Im Landesklinikum Waidhofen/Ybbs, im Ordensklinikum Elisabethinen in Linz und im Krankenhaus St. Vinzenz Zams wurde die Basisausbildung bei der usbildungsevaluierung 2024 sehr gut bewertet. Thorsten Medwedeff hat mit den ärztlichen Leitern erläutert, welche Faktoren dafür eine wichtige Rolle spielen.
Die Basisausbildung als Beginn der ärztlichen Ausbildung ist in Österreich seit ihrer Einführung 2015 umstritten. Auch, weil es diesen Zwischenschritt auf dem Karriereweg zum Arztberuf in Deutschland und in der Schweiz nicht gibt und als Wettbewerbsnachteil gesehen werden kann. Aber es gibt auch Spitäler in Österreich, in denen die Basisausbildung mit einem „Sehr gut“ benotet und sehr ernst genommen wird. Das zeigen die Ergebnisse der Ausbildungsevaluierung 2024 der Bundeskurie angestellte Ärzte (BKAÄ) der ÖÄK.
Am Landesklinikum Waidhofen an der Ybbs im niederösterreichischen Mostviertel ist Stefan Leidl der ärztliche Direktor, bei ihm stehen die Bewerber, wie auch in Linz und Zams, Schlange: „Wir sind besonders stolz, auch bei Studenten-Rankings im deutschsprachigen Raum für das Klinisch-Praktische-Jahr immer gut abzuschneiden. Ein guter Ruf bestätigt die Qualität unserer Ausbildung und macht uns für zukünftige KPJ-Studierende als Ausbildungsstätte besonders attraktiv. Gleichzeitig hilft ein starker Ruf dabei, kontinuierlich engagierte und qualifizierte Nachwuchskräfte für unser Haus zu gewinnen.“ www.pj-ranking.de heißt diese Website, auf der Medizinstudenten einander Tipps geben, wo besonders gut ausgebildet wird. Motto: „Finde heraus, wo du am meisten lernst und Spaß dabei hast.“
Spaß an der praktischen medizinischen Tätigkeit wird in Waidhofen auch in der Basisausbildung großgeschrieben, daher melden sich nicht nur Bewerber aus ganz Österreich, sondern auch aus Südtirol oder Deutschland. „Wir vermitteln von Anfang an, dass die Arbeit am Patienten wichtiger ist, als jene am Computer. Wir versuchen, den Jungärzten vom ersten Tag die Medizin zu zeigen, sie ins Team direkt zu integrieren und sie sobald wie möglich gipsen, nähen, reponieren oder Zimmervisiten machen zu lassen. Wir brauchen keine Systemerhalter, sondern vollwertige Mitarbeiter.“ Dieser Lehreinsatz durch die Fach- und Oberärzte möge zwar jetzt mehr Zeitaufwand bedeuten, mache sich aber später bezahlt, wenn gut ausgebildete Ärztinnen und Ärzte herauskommen. „Wir brauchen diese Mediziner. Wenn wir sie jetzt vergrämen, fehlen sie uns in einigen Jahren“, so Leidl.
Fixer Fahrplan und Qualitätssicherung
Auf diese beiden Säulen setzt man am Ordensklinikum Linz Elisabethinen, wie der ärztliche Direktor, Michael Girschikofsky erklärt: „Ab dem ersten Tag wissen die Auszubildenden ganz genau, wie der strukturierte Fahrplan durch ihre neunmonatige Basisausbildung aussieht und wo Schwerpunkte gesetzt werden. Wir bilden das bis ins Detail ab.“ Zugleich bekommen die angehenden Ärztinnen und Ärzte einen hausinternen Fragebogen, in dem die Erwartungshaltung für die kommenden Monate abgefragt wird. Girschikofsky: „Einen Monat vor Ablauf der Basisausbildung fragen wir dann den Erfüllungsgrad ab, um zu sehen, wie groß das Delta ist, das dazwischen liegt. Und außerdem gibt es noch einen zweiten, anonymen Fragebogen, um ausführlicheres Feedback zu erhalten.“ Das alles führt zu einer detaillierten Qualitätssicherung und letztlich auch dazu, dass die Basisausbildung bei der Ausbildungsevaluierung 2024 auch am Ordensklinikum top bewertet wurde. Das gesamte Feedback wird außerdem einmal im Jahr in einem großen Meeting mit allen Ausbildungsverantwortlichen besprochen, um Verbesserungen anzustoßen.
Bei der Ausbildung selbst setzt man in Linz auf einen „sehr kleinen Betreuungsschlüssel“, so Girschikofsky, so werden zum Beispiel jene Spezialfächer, die am Klinikum nicht angeboten werden, mit Konziliarärzten besetzt, die dann im 1:1-Austausch die Ausbildungsinhalte dieses Faches an einigen festgelegten Tagen im Monat vermitteln, etwa in der Psychiatrie oder Neurologie.
Ausbildung wird „gelebt“
Auch im Krankenhaus St. Vinzenz in Zams in Tirol wird das Verhältnis Lehrende zu Auszubildenden so gering wie möglich gehalten, berichtet der ärztliche Direktor, Ewald Wöll: „Wir sind seit Jahren ein Lehrkrankenhaus und leben das auch in jeder Abteilung. Wir nehmen uns bei jeder Visite Zeit für die Ausbildung – und das mit einer sehr flachen Hierarchie. Die Ärztinnen und Ärzte in Basisausbildung sind von Anfang an vollwertig integriert.“ Auch wenn die Jungärzte noch nicht direkt ärztlich tätig werden dürfen, werden sie intellektuell herausgefordert, sich mit der Behandlung der Patienten auseinanderzusetzen, betont Wöll: „Wir fördern und fordern, dass sie den arrivierten Ärzten selbständig Vorschläge machen und dass diese auch angenommen werden.“ Das gelte übrigens auch für jene, die das Klinisch-Praktische Jahr absolvieren. Zudem gibt es an jeder Abteilung, an der ausgebildet wird, einen ärztlichen Koordinator für die Ausbildung: „Das unterstreicht, wie ernst wir die Ausbildung nehmen.“ Ein weiteres Plus ist in Zams geographisch bedingt. „Wir haben vielleicht den Vorteil gegenüber anderen Spitälern, dass wir saisonal maximale Belastungssituationen haben, vor allem im Winter und Sommer, denn wir betreuen alle Ski- und Wandergebiete westlich von Innsbruck. Daher können sich die angehenden Ärztinnen und Ärzte sicher sein, dass sie bei uns in dieser Zeit extrem viele Fälle sehen und dadurch extrem viel lernen können.“
Best-Practice-Beispiele
„Alle diese Zugänge, nämlich den Jungärzten rasch mehr Verantwortung zu geben, sie direkt einzubinden, die Qualität der Ausbildung ständig zu hinterfragen und damit zu verbessern sowie flache Hierarchien und fixe ärztliche Koordinatoren für die Ausbildung zu haben, führen nachweislich zu Top-Bewertungen, wie man sieht – und sind allesamt keine Hexerei“, fasst Harald Mayer, ÖÄK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte (BKAÄ) zusammen. Zusatz: „Allen Abteilungen und deren Verantwortlichen, bei denen die Bewertung schlecht ausgefallen ist, kann ich nur raten, sich ein Beispiel zu nehmen und die Ausbildung der nächsten Generation an Ärztinnen und Ärzten ernst zu nehmen.“
© Österreichische Ärztezeitung Nr. 11 / 10.06.2025