Der Wandel unserer Welt hin zu einer globalisierten Gesellschaft schreitet unaufhaltsam voran und bringt viele aktuelle Entwicklungen mit sich, die keine Landesgrenzen kennen: Die von riesigen internationalen Unternehmen mit ihrer schier grenzenlosen Finanzmacht befeuerte Konzernisierung, die Versorgung Österreichs mit Medikamenten und Impfstoffen, die Ausbildung und der Wettkampf um die besten Ärztinnen und Ärzte – all diese Themen können wir nicht mehr nur auf nationaler Ebene bearbeiten und lösen. Unter anderem in den Gremien der Europäischen Union werden in den kommenden Jahren Entscheidungen fallen, die unser Gesundheitssystem ganz maßgeblich und nachhaltig beeinflussen werden. Diese Weichenstellungen müssen besonders gut durchdacht vorgenommen werden.
Daher haben wir den Spitzenkandidaten der fünf österreichischen Parlamentsparteien für die anstehende EU-Wahl am 9. Juni einen Fragebogen übermittelt, um ihre Positionen zu diesen eminent wichtigen Zukunftsthemen aufzuzeigen. Was sind ihre Ansatzpunkte, um Versorgungsengpässe zu verhindern? Welche Maßnahmen müssen bei Ärzte- und Pflegemangel gesetzt werden? Wie kann die drohende Konzernisierung der Medizin in Schach gehalten werden? Und wie halten Sie es mit der Frage der Studienplätze? So können Sie, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, sowie alle ÖÄZ-Leserinnen und -Leser sich ein Bild davon machen, worum es bei dieser Wahl geht und was Ihre Stimme bewirken kann.
Unsere Position ist dabei ganz klar: Wir werden weiterhin einfordern, dass sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene alle Anstrengungen unternommen werden und auch Investitionen getätigt werden, damit unser solidarisches Gesundheitssystem auch weit über Legislaturperioden hinaus stabil, sicher und für alle Versicherten zugänglich bleibt.
Auch ein anderes großes Thema der Zukunft zeigt uns klar die Notwendigkeit auf, europäisch und global zu denken: Die Digitalisierung macht an keiner nationalen Grenze halt und ist schon jetzt dabei, jeden einzelnen Lebensbereich zu transformieren – und natürlich auch die Medizin. Mit den Themenbereichen Telemedizin, e-Health, KI und Datensicherheit wird sich ab sofort ein neuer Themenschwerpunkt in der ÖÄZ beschäftigen. Den Anfang macht in dieser Ausgabe der Bericht zum Auftritt der Österreichischen Ärztekammer bei der dHealth 2024, der zentralen österreichischen Fachtagung zum Thema Gesundheitsinformatik.
Dr. Johannes Steinhart
Präsident der Österreichischen Ärztekammer
© Österreichische Ärztezeitung Nr. 10 / 25.05.2024