Die Ausbildungsevaluierung der Bundeskurie angestellte Ärzte der Österreichischen Ärztekammer zeigt Wirkung: Die Ausbildungsqualität hat sich verbessert, die Rücklaufquote ist gestiegen und im Vergleich mit der Schweiz wird der Gap kleiner wie eine aktuelle Analyse zeigt.
Thorsten Medwedeff
„Die Ausbildungsevaluierung, die wir 2023 neu aufgestellt haben und seither gemeinsam mit der ETH Zürich mittels Print-Fragebogen durchführen, wirkt“, zeigt sich Harald Mayer, Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte (BKAÄ) und Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) erfreut. Die Gesamtbeurteilung der Ausbildungsqualität in Österreich hat sich generell verbessert, auch der 2023 noch größere Gap bei der Bewertung der ärztlichen Ausbildung gegenüber der Schweiz ist kleiner geworden. Das ist das zentrale Ergebnis einer jetzt durchgeführten Analyse der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich: Lag die generelle Beurteilung aller acht Dimensionen damals noch bei 4,49 (Österreich) zu 4,89 (Schweiz), lautet das Ergebnis dieses Matches nun 4,63 zu 4,89 bei einem Maximalwert von 6,0. „Wir nähern uns an“, konstatiert Mayer, „aber es ist natürlich noch immer Luft nach oben – diesen Rückstand wollen wir 2025 noch kleiner machen.“
Liegen in der Schweiz insgesamt 85 Prozent der bewerteten Abteilungen bei oder über einem Wert über 4,5 – das wäre in der Schule sozusagen ein „Befriedigend“ – so sind es in Österreich bloß 69 Prozent. Vor allem bei den „Sehr gut“ haben die heimischen Spitäler enorm aufgeholt gegenüber 2023: Dort sind es jetzt 20 Prozent gegenüber 14 Prozent im Jahr 2023.
Qualitätskontrolle fortsetzen
„Das alles zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind, dass die hundertprozentige Transparenz der Ergebnisse, die jederzeit auf der ÖÄK-Website abrufbar sind, und die vielen Gespräche, die die Turnusärzte mit ihren Ausbildungsverantwortlichen als auch die BKAÄ mit diversen Systempartnern nach Bekanntwerden der Ergebnisse im Vorjahr und über das ganze Jahr verteilt geführt haben, zu einer Qualitätsverbesserung geführt haben. Die BKAÄ wird die Gespräche fortführen und vor allem mit jenen Abteilungen den Diskurs suchen, in denen die Beurteilung schlecht ist oder wo es null Prozent Rücklaufquote gegeben hat“, versichert Mayer. „Dass sieben Prozent der Abteilungen noch immer mit einem ‚nicht genügend‘ im ‚Zeugnis‘ dastehen, ist untragbar. Wir werden in diesen Abteilungen Visitationen anregen, um ganz genau hinzusehen, was dort falsch läuft. Das muss 2025 besser werden.“
Apropos Rücklaufquote: Dass die Ausbildungsevaluierung als wichtiges Tool der Qualitätskontrolle größtenteils angenommen wurde, zeigt auch die Teilnahme von nunmehr 53 Prozent gegenüber 44 Prozent im Jahr 2023. Klassenprimus war das Bundesland Vorarlberg, wo 76 Prozent der teilnahmeberechtigten Ärzte in Ausbildung teilgenommen haben. Mayer: „Diese Rücklaufquote muss auch österreichweit unser Ziel sein.“
Entscheidungshilfe für Bewerbungen
In der Schweiz wurde – im Gegensatz zu Österreich – auch abgefragt, ob die publizierten Ergebnisse der Ausbildungsevaluierung die Entscheidung beeinflusst, in welchem Spital bzw. in welcher Abteilung man sich als Ärztin oder Arzt bewirbt. Das zentrale Ergebnis: 34,2 Prozent gaben an, dass sie sich eher bzw. stark davon beeinflussen lassen und 27,1 Prozent, dass sie sich in mittlerem Maße davon ermutigt sähen. Aber nur 16,7 Prozent verneinten eine Beeinflussung. „Das lässt sich meiner Meinung nach auch auf Österreich umlegen, ohne es abgefragt zu haben“, sagt Mayer. „Warum sollte ich nicht, bevor ich mich irgendwo bewerbe, einmal einen Blick in die Ausbildungsevaluierung werfen, wo ich ganz genau sehen kann, ob eine Spitalsabteilung oder eine Klinik gut beurteilt wurde – oder eben nicht.“
Über die Ausbildungs-Evaluierung
Im März 2024 fand die zweite Auflage der größten und umfassendsten Ärzteausbildungsevaluierung in der Geschichte der Österreichischen Ärztekammer statt. In Zusammenarbeit der BKAÄ mit der ETH Zürich waren Fragebögen mit Schwerpunkt auf acht verschiedene Themenfelder entwickelt worden – von der Betriebskultur über die Vermittlung von Fachkompetenz bis hin zur Führungskultur an den ausbildenden Abteilungen. Die Bögen wurden von den Primarärztinnen und -ärzten sowie den ärztlichen Direktionen in den Spitälern an die Turnusärztinnen und -ärzte verteilt. Bis Mai hatten diese Zeit, sie anonym in einem vorfrankierten Antwortkuvert zu retournieren – eine Rückverfolgung ist nicht möglich. Die Rohdaten und Fragebögen bleiben bei der ETH Zürich und werden keinesfalls herausgegeben. Die ÖÄK erhält nur aggregierte Daten auf Basis der Ausbildungsstätte und nicht auf Basis von Einzelpersonen. Die Ergebnisse sind transparent und im Detail bis auf Abteilungsebene abrufbar: https://www.aerztekammer.at/ausbildungsevaluierung. Im März 2025 startet die nächste österreichweite Ärzteausbildungsevaluierung, um eine kontinuierliche Qualitätssicherung der ärztlichen Ausbildung zu garantieren.
© Österreichische Ärztezeitung Nr. 3 / 10.02.2025