Standpunkt Johannes Steinhart: Fakten lügen nicht

25.06.2024 | Aktuelles aus der ÖÄK

Dass es im Kassenbereich aktuell Probleme gibt, wird immer deutlicher. Seit 15 Jahren warnt die Ärztekammer vor der Pensionierungswelle und der Ärzteknappheit in diesem Bereich, seit fast zehn Jahren liegt unsere Forderung nach 1.300 neuen Kassenstellen auf dem Tisch. Nachdem sich die Situation nicht mehr ignorieren lässt, haben einige Systempartner in den vergangenen Wochen versucht, ihr eigenes Verschlafen der Versorgungs-Probleme der Ärztekammer in die Schuhe zu schieben.

Lassen wir die Fakten anhand von drei konkreten Beispielen für sich sprechen:
Die Ärztekammer hat eigenständig in harter jahrelanger Arbeit einen modernen einheitlichen Leistungskatalog erstellt – aus der Motivation heraus, Verbesserungen für Patienten zu erreichen. Eigentlich wäre das Aufgabe der Gesundheitskasse gewesen, die sich erst lange nach der Präsentation unseres Leistungskatalogs überhaupt damit befasst hat. Umgesetzt ist der Katalog nach drei Jahren noch immer nicht.

Auch bei der bevorstehenden verpflichtenden Einreichung von Wahlarzt-Honorarnoten an die Sozialversicherung gibt es allerlei Unklarheiten, die man uns anzulasten versucht. Doch zunächst müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen geklärt werden. Dass der Gesetzestext entscheidende Lücken hat, kann man nicht uns zum Vorwurf machen. Diese Lücken werden wir mit dem Dachverband konsensual schließen und damit unserer Verantwortung für unsere Patienten nachkommen, die klare Regeln verdient haben. In ihrem Interesse werden wir einfordern, dass ihnen künftig 100 Prozent des Kassentarifs erstattet werden. Denn schließlich übernehmen dann Wahlärzte viel Aufwand, den bisher die Kassen getragen haben.

Ein drittes Thema: Seit Jahren macht sich die Ärztekammer für Prävention stark und hat ein Konzept für einen Jugendpass erarbeitet, der eine engmaschigere medizinische Versorgung der Sechs- bis Achtzehnjährigen bringen würde. Es müsste nur noch umgesetzt werden. Wird es aber nicht.

Die Säumigkeit der ÖGK hat leider seit Jahren System: Die harte Entwicklungs- und Konzeptarbeit, die von der Ärztekammer geleistet wird, landet auf Nimmerwiedersehen in den Schubladen von Kassenbürokraten. Doch auf der anderen Seite hagelt es Kritik, wenn nicht jeder halb- oder völlig unausgegorene ÖGK-Vorschlag sofort von uns uneingeschränkt bejubelt wird. Dagegen werden wir weiter ankämpfen. Denn am Ende zahlen sich hartes Arbeiten und das unermüdliche Bohren dicker Bretter immer aus.

Dr. Johannes Steinhart
Präsident der Österreichischen Ärztekammer

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 12 / 25.06.2024