A-IQI: Schwachpunkt LKF

25.02.2014 | Politik

Mit A-IQI – Austrian Inpatient Quality Indicators – kann man zwar Auffälligkeiten bei bestimmten Operationen oder Behandlungen messen, nicht aber die Ergebnisqualität. Schwachpunkt dabei ist die Datenbasis.
Von Agnes M. Mühlgassner

Rote Ampeln‘ bei A-IQI hätte es auch im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt für einige Eingriffe gegeben, erklärt dessen ärztlicher Direktor und Kurienobmann-Stellvertreter angestellte Ärzte der Ärztekammer Burgenland, Mathias Resinger. A-IQI ist ein Instrument zur bundesweit einheitlichen Messung von Ergebnisqualität aus LKF-Daten.

‚Rote Ampel‘ bedeutet, dass im Zuge der im Jahr 2011 durchgeführten Probephase auf Basis der LKF-Daten erhobenen Ergebnisse – wie etwa Intensivhäufigkeit, Komplikationen, Mengeninformation, Operationstechnik und Versorgungsprozesse – trotz Risikoadjustierung der Indikaroten an einer Abteilung eine statistische Auffälligkeit aufgetreten ist. Während der Probephase wurden Schwerpunktindikatoren im Rahmen von A-IQI für die Schenkelhalsfraktur, den Myokardinfarkt und die Pneumonie evaluiert. Bei einer ‚roten Ampel‘ – daneben gibt es auch noch eine gelbe sowie eine grüne Ampel – erfolgt eine entsprechende Meldung an den ärztlichen Direktor; der zuständige Abteilungsvorstand muss dann dazu Stellung nehmen. Gibt es keine plausible – etwa statistische – Erklärung dafür, kommt es zum externen Peer-review.

Bei den ,roten Ampeln‘ im Eisenstädter Krankenhaus konnten bei der genaueren Durchsicht der Krankengeschichten jedes Mal Erklärungen gefunden werden, warum es zu diesen ‚statistischen Auffälligkeiten‘ kam. Einerseits waren Patienten aufgrund ihrer Polymorbidität, die bei der LKF-Dokumentation nicht dokumentiert wird, verzögert behandelbar. Andererseits wird nicht zwischen akut und chronisch unterschieden, auch Operationsmethoden werden miteinander verglichen, ohne die medizinische Begründung zu hinterfragen. Die Dokumentationsqualität ist ausschließlich auf die Leistung (ökonomisch) fokussiert. Dadurch entsteht ein großer Mangel an dokumentierten Parametern, die unbedingt zur Ergebnisqualitätsmessung maßgeblich sind.

Medizinische Qualität aus Abrechnungsdaten?

An der Datenbasis für A-IQI, der LKFCodierung, setzt auch die Kritik von Resinger an. „Aufgrund der LKF-Dokumentation wird leistungsorientiert abgerechnet. Aber das LKF ist ja keine medizinische Qualitätsdokumentation.“ Der Versuch, aus Abrechnungsdaten medizinische Qualität zu messen, „kann nicht gut gehen“, ist der ärztliche Direktor überzeugt. Denn auf diese Weise könne man nur statistische Auffälligkeiten feststellen, aber „das sagt noch gar nichts, wie die Behandlungsqualität wirklich ist“.

Er, Resinger, kenne für die Chirurgie sehr gute Qualitätssicherungs-Systeme, wie sie beispielsweise in den USA zum Einsatz kommen. Dabei werden bei einem Patienten im Hinblick auf die Allgemeinsituation rund 50 Parameter erfasst: Hypertonie, Adipositas etc. „Aber das wird ja im LKF-System nicht abgebildet, weil ich ja nicht alles dokumentieren muss.“ Auch wird derzeit nicht erfasst, ob es sich um einen Notfall-Eingriff oder einen geplanten Eingriff handelt und diese Liste könnte man fortsetzen. Dokumentiert werden müsse das Wesentliche, „damit das Krankenhaus entsprechend leistungsorientiert abrechnet. Wolle man eine valide Dokumentation haben, bei der auch weitere, bislang im LKF nicht erhobene Parameter erhoben werden sollen, müsse dafür ein Dokumentationsassistent angestellt werden, der objektiv festgelegte Parameter dokumentiert, wie Resinger betont. Auf diese Weise gelingt es, Auffälligkeiten herauszufinden, die „der Medizin tatsächlich etwas bringen“.

Grundsätzlich zeigt sich der ärztliche Direktor davon überzeugt, dass „der Weg der richtige ist“, allerdings „bedarf es sicher noch viel Arbeit, um aus diesem System wirklich etwas zu machen“. Dies ganz besonders angesichts der Tatsache, dass ja die Auswertung auf der derzeitigen LKF-Datenbasis erfolgt. „Es wird schwer werden, eine gute Ergebnis-Qualitäts-Messung durchzuführen, wenn nicht diesbezüglich eine große Dokumentationsreform erfolgt.“

Übrigens: Im Gesundheits-Zielsteuerungsgesetz 2013 ist für den ambulanten Bereich ein vergleichbares System vorgesehen.

Interview – Mathias Resinger

System mit Potential

Ohne Dokumentationsassistenten wird die Messung der Ergebnisqualität, wie es mit A-IQI geschehen soll, ohne zusätzlichen bürokratischen Aufwand nicht zu bewältigen sein, erklärt der Kurienobmann-Stellvertreter der angestellten Ärzte der Ärztekammer Burgenland, Mathias Resinger, im Gespräch mit Agnes M. Mühlgassner.

ÖÄZ: Wird A-IQI seinem Anspruch, nämlich die Ergebnisqualität zu messen, auch tatsächlich gerecht?
Resinger: Nein, die Dokumentationsqualität aus dem LKF ist zu schwach, um wirklich medizinische Qualität messen zu können.

Die zwei zentralen Ergebnisse der Probephase aus dem Jahr 2011 lauten, dass die Abläufe noch mehr und noch genauer dokumentiert werden müssen und auch bei der Kontrolle der Behandlungsverläufe wurde Verbesserungspotential festgestellt. Das bedeutet ja letztlich nur noch mehr Dokumentation.
Ja, das ist richtig. Man müsste die Dokumentation viel exakter durchführen, viele zusätzliche Parameter müssten abgefragt werden.

Aber schon jetzt nimmt die Bürokratie im Spital überhand. Macht das Ganze dann überhaupt noch Sinn, wenn Ärzte noch mehr dokumentieren müssen?
Ja, wenn man medizinische Qualität messen will, macht das schon Sinn. Nur wer macht es? Es muss ein Arzt machen, der als Dokumentationsassistent angestellt ist. Eine Schreibkraft kann das nicht erledigen.

Was muss man tun, um A-IQI zu einem guten Tool zu machen?
Man müsste, wie bereits erwähnt, viele den Patienten betreffende Parameter abfragen und dokumentieren. Dieser große Dokumentationsaufwand ist jedoch mit dem derzeitigen, knapp bemessenen ärztlichen Personal unmöglich zu erledigen.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 4 / 25.02.2014