Wie gut unsere privaten und öffentlichen medizinischen Universitäten sind, diese Frage wurde bei einer Enquete der Bundeskurie angestellte Ärzte (BKAÄ) der ÖÄK in Krems diskutiert. Der Tenor: Die universitäre Ausbildung in Österreich ist gut und wird privat wie öffentlich als gleichwertig angesehen – auch wenn sie nicht „gleich“ ist.
Thorsten Medwedeff
„Confusion is next“ lautet der Titel des traditionellen Donaufestivals in Krems, das Anfang Mai stattfand. Mittendrin, wenn auch natürlich nicht im Programm des großen Kultur-Events dabei, veranstaltete die BKAÄ eine Enquete, um der Frage nachzugehen „Wie gut sind Österreichs private Medizin-Unis – und was spricht für die öffentlichen Medizinischen Universitäten?“
Viel Konfusion gab es dabei nicht, denn der gemeinsame Tenor wurde in den Vorträgen und der anschließenden Diskussion mit dem hochkarätig besetzten Publikum schnell klar: Die medizinische Ausbildung an den heimischen Unis ist gut, im benachbarten Ausland nimmt man die Absolventen aus Österreich mit offenen Armen, allein diese im Land zu halten, das ist der gordische Knoten, den es zu durchschlagen gilt. Letzteres wurde auch heftiger diskutiert als etwa der Unterschied zwischen privaten und öffentlichen Unis. Es müsse ein gedeihliches Mit- und Nebeneinander von privaten und öffentlichen Medizin-Unis geben, um die Notwendigkeit an Ärztinnen und Ärzten in Österreich abzudecken. Das betonte auch Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte: „Wir müssen die jungen, angehenden Mediziner dazu bringen, bei uns zu bleiben, da sehe ich schon die Spitalsträger in der Verantwortung. Es geht sicher nicht um mehr Studienplätze – wir können auch auf 4.800 erhöhen und damit den jährlichen Output verdoppeln, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen, werden sie nicht bleiben.“ Das unterstrich auch die ÖH-Vorsitzende der Karl Landsteiner-Privatuniversität Krems, Katharina Findl: „Es würde massiv helfen, uns Ausbildungsplätze anzubieten, auf die man nicht länger als ein paar Monate warten muss. In Wien sind es bereits bis zu drei Jahre – was mach‘ ich in der Zeit?“
Elmar Pichl, Sektionschef für Hochschulen im Bundesministerium für Frauen, Wissenschaft und Forschung, hinterfragte in seinem Vortrag, warum man den privaten und öffentlichen Medizin-Universitäten einen „Konkurrenzkampf“ unterstelle, das sei kontraproduktiv. Pichl: „Aus Sicht des Ministeriums geht es nicht um ‚was für‘ bzw. ‚was gegen‘ eine private oder öffentliche Hochschule spricht. Das zentrale bildungspolitische Anliegen ist, dass man nebeneinander, aber auch miteinander gut ausbildet und forscht. Es gibt eben einen Markt für den privaten Hochschulsektor.“ Und Erwin Petek, Vizerektor für Studium und Lehre der MedUni Graz, ergänzte: „Man merkt nach dem Studium keine Unterschiede in der praktischen Ausbildung und in den Fähigkeiten, die die jungen Ärztinnen und Ärzte erwerben.“ Dem schloss sich auch Mayer an: „Von außen lässt sich nicht sagen, ob jemand an einer privaten oder öffentlichen Universität studiert hat. Es geht immer um das persönliche Engagement.“
Forschung in unterschiedlichen Dimensionen
Klar sei aber, dass unterschiedliche Wege und Dimensionen zum finalen Ziel, nämlich zum Beruf Arzt, führen würden: Einerseits, was das Curriculum angehe, andererseits vor allem in Sachen Forschung. Man könne nicht erwarten, dass eine private Universität so viel Forschung betreibe wie eine öffentliche, merkte der Rektor der Karl Landsteiner-Uni, Rudolf Mallinger, an. Aber man werde sich dafür einsetzen, dass auch die privaten Unis vermehrte Forschungsleistungen zeigen, hier sei die Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU) in Salzburg in Österreich die Benchmark. Für die privaten Betreiber sei es einfacher, in der Forschung Nischen zu finden und ganz bewusst in andere Themenbereiche vorzudringen, befand Pichl. Und Petek ergänzte: „Die öffentlichen Universitäten haben eine ganz andere gesellschaftliche Aufgabe. Nehmen wir zum Beispiel die seltenen Erkrankungen her – wer forscht daran? Das ist eine Aufgabe der öffentlichen medizinischen Universitäten.“ Generell sei die Qualität der Ausbildung an den privaten Universitäten – in Krems werde auch ein Bachelorstudium in Englisch angeboten – auch international beachtlich, was auch die hohe Zahl der Bewerber aus der ganzen Welt zeige. Und dort, wo es zuletzt Probleme gab, sei qualitativ mit einem neuen Konzept deutlich nachgebessert worden, etwa beim Medizin-Masterstudium der Sigmund Freud Privatuniversität (SFU), wodurch die Akkreditierung wieder erteilt wurde. „Unsere universitäre Ausbildung ist gut. Wir brauchen andere Maßnahmen, um unsere ärztliche Versorgung für die Zukunft abzusichern“, befand Mayer abschließend.
Das Video zur Enquete finden Sie hier: https://www.youtube.com/@OEAerztekammer
© Österreichische Ärztezeitung Nr. 10 / 25.05.2025