Bei einem von der Bundeskurie niedergelassene Ärzte organisierten Gipfeltreffen wurde eines klar: das Faxgerät war ein Allrounder. Eine digitale Lösung für alle Teilbereiche in der Gesundheitsversorgung werde erst mittel- bis langfristig möglich sein. Abhilfe verschaffen vorläufig gerichtete und bereits etablierte Befund-Übermittlungssysteme.
Sophie Niedenzu
Info: BEFUND-ÜBERMITTLUNGSSYSTEME
Die Bundeskurie niedergelassene Ärzte der Österreichischen Ärztekammer empfiehlt, bis eine alternative öffentliche Lösung zur Verfügung gestellt wird, als Faxersatz für die intersektorale Kommunikation primär die bewährten und im Gesundheitsbereich etablierten gerichteten BefundÜbermittlungssysteme (z.B. DaMe, Medical Net oder GNV) zu verwenden.
Es sei eine österreichische Unsitte: Ein bestehendes System wird abgeschafft, bevor ein ausgereiftes neues System verfügbar ist. Diese Diagnose wurde im Rahmen eines Gipfelgesprächs gestellt, das die Bundeskurie niedergelassene Ärzte der Österreichischen Ärztekammer organisiert hat. Im Mittelpunkt stand dabei das Faxgerät, das seit Anfang des Jahres nicht mehr für die Übermittlung von Gesundheitsdaten und genetischen Daten verwendet werden darf. Ziel des Gipfels war, alle Betroffenen an einen Tisch zu bekommen, um bestehende Probleme gemeinsam zu diskutieren und rasch Lösungswege zu finden.
Unmittelbar vor dem Faxablösegipfel wurden technische Probleme in der Kommunikation zwischen der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) und den Krankenhäusern in der Steiermark publik. Es sei ein „Versäumnis“, dass die ÖGK in Wien zu spät auf das Fax-Verbot reagiert habe und elektronische Alternativlösungen, die durchwegs nicht kompatibel mit dem steirischen System seien, zu spät ausgearbeitet worden seien. Die Folge: Patienten mussten länger warten, etwa für die Bewilligung hochpreisiger Medikamente, bei Anträgen für beispielsweise Sondennahrungen, Heilbehelfe, Flaschensauerstoff sowie Pflegegeld, Rehabilitation und Kur. Die ad-hoc Lösungsansätze der betroffenen Spitäler: Es wurden Boten eingesetzt, um die Fax-Übermittlung zu ersetzen. Dass eine gemeinsame Lösung von allen Beteiligten aktiv gesucht wird, zeigte die zahlreiche Teilnahme am Gipfeltreffen. Neben Vertretern der Ärzteschaft, des Dachverbands der Sozialversicherungsträger, der SVS, der BVAEB, der ÖGK, der ELGA GmbH nahmen auch Vertreter von Providern, vom IT-Forum der österreichischen Krankenhaus-Träger und aus der technischen Industrie teil, ebenso waren Experten aus der Pflege, der Arztassistenz und der Patienten vor Ort.
Fax bisher fixer Bestandteil
Die Lösung der Sozialversicherung sei zwar kostenfrei, aber sektorenübergreifend problematisch, so der Grundtenor. Spitäler hätten beispielswiese Probleme bei den Bewilligungsverfahren, die zudem von den Sozialversicherungen unterschiedlich vorgegeben werden. Grundsätzlich stelle sich sowieso die Frage, ob alle Bewilligungen noch zeitgemäß seien, in Zeiten, in denen Bürokratieabbau angesichts der knappen Ressourcen umso wichtiger werde. Das Gesundheitspartnerportal, das die Sozialversicherung zur Verfügung stelle, funktioniere im Spitalsbereich nicht, hier gebe es technische Hürden, etwa bei den Login-Möglichkeiten. Neben der Sozialversicherung müssten Spitäler auch beispielsweise mit Behörden kommunizieren können, etwa bei Verletzungsanzeigen.
Das Ziel müssten einheitliche Regelungen sein, die auch die Systeme in den Krankenhäusern mit bedenke und integriere, man dürfe bei der Implementierung nicht auf die Spitäler vergessen – das Gesundheitspartnerportal sei eine schnelle Lösung vom Dachverband gewesen, die schon bestanden hätte, aber in ihrer Funktion ursprünglich nicht für Krankenhäuser gedacht gewesen sei. Es müsse eine Software für alle geben, die nicht nur die Kommunikation – etwa bei Bewilligungsverfahren – sicher und zielgerichtet ermöglicht, sondern auch eine Befundübermittlung. Ärztinnen und Ärzte müssten sich auch unkompliziert mit den Behörden austauschen können, etwa bei der Bewilligung von Medikamenten im Rahmen von Substitutionstherapien oder bei Gutachten.
Die zahlreichen Probleme auf unterschiedlichen Ebenen, die beim Gipfel dargelegt wurden, haben gezeigt, was davor in der Form nicht klar gewesen sei: Das Fax war fixer Bestandteil im medizinischen Alltag. Nun sei grundsätzlich die Chance für eine technische Innovation da – wenngleich eine Planbarkeit wünschenswert gewesen wäre. Eine Herausforderung sei der Change-Prozess im Arbeitsablauf.
Kurzfristige und langfristige Lösungen
Kurzfristig gebe es die Lösung mit den gerichteten Befund-Übermittlungssystemen (siehe Infobox). Dazu wurde beim Gipfel eine Druckertreiberlösung präsentiert, mit deren Hilfe ein Telefonbuch für die gerichtete Kommunikation benutzt werden könne (siehe Infobox). Die Kommunikation ist auch ohne Arztsoftware möglich. Mittelfristig arbeite die ELGA GmbH an einem Matrixprotokoll mit open source, um ein zentrales, aus öffentlicher Hand gezahltes, Telefonbuch für alle zugänglich zu machen – das würde aber noch Zeit in Anspruch nehmen. Den öffentlichen Auftrag habe die ELGA GmbH erst im Sommer 2024 erhalten. Langfristig sei eine digitale Lösung notwendig, die die gesamte Kommunikation ermögliche, bis hin zum Patienten, im Sinne einer patient summary.
Ohne entsprechende Förderungen würden die digitalen Lösungen, die alle Beteiligten – Ärzte, Patienten, Behörden, Pflege – mit bedenke, auch länger dauern. Die Entscheidung zur Förderung von digitalen Tools sei eine politische – diese dürfe aber nicht auf dem Rücken der Patienten erfolgen, so der Grundtenor der Teilnehmer.
Info: DRUCKERTREIBERLÖSUNG FÜR GERICHTETE KOMMUNIKATION
Der CGM PostfachDrucker, der von der CGM Arztsysteme Österreich in Kooperation mit deren Schwesterunternehmen HCS und in Abstimmung mit der Österreichischen Ärztekammer zur Verfügung gestellt wird, kann kostenlos unter www.cgm.com/atpostfachdrucker heruntergeladen werden. Er ermöglicht es, jegliche Dokumente per Druckauftrag an die sichere Befundkommunikation zu übergeben. Damit entfällt nicht nur der aufwändige Papier und Versandprozess, sondern die Kommunikation wird auch erheblich beschleunigt.
© Österreichische Ärztezeitung Nr. 4 / 25.02.2025