Turnus-Evaluierung: „Nicht mehr wegzudenken“

25.01.2014 | Politik

„Nicht mehr wegzudenken“

Weiterhin eine konstant hohe Beteiligung und eine Bestätigung der bisherigen Ergebnisse der Evaluierung: So sieht der aktuelle Zwischenbericht der von der Bundeskurie angestellte Ärzte durchgeführten Turnusärzte- Evaluierung aus.
Von Agnes M. Mühlgassner

Die Turnusärzte-Evaluierung ist ein Instrument, das nicht mehr wegzudenken ist, wenn es darum geht, die Fehler im System bei der Ausbildung aufzuzeigen“, so beurteilt der Turnusärztevertreter und stellvertretende Obmann der Bundeskurie angestellte Ärzte, Karlheinz Kornhäusl, die aktuellen Ergebnisse der seit 2011 laufenden Turnus-Evaluierung. Diese wurden kürzlich im Rahmen einer Sitzung der Bundeskurie angestellte Ärzte in Wien präsentiert.

Die Fakten: 48 Prozent aller Turnusärzte, die erstmals zur Bewertung eingeladen werden, nehmen dieses Angebot wahr (in absoluten Zahlen: 3.600 von 7.000 Turnusärzten). Bei der Wiedereinladung zeigt sich eine Quote von 82 Prozent (5.700 Teilnahmen von 7.000 Eingeladenen). „Das ist sensationell hoch“, wie Alois Alkin vom Ärztlichen Qualitätszentrum in Linz – es ist mit der Durchführung der Untersuchung beauftragt – betont. Die Beteiligung sei insgesamt seit einem Jahr konstant hoch mit dem Effekt, dass „die Zahl der auswertbaren Abteilungen kontinuierlich ansteigt“, so Studienleiter Alkin. Derzeit sind Bewertungen von 7.437 Abteilungen verfügbar.

Was dabei laut Alkin hervorsticht: Zwei Abteilungen, die nach dem Schulnoten-System die Bewertung 1,0 aufweisen. Zum einen handelt es sich dabei um eine Abteilung für Akutgeriatrie in Oberösterreich; zum anderen um eine für Anästhesie und Intensivmedizin in Tirol. Den besten durchschnittlichen Wert erzielen Vorarlberg mit 2,49 (bei insgesamt 302 Bewertungen) sowie Wien mit 2,96 (bei 1.136 Bewertungen). Am unteren Ende der Skala finden sich die Bewertungen zwischen 4,5 und 4,71 auf. Alkin dazu: „Zwischen 1,0 bis 4,71 ist alles vertreten.“ Ganz generell beurteilen zehn Prozent der Teilnehmer die Ausbildung mit einem glatten „Nicht genügend“.

Auch Turnusärzte in Lehrpraxen nehmen das Angebot der Evaluierung an. So bewerten 49 Teilnehmer aus verschiedensten Lehrpraxen diese mit 1,14 – womit die Lehrpraxen alle „sehr, sehr gut“ liegen, wie Alkin unterstreicht, und zwar im Bereich von 1,14 bis 1,96. Insgesamt würden die Lehrpraxen somit in allen auswertbaren Bundesländern viel besser bewertet als der Durchschnitt.

Im Zuge der Evaluierung wird auch abgefragt, ob ein Ausbildungskonzept vorliegt. Hier zeigt sich, dass es auf Ebene der Bundesländer große Unterschiede gibt. An durchschnittlich 41 Prozent der Abteilungen gibt es ein Ausbildungskonzept, das umgesetzt wird. Diese Quote schwankt zwischen zwischen 22 Prozent (Burgenland) und 53 Prozent (Vorarlberg). Am stärksten verbreitet sind Ausbildungskonzepte in den Fächern HNO, Pädiatrie und Anästhesie; am wenigsten in der Chirurgie.

Die Qualität und Umsetzung des Ausbildungskonzeptes werden am besten in Vorarlberg, Salzburg und Kärnten bewertet; am schlechtesten in Wien. Nach Fächern betrachtet sieht das wie folgt aus: Die Bewertungen für Anästhesie (1,28), Augenheilkunde (1,82) und Lungenheilkunde (1,83) fallen am besten aus; schlechte Noten gibt es für die Umsetzung in der Chirurgie (2,68), Dermatologie (2,64) sowie Gynäkologie (2,84).

Für Alkin sind es ganz konkret drei Aspekte, die den stärksten Einfluss auf die Gesamtbewertung der Abteilung haben:
1) Die Umsetzung und Qualität des Ausbildungskonzeptes
2) Das Bemühen der Abteilungs-Verantwortlichen um die Ausbildung
3) Die Unterstützungsbereitschaft für die Turnusärzte

Karlheinz Kornhäusl sieht sich in seinen Forderungen – u.a. nach einer qualitativ hochwertigen Ausbildung – bestätigt. Und weiter: „Eine unserer zentralen Forderungen ist nach wie vor, dass Jungärztinnen und Jungärzte am Patienten und mit dem Patienten tätig sein wollen.“ Das bedeute aber gleichzeitig, dass „alle Arzt-fremden Tätigkeiten wie übermäßige Administration und diverse Flascherl-Runden abzulehnen sind“.

„Weiter dran bleiben“

Erfreut zeigt er sich über das bislang unverändert große Interesse an der Evaluierung. Sein Appell: „Bitte weiter so dran bleiben und aktiv Feedback geben.“ All diejenigen, die in der nächsten Zeit erstmals gebeten werden, an der Turnusevaluierung teilzunehmen, sollten diese Möglichkeit der Rückmeldung jedenfalls in Anspruch nehmen und so die Ausbildung „aktiv mitgestalten“, wie Kornhäusl betonte.

Für den Kurienobmann angestellte Ärzte in der ÖÄK, Harald Mayer, sind die konstant hohen Teilnehmerzahlen „ein Zeichen dafür, dass die Turnusevaluierung als Qualitätskriterium akzeptiert wird und dass man als Abteilung zu den besten dazugehören will“. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Immer mehr Abteilungen bemühten sich darum, bei der Evaluierung gut abzuschneiden. Was in Oberösterreich auch entsprechend honoriert wird: So erhalten alle Abteilung bei einer Bewertung bis 2,0 einen „Ausbildungs-Award“. Der sollte jedoch – geht es nach Mayer – in Zukunft gar nicht mehr nötig sein, weil es dann „für alle Abteilungen eine Selbstverständlichkeit ist, eine entsprechende Ausbildung anzubieten“. Nur so könnten junge Kolleginnen und Kollegen motiviert werden, ihre Ausbildung in Österreich zu absolvieren – und auch, dass sie „gerne hier arbeiten und auch bleiben wollen“.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 1-2 / 25.01.2014

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