HPV-Impfung: Beeindruckende Performance

10.03.2025 | Aktuelles aus der ÖÄK

Bis Ende des Jahres ist die HPV-Impfung für 21- bis 30-Jährige kostenfrei, danach wird sie wieder kostenpflichtig. Um beide Teilimpfungen kostenfrei zu erhalten, müsse daher im ersten Halbjahr die erste Impfung erfolgen, betonten Experten der Österreichischen Ärztekammer.

Sophie Niedenzu

Es ist nun 49 Jahre her, dass Harald zur Hausen erstmals die Hypothese publizierte, dass humane Papillomviren eine Rolle bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs spielen. Einige Jahre später, Anfang der 80er Jahre, konnte zur Hausen mit seiner Arbeitsgruppe erstmals die Typen HPV 16 und HPV 18 des humanen Papillomvirus aus an Gebärmutterhalskrebs erkranktem Gewebe isolieren. Damit war ein Meilenstein gelegt, der letztlich zur Entwicklung von HPV-Impfstoffen führte. Seit 2016 ist ein Impfstoff verfügbar, der vor neun verschiedenen HPV schützt und damit 90 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs verhindern kann. Außerdem schützen die HPV-Impfstoffe auch vor zahlreichen anderen genitalen Tumoren und vor Krebs des Rachenraums. Der Welt-HPV-Tag, der jährlich am 4. März gefeiert wird, soll das Bewusstsein für die Prävention von HPV-bedingtem Krebs stärken.

Internationale Vorzeigedaten 

Gerade beim Bewusstsein gibt es Nachholbedarf. Das betont Rudolf Schmitzberger, Leiter des Referats für Impfangelegenheiten der Österreichischen Ärztekammer: „Die HPV-Impfung hat eine beeindruckende Performance, sie schützt hervorragend vor Krebs – dennoch ist sie in Österreich nicht so prominent, wie sie sein sollte“, sagt er. In Staaten, in denen die HPV-Impfung bereits früher auf breiter Basis eingeführt und propagiert wurde, sind die positiven Wirkungen bereits seit Jahren erkennbar. In Australien etwa ist die Häufigkeit von Zervixkarzinomen um 87 Prozent reduziert wurde. Auch aktuelle Zahlen aus Deutschland zeigen, dass die Häufigkeit des Zervixkarzinoms bereits seit 2010 rückläufig ist.

Situation in Österreich 

Die kostenfreie HPV-Impfung wurde in Österreich vergleichsweise spät, nämlich 2014, im Kinderimpfkonzept für Kinder zwischen neun und elf Jahren aufgenommen. „Wir sind zwar in Österreich Vorreiter bei der geschlechtsneutralen Impfung von HPV – aber leider nicht bei den Durchimpfungsquoten“, sagt Schmitzberger. Jahrelang wurde in Österreich mit einer Beteiligung von nur rund 50 Prozent der Berechtigten an der kostenlosen Präventionsmaßnahme eine niedrige HPV-Durchimpfungsrate beklagt. Das hat sich teilweise seit dem 1. Februar 2023 geändert. Ab diesem Zeitpunkt wurde die HPV-Impfung für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene vom neunten bis zum 21. Geburtstag kostenfrei möglich, im Juli 2024 wurde das Impfprogramm auf für die 21- bis 30jährigen erweitert. Seitdem hat sich laut Gesundheitsministerium die Zahl der verabreichten Impfungen in der Altersgruppe zwischen 21 und 30 Jahren beinahe verzehnfacht. „Das ist ein schöner Erfolg, allerdings ist die HPV-Impfung in dieser Altersgruppe nur bis 31. Dezember dieses Jahres kostenfrei“, betont Schmitzberger und appelliert daher: „Um beide HPV-Impfungen kostenfrei zu erhalten, muss die erste HPV-Impfung im ersten Halbjahr erfolgen, ansonsten fallen dann Kosten für die zweite Impfung an.“

Patienten aktiv informieren

Es sei wichtig, auf die auslaufende Aktion der kostenfreien Impfung für bis zu 30jährigeh hinzuweisen, betont Thomas Fiedler, Bundesfachgruppenobmann für Frauenheilkunde und Geburtshilfe: „Unsere Aufgabe als Ärztinnen und Ärzte ist es, auf diese Möglichkeit der kostenfreien HPV-Impfung für bis 30jährige hinzuweisen“, sagt er. Die kostenfreie HPV-Impfung sei zudem bei verschiedenen Ärztinnen und Ärzten möglich, ergänzt Schmitzberger: „Es gilt keine Fächerbeschränkung mehr, das heißt, Patientinnen und Patienten können nicht nur beim Haus- oder Frauenarzt, sondern ebenso beispielsweise beim Kinderarzt die HPV-Impfung erhalten“, betont er.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 5 / 10.03.2025