Studie: fast 400 Hepatitis-C-Patienten in Ostösterreich geheilt
Im Rahmen des ELIMINATE-Projekts wurden seit 2020 in Niederösterreich und Wien fast 400 Hepatitis-C-Patienten geheilt. In zehn Kliniken der beiden Bundesländer wurden alle positiven Hepatitis-C-Befunde aus den Jahren 2008 bis 2020systematisch ausgewertet, um Patienten identifizieren zu können, die potenziell noch an der chronischen Krankheit litten. Ziel des Forscherteams von der Medizinischen Universität Wien, der Klinik Ottakring und des Universitätsklinikums Sankt Pölten (Lorenz Balcar, Michael Schwarz et al.) war es, Hepatitis C in Ostösterreich zu eliminieren. Die noch lebenden Patienten wurden zu einer Kontrolle eingeladen. An 397 der erreichten 617 Personen konnte daraufhin eine antivirale Therapie verabreicht werden. Das Ergebnis: In 82,1 Prozent der Fälle trat mittlerweile eine Heilung der Erkrankung ein. Aufgrund der hohen Effizienz der Arzneimittel von rund 99 Prozent gehen die Studienautoren von einer vermutlich noch höheren Heilungsrate aus. Auffällig war jedoch, dass zum Zeitpunkt der Erhebung der Daten bereits ein Drittel der Patienten verstorben war. Dies zeige einerseits die medizinische Problematik der Erkrankung, andererseits aber auch die schwierigen sozioökonomischen Umstände der Betroffenen. Medizinische Universität Wien/Liver International
Arrhythmien durch exzessiven Alkoholkonsum
Exzessiver Alkoholkonsum hat auch bei jungen, gesunden Menschen große Auswirkungen auf das Herz. Das haben Wissenschafter um Moritz Sinner von der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des LMU Klinikums in München im Rahmen der MunichBREW-II-Studie herausgefunden. Sie werteten Daten von über 200 jungen Menschen aus, die regelmäßig ausgingen und Alkohol tranken. Während der Studie kam es zu Spitzenblutalkoholwerten von bis zu 2,5 Promille. Der Herzrhythmus wurde 48 Stunden lang mit EKG überwacht. Klinisch relevante Arrhythmien traten bei über fünf Prozent der Teilnehmer auf. Die Alkoholzufuhr führte in der Trinkphase zu einer Herzfrequenz von über 100 Schlägen pro Minute. Alkohol kann signifikant in das Herz-Kreislaufsystem eingreifen, folgern die Autoren. Bereits in der MunichBREW-I-Studie war 2015 eine Verbindung zwischen exzessivem Trinken und Herzrhythmusstörungen ermittelt worden. APA/European Heart Journal
28-jährig
verstorben ist nun in Italien der bis dato älteste Patient der seltenen Erbkrankheit Progerie, auch bekannt als Hutchinson-Gilford-Syndrom. APA
Social Media: Selbstdiagnosen von psychischen Beschwerden nehmen zu
30 Prozent der jungen Menschen in Österreich haben laut einer neuen Studie bereits ein Produkt für gesundheitliche Zwecke gekauft, weil es von einem Influencer empfohlen worden ist. Das berichtete Unterhaltungsforscherin Ass. Prof. Kathrin Karsay von der Universität Wien beim European Health Forum in Gastein. 75 Prozent der 15- bis 25-jährigen Menschen folgen Influencern auf Social Media und 30 Prozent geben an, Gesundheitsinfluencern zu folgen. Es besteht dabei – vermutlich als Folge der COVID-19-Pandemie – eine steigende Aufmerksamkeit für das Thema psychische Gesundheit. Die fehlende Regulierung, wenn Influencer sich zu mentaler Gesundheit äußern, hat Folgen: Es kommt teilweise zu Trivialisierung und Verherrlichung von mentalen Problemen. In der Konsequenz ist auf Social Media eine steigende Zahl an Selbstdiagnosen und Überinterpretationen von psychischen Beschwerden zu bemerken. Gleichzeitig habe die Jugend in Österreich noch viel Vertrauen in Gesundheitsorganisationen und -personal, sagte Karsay. APA
CAR-T-Zellen gegen Glioblastom entwickelt
Neu entwickelte gentechnisch veränderte Immunzellen können auf bestimmte Hirntumore wie das Glioblastom abzielen und dabei gesundes Gehirngewebe schonen. Gelungen ist die Erzeugung dieser Zellen Wissenschaftern um Prof. Denis Migliorini vom Universitätsspital Genf. Sie versuchen seit Jahren, Proteinmarker zu identifizieren, die von Zellen, aus denen Gliome bestehen, exprimiert werden. Nun konnten sie CAR-T-Zellen herstellen, die Antikörper gegen einen solchen Marker, PTPRZ1, tragen. Die Boten-RNA des gewünschten Antikörpers wurde in T-Lymphozyten eingeschleust. In der Folge stellte die Zelle jenen Rezeptor her, der auf der Oberfläche der Lymphozyte platziert das Tumorziel erkennt. Die CAR-T-Zellen waren aufgrund des sogenannten Proximity-Effekts auch in der Lage, kranke Zellen, die PTPRZ1 nicht trugen, zu identifizieren und zu bekämpfen. Die Behandlung wurde im Anschluss am Mausmodell erfolgreich getestet. Nun wird eine klinische Studie am Menschen in Betracht gezogen. APA/Cancer Immunology Research
KI ermöglicht Herzbildgebung mit weniger Messdaten
Voraussetzung für eine Bildgebung durch maschinelles Lernen mit weniger MRT-Daten sind perfekte Bilder, mit denen KI-Modelle trainiert werden können. Für ein Echtzeit-Bewegtbild-MRT des Herzens waren solche Bilder jedoch bisher noch zu unscharf. Dies könnte sich dank eines neuen Modells ändern, das von einer internationalen Forschergruppe um Univ. Prof. Martin Uecker und Moritz Blumenthal vom Institute of Biomedical Imaging der TU Graz entwickelt wurde. Damit können präzise Live-MRT-Bilder auch ohne solche Trainingsbilder und anhand sehr weniger MRT-Daten hergestellt werden. Die Forscher nutzten dazu Self-Supervised Learning, einen Mittelweg zwischen überwachtem und unüberwachtem maschinellen Lernen, bei dem Ausgangsdaten herangezogen werden, aus denen das Modell Bilder rekonstruieren soll. Die vom MRT-Gerät gelieferten Messdaten werden in zwei Portionen aufgeteilt. Aus der ersten rekonstruiert das Machine-Learning-Modell das Bild. Auf dieser Basis wird dann die zweite Datenportion berechnet. Gelingt dem System dies unzureichend oder gar nicht, muss das zuvor rekonstruierte Bild falsch gewesen sein. In solchen Fällen wird das Modell aktualisiert und es erstellt eine neue, verbesserte Bildvariante und Berechnung. Der Vorgang wird wiederholt, bis ein stimmiges Ergebnis vorliegt. Das System lernt dabei aus einer Vielzahl von Rekonstruktionen, wie gute MRT-Bilder aussehen. Auf diese Weise wird es darauf vorbereitet, in späteren Anwendungen direkt ein gutes Bild zu berechnen. Das Verfahren ist aus Sicht der Entwickler bereits anwendungsreif und könnte auch für andere MRT-Anwendungen herangezogen werden. APA/Magnetic Resonance in Medicine
Ruhezustand für Embryos: Chance auf Verbesserung bei künstlicher Befruchtung
Bei Versuchen mit Stammzellmodellen fand der Biologe Nicolas Rivron vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) heraus, dass die Entwicklung menschlicher Embryos künstlich pausiert werden kann. Dies könnte bei einer künstlichen Befruchtung für mehr zeitliche Flexibilität sorgen. Entwicklungspausen des Embryos sind bei vielen Säugetieren obligatorisch und erfolgen kurz vor der Einnistung in die Gebärmutter. Herbeigeführt werden können sie auch bei menschlichen Stammzellmodellen (Blastoiden), die Frühstadien der Embryonalentwicklung ähneln, indem der Signalweg mTor unterbrochen wird. Dieser steuert Wachstum, Reifung und Vermehrung von Zellen. Bei Reaktivierung des mTor-Signalwegs nahmen embryonale Modelle in Versuchsreihen ihre normale Entwicklung wieder auf. Der Ruhezustand könnte während einer in-vitro-Fertilisationsbehandlung ein größeres Zeitfenster eröffnen, um die Gesundheit des Embryos zu beurteilen. Auch eine Synchronisierung von Embryo und Mutter ist dadurch denkbar. Damit könnte die Einnistung in die Gebärmutter verbessert werden. APA/Cell
Frühgeborene: Vermehrte Einbindung der Eltern hilfreich
Eltern sollen vermehrt in die Intensivpflege ihres frühgeborenen Kindes eingebunden werden. Dazu bedarf es Konzepten und Strukturen zur Einbeziehung und Schulung der Eltern. Dies wurde auf dem Kongress der europäischen pädiatrischen Fachgesellschaften (EAPS) in Wien jüngst berichtet. Für den Haut-zu-Haut-Kontakt wird eine neuroprotektive Wirkung beschrieben, wie Prof. Sven Matthias Wellmann von der Neonatologie der Barmherzigen Brüder KUNO Klinik St. Hedwig in Regensburg mitteilte. Die Einbindung der Eltern beginnt mit dem „Känguruhen“, einer in Österreich entwickelten Methode, bei der das Baby nur mit Windel bekleidet mehrere Wochen lang täglich auf dem nackten Oberkörper von Mutter oder Vater liegt. Neben der Unterstützung der Mutter beim Stillen wurde auch der Stellenwert von psychologischer und physiotherapeutischer Unterstützung betont – auch für die Zeit nach der Entlassung. Dies helfe dabei, dass Eltern nach erfolgter Einschulung mit gewissen Folgen von Komplikationen (leichte Atemstörungen, Infektanfälligkeit, neurologische Problemen) zu Hause gut zurechtkommen. APA
© Österreichische Ärztezeitung Nr. 20 / 25.10.2024