Standpunkt: Johannes Steinhart: Steuerung mit Plan und Ziel

26.04.2023 | Aktuelles aus der ÖÄK

Es ist wieder einmal soweit: Die 15a-Verhandlungen zum Finanzausgleich stehen an und damit das übliche Gezerre zwischen Bund und Ländern, wohin im öster-reichischen Gesundheitswesen das Geld in den nächsten Jahren fließen soll.

Eine der zentralen Maßnahmen, um im österreichischen Gesundheitswesen alle Ressourcen so zur Verfügung zu stellen, dass diese bestmöglich eingesetzt werden und die Patientinnen und Patienten entsprechend dem Bedarf versorgt werden, ist eine strukturierte Patientenlenkung. Einen entsprechenden Beschluss hat der Vorstand der Österreichischen Ärztekammer kürzlich gefasst.

Ein Konzept dazu haben Experten der Ärztekammer Oberösterreich vorgelegt. Grundsätzlich geht es darum, dass künftig die Finanzierung des gesamten ambulanten Bereichs – also sowohl der niedergelassenen Kassenärzte als auch der Spitalsambulanzen – aus einer Hand erfolgt. Ein Gesamtvertrag mit einem gemeinsamen Leistungsangebot und gemeinsamen Tarifen sollte dafür die Grundlage bilden.

An sich wäre es die Aufgabe der Spitalsambulanzen, Erste Hilfe und Anlaufstelle für Notfälle zu sein, für die Vor- und Nachbetreuung von Spitalspatienten zu sorgen sowie spezialisierte Leistungen anzubieten. Dass die Realität schon lange eine andere ist, ist ein offenes Geheimnis. Die völlig überlasteten Spitalsambulanzen sind ein unerträglicher Zustand für alle dort Tätigen – und sie sind ebenso ein unerträglicher Zustand für alle diejenigen, die mangels anderer Möglichkeiten ebendiese Spitalsambulanzen aufsuchen.

Dass sich im Zuge der besseren Steuerung der Patientenströme auch die Finanzierung der in den Spitalsambulanzen erbrachten Leistungen abbilden muss, steht außer Zweifel. Die Details dazu werden in den Verhandlungen zum Finanzausgleich festzulegen sein. Auch die Frage, ob es darüber hinaus noch weitere Steuerungsmaßnahmen braucht und wie sie aussehen könnten, wird zu klären sein. Eines aber ist schon jetzt völlig klar: Eine Ambulanzgebühr als Steuerungs-maßnahme ist es aus Sicht der Österreichischen Ärztekammer definitiv nicht.

Klar ist auch, dass das Gesundheitssystem insgesamt mehr Geld benötigen wird: für Ärztinnen und Ärzte ebenso wie für Personal ganz generell, für die rasante Entwicklung in der Medizin, der Pharmazie und der Medizintechnik – auch angesichts der demografischen Entwicklung.

Was es auf jeden Fall auch braucht, sind Maßnahmen im Bereich der Bildungspolitik. Die Gesundheitskompetenz der Menschen muss in vielerlei Hinsicht gestärkt werden. Da geht es um Wissen über gesunde Ernährung, um gesundes Verhalten ganz generell ebenso wie das Wissen über Hausmittel, das früher von Generation zu Generation weitergegeben wurde und die als erste Maßnahme eingesetzt wurden – und nicht die Spitalsambulanz als erste Versorgungsebene aufgesucht wurde.

‚Weiter so wie bisher‘ wird im Gesundheitssystem nicht funktionieren. Es braucht Steuerung mit Plan und Ziel.

Dr. Johannes Steinhart
Präsident der Österreichischen Ärztekammer

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 8 / 25.04.2023