Humanes Metapneumovirus: hohe Seroprävalenz
Das humane Metapneumovirus (hMPV) wurde 2001 erstmals identifiziert und hat kürzlich mediale Aufmerksamkeit als möglicher Auslöser einer Pandemie erregt. Die Seroprävalenz steigt Studien zu Folge mit dem Alter an und erreicht mit zehn Jahren über 100 Prozent. Der zuletzt berichtete Anstieg von Fallzahlen lässt daher keine neue Pandemie befürchten. Allerdings zeigen Daten aus den USA, dass fünf bis zehn Prozent der pädiatrischen Hospitalisierungen auf hMPV zurückzuführen sind. Auch bei Älteren sind schwere Krankheitsverläufe möglich. An der Entwicklung eines Impfstoffs wird daher intensiv gearbeitet. Aktuell befinden sich zwei Kombinationsimpfstoffe gegen hMPV und RSV in Phase II, weitere Ansätze in Phase I. Als Impfantigen wird ein Prä-Fusionsprotein verwendet, das in bereits verfügbaren RSV-Impfstoffen zum Einsatz kommt.
mRNAImpfstoffe gegen Influenza
Eine aktuelle Entwicklung stellt die Erprobung von mRNA-Impfstoffen gegen Influenza dar. Einige Impfstoffkandidaten befinden sich derzeit in Phase III. Bisher haben sich bei H1N1 und H3N2 bessere Immunantworten als bei bereits verfügbaren Impfstoffen gezeigt, bei Influenza B sind sie jedoch derzeit noch schwächer ausgeprägt. Aus diesem Grund ist noch keine Zulassung erfolgt. mRNA-Impfstoffe hätten den Vorteil, bei Herstellung kurzfristiger auf aktuelle Entwicklungen der Viruszirkulation reagieren zu können. In Entwicklung sind auch Kombinationsimpfstoffe gegen Influenza, COVID-19 und RSV.
Prävention von antimikrobieller Resistenz
Impfungen weisen direkte und indirekte Effekte in der Prävention von antimikrobiellen Resistenzen auf. Direkte Effekte zeigen sich beispielsweise durch Impfungen gegen Pneumokokken und Pertussis, indem die Zahl der Infektionen signifikant verringert wird. Manche Impfungen üben zudem indirekte Effekte aus, indem sie die Transmission beeinflussen. Kommt es zu einer Reaktion des Trägertums, verläuft die Weitergabe in beschränktem Maße. Am Beispiel der Influenza zeigen sich solche Effekte, da die Impfung zu einer geringeren Zahl an Superinfektionen beziehungsweise Sekundärinfektionen führt. Resultierend daraus reduziert sich der Antibiotikabedarf.
Erfolge von Impfungen gegen Resistenzen
Es gibt vier Grade der Machbarkeit, mit Impfungen gegen bestehende Resistenzen vorzugehen. In der Kategorie A ist die Machbarkeit hoch. Ansätze gegen Tuberkulose werden international derzeit zum Beispiel als vielversprechend eingestuft. Ein bereits erfolgreich umgesetztes Beispiel sind Pneumokokken. Es wurde bei der geimpften Population bereits innerhalb von kurzer Zeit eine Reduktion der Makrolid-resistenten und Penicillin-resistenten Stämme beobachtet. Zudem kam es zu einem Rückgang von invasiven Erkrankungen bei älteren Menschen. Zu achten gilt es künftig jedoch auf ein mögliches Replacement-Phänomen, bei dem eine freiwerdende biologische Nische durch andere Stämme besetzt werden könnte. Ebenfalls positiv auf die Resistenzsituation hat sich die Impfung gegen Haemophilus influenzae Typ B ausgewirkt. Vor Einführung der Impfung wurde eine Zunahme an Beta-Laktam-resistenten Bakterienstämmen verzeichnet. Nach Implementierung des Impfprogramms konnte ein deutlicher Rückgang dieser Keime beobachtet werden.
Allergien: Systemische Reaktionen äußerst selten
Anaphylaktische Reaktionen treten nach Impfungen sehr selten auf. Zu einer systemischen Reaktion kommt es bei einer von einer Million verimpften Dosen. Es gibt ausreichende Evidenz für eine sichere Verabreichung einer Impfung, selbst wenn Spuren eines Allergens enthalten sind. Werden Impfstoffe auf Hühnerfibroblasten hergestellt, können Spuren von Ovalalbumin im Nanogrammbereich in MMR-, Tollwut und FSME-Impfungen vorhanden sein. Diese sind auch bei Kindern mit anamnestischer Hühnereiweißallergie klinisch nicht relevant. Ist eine klinisch schwere Form der Allergie ärztlich dokumentiert, sollte ein spezialisiertes Zentrum für die Durchführung der Impfung in Betracht gezogen werden. Bei Herstellung eines Impfstoffs auf bebrüteten Hühnereiern können klinisch relevante Mengen an Ovalbumin enthalten sein. Dies betrifft vor allem Gelbfieberimpfstoffe. Bei Personen mit Hühnereiweißallergie wird vor dieser Impfung zu einem Prick-Test geraten, gegebenenfalls sollte die Impfung in einem spezialisierten Zentrum durchgeführt werden. Zu Reaktionen auf Gelatine-Abkömmlinge gibt es Einzelfallberichte, gewöhnlich weisen sie jedoch keine allergologische Relevanz auf. Prädiktive Diagnostik ist nicht sinnvoll, denn häufig wird eine Sensibilisierung ohne klinische Relevanz festgestellt.
Nasale Impfstoffe für mukosale Immunantwort
Aktuelle COVID-19-Impfstoffentwicklungen haben zum Ziel, die Immunantwort in den oberen Atemwegen direkt an der Eintrittspforte des Virus zu induzieren. Die intramuskuläre Injektion eines COVID-19-Impfstoffs führt meist dazu, dass sich die Immunität systemisch aufbaut, wodurch ein Schutz vor schweren Krankheitsverläufen erzielt werden kann. In den oberen Atemwegen wird hingegen eine geringere Schutzfunktion aufgebaut. Gerade eine in den Schleimhäuten aufgebaute Immunität wird laut einer wissenschaftlichen These aber benötigt, um vor einer Infektion geschützt zu sein. Nach einer durchgemachten Infektion ist das der Fall. Dies geschieht in Form der Bildung von Antikörpern, wie sie nur auf mukosalen Oberflächen auftreten, oder auch in Form spezifischer T-Zellen, die ebenfalls nur auf mukosalen Oberflächen vorkommen. Dieser Effekt soll nun mit intranasalen Impfstoffen erzielt werden. Diesbezüglich befinden sich zwei Impfstoffe gegen COVID-19 aktuell in Phase IIb. Gerechnet wird mit ersten Ergebnissen Anfang des Jahres 2026. Andere mögliche Kandidaten befinden sich derzeit in Phase I. In China und Indien wurden entsprechende Impfstoffe bereits zugelassen, es stehen aber derzeit keine Daten zur Effektivität zur Verfügung. Die Induzierung einer mukosalen Immunantwort zum Schutz vor einer Infektion betrifft nicht nur Infektionen mit SARS-CoV-2, sondern alle respiratorischen Erkrankungen, daher ist weitere intensive Forschung zu dieser Thematik zu erwarten.
Vielversprechende Impfstoffkandidaten
Extraintestinal pathogene Escherichia coli-Bakterien (ExPEC) sind klassische Erreger eines Harnweginfekts; häufig handelt es sich dabei um Katheter-assoziierte Harnweginfektionen. Ein diesbezüglich vielversprechender, neunvalenter Impfstoff wird derzeit in Phase III bei älteren Personen eingesetzt. Die Auswertung der Daten soll 2027 beendet sein. Hingegen kann der Einsatz von Bakterienlysaten nicht als Impfung eingestuft werden. Studien zeigen zwar einen Beitrag zur Reduktion von Infektionen, jedoch ist unklar inwieweit ein Memory-Effekt besteht.
Gegen Streptokokken der Gruppe B ist derzeit ein hexavalenter, maternaler Impfstoff in der Testphase. Eine bereits abgeschlossene Phase-II-Studie hat ergeben, dass es zu einer maternalen Antikörperantwort kommt. Außerdem konnte eine zufriedenstellende Übertragung auf das Neugeborene ermittelt werden. Eine gewisse Titerhöhe war zudem mit einer Reduktion invasiver Erkrankungen bei Neugeborenen assoziiert.
© Österreichische Ärztezeitung Nr. 3 / 10.02.2025