In der gut gefüllten Messehalle in Klagenfurt sprachen Vertreter der Österreichischen Ärztekammer im Rahmen der Kommunalmesse mit Entscheidungsträgern der heimischen Gemeinden über Herausforderungen und Problemstellungen in der Versorgung im ländlichen Raum.
Sascha Bunda, Sophie Niedenzu
Was kann ich machen, wenn unser Gemeindearzt in Pension geht? Wie können Primärversorgungsnetzwerke oder -einheiten aufgebaut werden? Wer sind die richtigen Ansprechpartner für mich? Die Gemeindevertreter, die den Stand der Österreichischen Ärztekammer im Rahmen der Kommunalmesse in der Klagenfurter Messehalle besuchten, tauschten sich mit Ärztevertretern und ÖÄK-Mitarbeitern über inhaltliche Problemstellungen aus. Gerade das Thema der Nachbesetzung erwies sich wieder einmal als ein brennendes. Im Dialog konnten Hintergründe und aktuelle gesundheitspolitische Entwicklungen erklärt und mögliche Lösungswege aufgezeigt werden.
Heuer neu bei der Kommunalmesse waren die so genannten „Platzlgespräche“, unter anderem mit Vizekanzler Andreas Babler, Staatssekretär Sepp Schellhorn, der Außenministerin Beate Meinl-Reisinger vertrat, sowie Innenminister Gerhard Karner und Familienministerin Claudia Plakolm. Babler führte aus, dass die Sanierung der ÖGK oberste Priorität habe und sprach über den geplanten Ausbau von 1450, um die Spitäler zu entlasten. Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser betonte in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit der den Spitälern vorgelagerten Strukturen. Kaiser besuchte im Anschluss an die Diskussion den Stand der Österreichischen Ärztekammer und tauschte sich hier unter anderem mit Markus Opriessnig, Präsident der Ärztekammer für Kärnten, und Klaus Mitterdorfer, Direktor der Ärztekammer für Kärnten und ehemaliger ÖFB-Präsident, aus.
Auch Bundeskanzler Christian Stocker, Gemeindebundpräsident Johannes Pressl, Innenminister Gerhard Karner und der ukrainische Botschafter Vasyl Khymynets besuchten den ÖÄK-Messestand und diskutierten unter anderem mit Edgar Wutscher, ÖÄK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, Rudolf Schmitzberger, Leiter des ÖÄK-Referats für Impfangelegenheiten, Silvester Hutgrabner, Leiter des Referats für Hausapotheken und Impfangelegenheiten und ÖÄK-Kammeramtsdirektor Lukas Stärker.
Wie jedes Jahr nahmen zahlreiche Besucher das Impfangebot am im Herzen der Messe gelegenen ÖÄK-Stand an und ließen sich gegen Influenza impfen, etwa auch SPÖ-Klubvorsitzender Philip Kucher. Unter den impfenden Ärztinnen und Ärzten befanden sich auch die Kärntnerin Kim Haas, stellvertretende Obfrau der Bundeskurie angestellte Ärzte sowie der Co-Referent des Impfreferats der Kärntner Ärztekammer, Pekka Muttonen.
Die richtigen Heilmittel
Auch die zahlreichen Gespräche heuer zeigen einmal mehr: Der Austausch mit Gemeindevertretern ist notwendig, um gemeinsam die Kernprobleme darzustellen und zu lösen. Bürgermeister und Gemeindebedienstete erleben die Herausforderungen einer wohnortnahen, ärztlichen Versorgung in kleinen Gemeinden aus erster Hand. Sie sind es, die die Folgen vom Kassenärztemangel am Land als erstes spüren – nämlich dann, wenn die Bevölkerung abwandert und niemand zuzieht. Vordringlichste Frage der kommunalen Entscheidungsträger: Unser Gemeindearzt geht in den kommenden Jahren in Pension – wie bekommen wir einen neuen? In den individuellen Beratungsgesprächen konnten die Expertinnen und Experten am ÖÄK-Stand verschiedene Hilfestellungen für diese Probleme aufzeigen und so bei manchem Gemeindevertreter ganz neue Denkansätze und „Aha-Erlebnisse“ auslösen. Beispielsweise wurde auch die Möglichkeit einer Primärversorgungseinheit in Betracht gezogen, sei es als Zentrum oder als Netzwerk. Dass aber Primärversorgungszentren nicht in allen Situationen und auch nicht global die Lösung für alle Probleme in der medizinischen Versorgung sein können, auch das wurde in den Gesprächen immer wieder betont. Ebenso wurde auf die große Gefahr hingewiesen, die die immer wieder politisch thematisierten Verpflichtungen mit sich bringen. Dass man Ärztinnen und Ärzte nicht einfach zwingen kann, im Kassensystem zu arbeiten – schon aus (EU-)rechtlichen Gründen – und man so die Abwanderung aus Österreich nur noch beschleunigen würde, war vielen kommunalen Entscheidungsträgern nicht völlig bewusst. Stattdessen wurde aufgezeigt, welche Möglichkeiten es gäbe, um die Kassenverträge den Anforderungen des 21. Jahrhunderts anzupassen und so dafür zu sorgen, dass Ärztinnen und Ärzte wieder freiwillig im Kassenbereich arbeiten wollen. Auch unter diesem Blickwinkel wird klar, wie wichtig der der regelmäßige Austausch zwischen Gemeinden und Ärztevertretern ist.
© Österreichische Ärztezeitung Nr. 20 / 25.10.2025