Hypertonie: Bessere Kontrolle durch Kombinationspräparat

25.09.2010 | Medizin

Durch die Kombination zweier Wirkstoffe ist sowohl eine bessere Blutdrucksenkung als auch eine dauerhafte Blutdruck-Kontrolle möglich, wie neueste Studienergebnisse beim Europäischen Kardiologiekongress in Stockholm zeigen.
Von Birgit Oswald

Die Experten stimmten in den ersten Minuten der Veranstaltung zum Thema „Herausforderung des Hypertonie-Managements“ anlässlich des Europäischen Kardiologiekongresses 2010 in Stockholm Ende August überein, dass Bluthochdruck viel zu selten erkannt und in vielen Fällen nicht adäquat therapiert werde.

„Bluthochdruck ist ein primärer Risikofaktor für einen ernsten kardiovaskulären Zwischenfall wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Herz-Kreislauferkrankungen sind weltweit Todesursache Nummer eins“, warnt Sarah Jarvis, Allgemeinmedizinerin und Sprecherin des Royal College of General Practitioners in Großbritannien. Speziell weil sehr viele Menschen auf Grund weiterer Erkrankungen eine große Zahl an Medikamenten einnehmen müssten und sie oft keinerlei Beschwerden durch Bluthochdruck verspüren, sei es oft nicht leicht, die Patienten von der Notwendigkeit der regelmäßigen Einnahme der Blutdruckmedikamente zu überzeugen. Die unregelmäßige Einnahme stelle aber ein großes Problem in der Blutdruckkontrolle dar. „Gut verträgliche Behandlungsmöglichkeiten, die die Pillenbelastung für meine Patienten reduzieren, werden zu einem besseren Management ihrer Hypertonie und zu besseren Ergebnissen führen. Das ist vor allem für diejenigen Patienten wichtig, die ein großes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen aufweisen, weil sie unter starker Hypertonie, Diabetes oder dem metabolischen Syndrom leiden“, so Jarvis.

24h-RR-Senkung

Um die tägliche Medikamentenzahl der Patienten zu reduzieren, diskutierten die Experten ein neues Kombinationspräparat, das zwei Wirkstoffe miteinander vereinen soll. Die zu einer Tablette zusammengefassten Medikamente umfassen Telmisartan, einen Angiotensin-Rezeptorblocker, und Amlodipin, einen Kalziumkanalblocker. Diese beiden Stoffe zeichnen sich laut Studie durch die am längsten anhaltende Wirkung in ihrer Klasse aus und gewährleisten eine Senkung des Blutdrucks für 24 Stunden. Telmisartan sei den Aussagen der Experten zufolge außerdem der einzige Angiotensin-Rezeptorblocker mit der Indikation zum Schutz des Herzens bei Patienten mit dem Risiko ernster kardiovaskulärer Erkrankungen. Durch die Kombination der Präparate soll eine leichtere Einnahme für Patienten und eine bessere Kontrolle der behandelnden Ärzte möglich werden.

Die besagten Wirkstoffe Telmisartan und Amlodipin wurden in einer achtwöchigen Doppelblind-Studie an 858 Patienten mit schwerem Bluthochdruck (systolisch ≥ 180 mmHg, diastolisch ≥ 95 mmHg) getestet. Dabei wurden die Probanden per Zufall in drei Gruppen aufgeteilt, wovon eine Gruppe 80 mg Telmisartan und 10 mg Amlodipin erhielt. Die beiden restlichen Gruppen bekamen jeweils eine Monotherapie: die eine Gruppe mit 80 mg Telmisartan und die andere Gruppe mit 10 mg Amlodipin. Im Vergleich zu den Patienten, die eine Monotherapie erhalten hatten, verbesserte sich bei der Gruppe, die das Kombinationspräparat erhielt, die durchschnittliche Senkung des systolischen Blutdrucks um bis zu 50 mmHg.

Rascher Effekt

Dieses Ergebnis stellt laut Studie die bisher größte Blutdrucksenkung dar, die in der antihypertensiven Therapie erreicht wurde. Weiters konnte bei 46 Prozent der Patienten eine Blutdrucksenkung von mehr als 50mmHg festgestellt werden. Bereits nach einwöchiger Einnahme des Kombinationspräparats trat im Vergleich zur Einnahme des jeweiligen Monopräparats eine bessere Senkung des systolischen Blutdrucks (minus 31,9 mmHg) auf. Außerdem konnte durch die Gabe des Kombinationspräparats eine dauerhaft höhere Kontrolle des Blutdrucks erreicht werden. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Kombination von Telmisartan und Amlodipin eine sichere Blutdrucksenkung bewirkt und ein besseres Sicherheitsprofil aufweist als die jeweiligen individuellen Therapien. Das ist ein wichtiger Punkt, um die Adhärenz zu verbessern, die oft ein Hindernis für eine erfolgreiche Blutdruckkontrolle ist“, resümiert Prof. Michael Böhm, Direktor der Klinik für Innere Medizin III der Universität des Saarlandes. Laut dem Experten würden die Daten bestätigen, dass Kombinationstherapien besonders für jene Patienten mit schwerem Bluthochdruck geeignet sind. Somit zeichnet sich laut Studie die Kombinationsvariante durch ein günstiges Sicherheits- und Toleranzprofil aus.

Das Kombinationspräparat hätte nicht nur Böhm selbst, sondern auch weitere Institutionen überzeugt, wie der Experte betont: „Überzeugende Ergebnisse der Kombination von Telmisartan und Amlodipin führten zur positiven Meinung des European Committee for Medicinal Products for Human Use.“

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 18 / 25.09.2010