Resolution: Anreize statt Zwang

10.11.2025 | Aktuelles aus der ÖÄK

Autor: Sascha Bunda

Anlässlich der neuerlichen Diskussion rund um Zwangsverpflichtungen junger Ärztinnen und Ärzte betonte der Vorstand der Österreichischen Ärztekammer in einer gemeinsamen Resolution, dass das Problem des Kassenärztemangels an der Wurzel gepackt und konstruktiv bearbeitet werden müsse.

Sascha Bunda

„Wenn es nicht genügend Kassenärzte gibt, dann muss man Ärztinnen und Ärzte eben dazu zwingen, ins Kassensystem zu gehen“? Dieser Vorschlag kommt erstaunlicherweise auch im Westeuropa des 21. Jahrhunderts immer wieder aufs Tapet, zuletzt von SPÖ-Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner. „Eine solche Forderung ist unverständlich und klar abzulehnen“, antwortete Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. Zudem seien junge Ärztinnen und Ärzte ohnehin schon im Turnus und schon vorher im KPJ für das solidarische Gesundheitssystem tätig.

„Die Zwangsverpflichtung von Medizinabsolventen ist absurd und sicher keine Antwort auf die Unterfinanzierung im Gesundheitswesen“, kommentierte Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer und der Landesärztekammer für Wien. In der Folge ruderte die SPÖ wieder öffentlich zurück und zog sich auf die Position aus dem Regierungsprogramm zurück, wonach es einen Bonus für diejenigen geben soll, die sich freiwillig zur Arbeit im solidarischen Gesundheitssystem verpflichten.

Der Vorstand der Österreichischen Ärztekammer befasste sich ebenfalls mit dem Thema und nutze die Sitzung im Oktober, um einstimmig eine Resolution zum Thema zu verabschieden.

Die Resolution im Wortlaut:

Die Österreichische Ärztekammer erkennt in den unlängst geäußerten Überlegungen, Ärztinnen und Ärzte nach Abschluss ihres Studiums zu einer Tätigkeit im öffentlichen System zu zwingen, keinen sinnvollen Lösungsansatz, sondern vielmehr eine gefährliche Entwicklung, die durch mangelnden Weitblick die Versorgung in Österreich nachhaltig gefährden könnte. In der aktuellen Diskussion wird die Tatsache zu wenig gewürdigt, dass Ärztinnen und Ärzte bereits im Rahmen ihrer Ausbildung und danach auch im Turnus bereits engagiert und motiviert einen erheblichen Beitrag für das solidarische Gesundheitssystem leisten. Zudem wird ignoriert, dass sich Österreich schon jetzt in einem internationalen Wettbewerb um ärztlichen Nachwuchs befindet. Zwangsmaßnahmen könnten Österreich einen fatalen Standortnachteil bescheren.

Unverständlich ist auch, dass nicht auf EU-Ebene darauf gedrängt wird, dass jedes Land genügend Ärztinnen und Ärzte für den eigenen Bedarf ausbilden muss. So könnten internationale Absaugeffekte im Vornherein vermieden werden.

Das Problem des Kassenärztemangels muss an der Wurzel gepackt werden und konstruktiv bearbeitet werden. Das öffentliche Gesundheitssystem in Österreich braucht eine nachhaltige Verbesserung der ärztlichen Arbeitsbedingungen, damit die Gesundheitskasse ihrem Versorgungsauftrag nachkommen kann. Die Österreichische Ärztekammer fordert die Politik in diesem Sinne zu einer konsensorientierten und partnerschaftlichen Lösung unter Einbindung der Ärzteschaft auf.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 21 / 10.11.2025