adresse werden auf www.hora.gv.at angezeigt; das Ausdrucken eines Gebäudepasses ist möglich.

 

Vorsorge in der Hausarztpraxis

Was können Sie in Ihrer Praxis und zuhause tun?

Halten Sie Taschenlampen (Stirnlampen), Batterien für Radio usw. griffbereit, lagern Sie Vorräte ein (Bevorratung-Checkliste auf http://zivilschutzverband.at).

Haben Sie Vorrichtungen zur kühlen Lagerung von Medikamenten? Können Sie sich mit „Ihrer Apotheke“ absprechen? Sind Patientinnen mit elektrischen medizinischen Geräten vorbereitet?

Klären Sie, ob Sie im Dunkeln den Feuerlöscher finden und ihn bedienen können. Der Notruf wird nicht funktionieren. Weiters: Wer ist der Aufzugswart in Ihrem Gebäude und kann im Bedarfsfall eine Notbefreiung durchführen? In der Hitze Kollabierte können nicht antworten, auf Techniker wartet man lange.

Es gibt inselfähige Photovoltaik und Elektroautos, aus denen Strom für eine Woche gezogen werden kann – optimal beides kombiniert: Immer mehr Elektroautos können ins Hausnetz rückspeisen, das sollte bei Installation einer Wandladestation bereits eingerichtet werden. Dann könnten vollgeladene Akkus den Haushaltsstrom für eine Woche liefern.

Unter Umständen ist es nötig, zu klären, ob Kinder von der Schule per Rad oder zu Fuß abgeholt werden können und zur Not bis zur Abholung auch dort übernachten können. Bedenken Sie: Züge fahren nicht; in Städten werden auch Blaulichtorganisationen bei Ausfall der Ampeln im Stau stecken.

 

Notfall

Bei einem flächendeckenden Stromausfall stecken Sie am besten alle Geräte aus, um Schäden und Brände beim Wiederhochfahren zu verhindern. Halten Sie den Feuerlöscher griffbereit – Brandschutz ist überlebenswichtig.

Welche Medikamente müssen gekühlt werden? Sind Patientinnen mit elektrischen medizinischen Geräten in Gefahr? Kohlenmonoxid-Vergiftungen und Brände durch Kochen auf unzureichendem Gerät werden zunehmen.

Versuchen Sie, den Praxisbetrieb für Notfälle aufrecht zu erhalten – es geht auch ohne Strom viel. Nur etwa ein Drittel der Österreicherinnen hat für mehrere Wochen Wasser, Essen und Medikamente eingelagert: Wer braucht Hilfe und wie sind diese Personen erreichbar?

Bei langer Hitze oder Hochwasser kann es auch zu hygienischen Problemen kommen. Lebensmittel verderben, Trinkwasser wird mancherorts rar. Rasche und kleinräumige Hilfe ist extrem wichtig.

 

Pflege

Die ambulante und pflegerische Versorgung alter und chronisch kranker Menschen durch Hausarztpraxen sowie Pflegedienste und -einrichtungen kann durch Klimawandelfolgen noch erschwert werden. Es ist bereits jetzt mit einem hohen Aufwand durch die vermehrte Inanspruchnahme medizinischer Versorgungsstellen zu rechnen, weshalb es langfristige Planung und Vorbereitung der Maßnahmen in den entsprechenden Einrichtungen für den Fall von Extremwetterereignissen oder Blackout braucht.

Da sind zum Beispiel Patienten, die auf elektrische Geräte angewiesen sind und bei Hochwasser, Muren oder Blackout nicht mehr erreicht werden können (Stau in Städten usw.) oder ohne Aufzug das Haus nicht mehr verlassen können. Das Tragen von Verbänden und Windeln wird bei großer Hitze unerträglich, drohende Dehydratation benötigt engmaschige Kontrollen, die oftmals Angehörige oder Nachbarn übernehmen werden müssen.

Spitäler könnten in Entlassungsbriefen bereits adaptierte Textbausteine hinzufügen (z. B.: Patient ist hitzevulnerabel: Kontrolle von Körpergewicht und -temperatur, engmaschige Betreuung und Überprüfung der Wohnverhältnisse auf Überhitzung wird empfohlen) sowie Kurzinformationen für die betreuenden Personen beilegen.

 

Informieren und simulieren

Ärztinnen vermögen aufgrund des hohen Vertrauens, das ihnen von der Bevölkerung in der Regel entgegengebracht wird, einer „aufgeheizten“ Stimmung mit Information und Sorgfalt entgegenzuwirken. Das Ende ist nicht voraussagbar, aber wir Ärzte können das Gefühl vermitteln, dass man sich um alle kümmern wird.

Ausführliche Informationen für die Blackout-Vorsorge gibt es beim Zivilschutzverband (http://zivilschutzverband.at) oder im Info-Folder „Blackout und dann?“ des Bundesheers (https://www.bundesheer.at/archiv/a2021/blackout/blackout.shtml).

Mit der Blackout-Simulation „Neustart“ (https://gfkv.at/neustart) können Gemeinden und Krisenstäbe üben, gemeinsam mit der Bevölkerung die vielschichtigen Probleme eines Blackouts zu bewältigen: Fragen Sie in Ihrer Gemein

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