Standpunkt Präsident Johannes Steinhart: Säulen des Gesundheitssystems

26.02.2025 | Aktuelles aus der ÖÄK

Die aktuellen Entwicklungen zeigen uns, dass vor allem das Kassensystem in einer tiefen Krise steckt. Wenn ich dieser Tage höre, dass Spitzenvertreter der ÖGK öffentlich einen Konkurs ihrer Kasse ins Spiel bringen, dann wundere ich mich natürlich einerseits über die Finanzgebarung dahinter, mache mir aber gleichzeitig auch Sorgen um eine wichtige Säule der Gesundheitsversorgung in Österreich. Diese Säule gerät, wenn die erwarteten Zahlen der Realität entsprechen, gehörig ins Wanken.

Für mich sind die beiden wichtigsten Säulen unserer Gesundheitsversorgung die Ärztinnen und die Ärzte. Wir haben ja des Öfteren schon vom Arbeitnehmer-Obmann der ÖGK gehört, ihm sei das österreichische Gesundheitssystem, Zitat: „zu Ärzte lastig“. Für mich klingt das so, als würde man sagen, das österreichische Brandbekämpfungssystem sei „zu Feuerwehr lastig“. Was wäre denn eine sinnvolle Alternative dazu? Es sei denn man würde bewusst auf eine hohe Versorgungsqualität verzichten und Gesundheitsleistungen weg von den Ärzten, hin zu weniger oder anders qualifizierten Gesundheitsberufen verschieben. Oder eben am Beispiel der Feuerwehr mehr ungelöschte Brände in Kauf nehmen.

Fest steht: Maßgebliche Leistungserbringer im österreichischen Gesundheitssystem sind nun einmal die rund 50.000 Ärztinnen und Ärzte mit ihren täglich mehr als 500.000 Patientenkontakten in Ordinationen und Spitälern. Und ebenfalls steht fest: Ärztliche Leistungen gibt es nicht umsonst. Ein gutes und starkes solidarisches Gesundheitssystem darf nicht nur etwas kosten – es muss etwas kosten, und zwar aufgrund der demografischen Entwicklungen und der medizinischen Fortschritte immer mehr. Und es muss den politisch Verantwortlichen, die ich dabei klar in der Bringschuld sehe, auch etwas wert sein.

Dr. Johannes Steinhart
Präsident der Österreichischen Ärztekammer

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 4 / 25.02.2025