Seit Beginn des Jahres dürfen Gesundheitsdaten nicht mehr per Fax übermittelt werden. Die ELGA GmbH arbeitet unter anderem im intensiven Austausch mit der Ärzteschaft an einem Konzept für eine zentrale, öffentliche digitale Lösung. Bis dahin empfiehlt die Bundeskurie niedergelassene Ärzte allen Ärztinnen und Ärzten, etablierte gerichtete Befund-Übermittlungssysteme zu nutzen.
Sophie Niedenzu
Auch das Faxzeitalter hat ein Ende. Viele Jahre lang durfte das Fax durch Ausnahmebestimmungen und Übergangslösungen für die Übermittlung von Gesundheitsdaten und genetischen Daten weiterverwendet werden. Damit ist seit 1. Jänner 2025 Schluss. Für die Übermittlung sensibler personenbezogener Daten hat das Faxgerät hinsichtlich Vertraulichkeit dasselbe Sicherheitsniveau wie ein unverschlüsseltes Mail. Im Klartext: Fax gilt also als zu unsicher und nicht datenschutzkonform. „Für uns im Gesundheitswesen ist das sowohl technisch als auch organisatorisch ein großer Change-Prozess“, sagt Alexander Moussa, Leiter des Referats e-Health in Ordinationen der Österreichischen Ärztekammer. Gerade bei Ärztinnen und Ärzten sei das Fax beliebt für die direkte Datenübertragung.
Eine Plattform für alles
Was ist nun die Alternative? Es gebe Lösungen für eine sichere Kommunikation, unter anderem DaMe und Medical Net, aber diese böten noch nicht alles, was im Arbeitsalltag notwendig wäre, sagt Moussa: „Es geht darum, dass jeder Akteur im Gesundheitswesen sowohl mit anderen Akteuren im Gesundheitswesen als auch mit Patientinnen und Patienten in Verbindung treten kann – und zwar über die gleiche Plattform“, sagt er. Die technische Lösung dürfe nicht zu komplex sein und müsse die Interoperabilität sicherstellen. „Auf dem Markt gibt es bisher keine technische Lösung, die diese Anforderungen erfüllt“, ergänzt Stefan Sabutsch, technischer Geschäftsführer der ELGA GmbH. Die Politik hat deshalb die ELGA GmbH beauftragt, gemeinsam mit den Systempartnern ein Konzept für ein öffentliches Faxersatz-Tool zu erarbei ten. „Ziel ist die Entwicklung einer sicheren, modernen Plattform, die sowohl einen direkten Messenger zur Dokument- und Bildübertragung hat, aber auch eine direkte Sprachkommunikation erlaubt und in bestehende Systeme eingebettet werden kann“, erklärt Sabutsch. Dass die ELGA GmbH dafür ein Umsetzungskonzept erarbeiten soll, sei für Moussa naheliegend: „Wichtig ist die sektorenübergreifende Kommunikation und da ist eben die ELGA GmbH Dreh-und Angelpunkt, denn sie ist in Kontakt mit den Spitalsbetreibern, mit öffentlichen Institutionen, mit Magistraten, Behörden – aber auch mit Ärztinnen und Ärzten“, sagt Moussa. Die Planung und Umsetzung der öffentlichen Faxalternative werde noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Daher empfiehlt die Bundeskurie niedergelassene Ärzte der Österreichischen Ärztekammer, als Faxablöse primär die bewährten und im Gesundheitsbereich etablierten, gerichteten Übermittlungssysteme zu verwenden (siehe Infobox).
Derzeit viele Insellösungen
Ziel müsse sein, dass die Kommunikation zum Patienten rasch, sicher und unkompliziert erfolgt. „Hier gibt es Insellösungen von verschiedenen Anbietern, aber keine gemeinsame Lösung“, sagt Moussa. Derzeit werde intensiv daran gearbeitet, eine Faxersatzlösung zu finden, die schneller und leichter bedienbar sein wird, als es das Fax bisher war: „In der Zukunft soll es möglich sein, mit einem Klick jedes Dokument oder Bild unabhängig von der Software, die benutzt wird, nicht nur auszudrucken, sondern direkt gerichtet zu versenden – alles, was man ausdrucken kann, soll auch versendbar sein, und das wird zukünftig ein großer Vorteil sein“, sagt Moussa. Es sei gleichzeitig auch eine große Veränderung in der Arbeitsroutine, die auch eine Anpassung der Ablaufprozesse benötige, ergänzt er.
Einheitliches Adressverzeichnis
Ein wichtiges Kernthema für das zukünftige Tool sei das „Adressbuch“. Wie in einem Telefonbuch müsse der Adressat klar und unzweifelhaft auswählbar sein: „Das muss dann genauso zielgerichtet funktionieren wie konkreter Ansprechpartner beispielsweise in einer Abteilung in einem Krankenhaus ist – und die Daten nicht im Nirgendwo verschwinden“, sagt Moussa. „Die elektronische Übertragung muss diesen Komfort, den man bisher durch das Faxen hatte, beibehalten und verbessern, und dafür benötigen wir ein einheitliches, aktuell gehaltenes, Adressverzeichnis“, ergänzt Sabutsch. Es gebe zwar jetzt schon Adressverzeichnisse für den gerichteten Befundversand, die von den Anbietern bereitgestellt werden, aber das müsse noch viel umfangreicher werden: „Wir werden gemeinsam daran arbeiten, einen globalen Verzeichnisdienst zu erstellen, der dann für jede Arbeitsumgebung eine zufriedenstellende öffentliche Lösung bietet“, sagt Sabutsch. Natürlich werde die Planung und Umsetzung noch einige Zeit in Anspruch nehmen, aber Moussa zeigt sich optimistisch: „Am Ende des Tages wird es uns gelingen, das Ende des Faxzeitalters gut über die Bühne zu bringen – wenn der politische Wille dazu auch da ist.“
Info Faxersatz
Die Bundeskurie niedergelassene Ärzte der Österreichischen Ärztekammer empfiehlt, bis eine alternative öffentliche Lösung zur Verfügung gestellt wird, als Faxersatz für die intersektorale Kommunikation primär die bewährten und im Gesundheitsbereich etablierten gerichteten Befund-Übermittlungssysteme (z.B. DaMe, Medical Net oder GNV) zu verwenden.
© Österreichische Ärztezeitung Nr. 3 / 10.02.2025