Angestellte Ärzte: Interview Kim Haas: „Die Ausbildung liegt mir am Herzen“

09.05.2025 | Aktuelles aus der ÖÄK

Im Gespräch mit Thorsten Medwedeff skizziert Kim Haas, die neue erste Stellvertreterin des Bundeskurienobmanns der angestellten Ärzte, ihre Zielsetzungen und Schwerpunkte – von A wie Ausbildung bis Z wie mehr Zeit fürs Arztsein.

Die Kurienobfrau-Stellvertreterin der angestellten Ärzte und Turnusärztevertreterin der Kärntner Ärztekammer (KÄK) wurde bei der Sitzung der Bundeskurie angestellte Ärzte der Österreichischen Ärztekammer in Villach einstimmig zur ersten Stellvertreterin von Bundeskurienobmann Harald Mayer gewählt. Haas folgt damit auf die aus persönlichen Gründen zurückgetretene Natalja Haninger-Vacariu (Ärztekammer für Wien). Die zweifache Mutter Kim Haas befindet sich derzeit in Ausbildung zur Ärztin für Allgemeinmedizin am LKH Klagenfurt und fungiert als Kurienobfrau-Stellvertreterin in der KÄK.

Welches Thema in der Kurienarbeit ist Ihnen eine echte Herzensangelegenheit? Kim Haas: Ganz klar die Ausbildung und alle damit zusammenhängenden Faktoren. Das Thema Familie und Arztberuf im Zusammenspiel mit guter Ausbildung – und wie man das alles unter einen Hut bekommt – liegt mir wirklich am Herzen. Es ist mir ein Anliegen, hier den Ist-Zustand österreichweit zu evaluieren und über alle Bundesländer hinweg für bessere Rahmenbedingungen zu sorgen.

Was kann die Ausbildungsevaluierung 2025, die jetzt abgeschlossen wird, dazu beitragen? Extrem viel, vor allem, wenn wir die Rücklaufquote von 53 Prozent aus dem Vorjahr weiter steigern könnten, um ein noch aussagekräftigeres Ergebnis zu erzielen. Im Anschluss daran müssen wir die Ausbildung an schlecht beurteilten Abteilungen durch Visitationen genau prüfen, um dort rasch eine Verbesserung zu erreichen.

Bemängelt wird bei jeder Befragung unter Ärzten – egal ob Ausbildungsevaluierung oder Spitalsärzteumfrage – die hohe Belastung durch administrative Tätigkeiten. Wie wollen Sie dieser Belastung entgegenwirken? Wir brauchen weniger Bürokratie und mehr Zeit für Ausbildung und dafür, Ärztin oder Arzt zu sein – das steht fest. Die Österreichische Ärztekammer fordert ja bereits seit einigen Jahren, dass zum Beispiel an jeder Abteilung, an der ausgebildet wird, Dokumentationsassistenten angestellt sein sollten, um die Ärzteschaft bei administrativen Tätigkeiten zu entlasten. Das gibt es zwar punktuell, aber noch immer nicht flächendeckend. Das wäre das Ziel. Aber auch durch effiziente und nützliche IT-Lösungen wie elektronische Fieberkurven etc. könnte man die Bürokratie eindämmen. Ich werde mich jedenfalls dafür einsetzen, dass es zu einer Verringerung der administrativen Belastungen kommt.

Gibt es eine innovative Idee, die Sie in Bezug auf die Ausbildung gerne umsetzen würden? In Anlehnung an das skandinavische Ausbildungssystem würde ich gerne den §11 (5) im österreichischen Ärztegesetz aktiver in den Ausbildungsalltag integrieren. Inhaltlich bedeutet dies regelmäßige Überprüfungen von Kenntnissen, Erfahrungen und Fertigkeiten durch die Ausbildungsverantwortlichen. In Schweden werden die Kolleginnen und Kollegen jährlich getestet und bekommen dadurch einen Überblick über ihren Status Quo. Es geht hier rein um eine Orientierung für die Auszubildenden und die Ausbildungsoberärztinnen und -ärzte, um die anschließende abteilungsinterne Besetzung von Ambulanzen, Stationen und OP-Sälen besser planen zu können. Jeder sollte die Möglichkeit haben, ein möglichst breites Wissen im jeweiligen Fachgebiet zu bekommen.

Was erhoffen Sie sich von dieser Maßnahme? Eine bessere Qualitätskontrolle, die sich auch wirklich leicht umsetzen ließe. Dadurch wissen die Auszubildenden besser über ihren aktuellen Wissensstand und die Fortschritte bei den erlernten Kenntnissen und Fertigkeiten Bescheid und auch, wo sie sich noch verbessern sollten. Die Abteilung selbst zieht daraus den Vorteil, zu wissen, welche Bereiche in der Ausbildung nicht so gut vermittelt wurden und intensiver beübt werden müssen. Und man kann natürlich auch ganz individuell darauf eingehen oder die abteilungsinterne Rotation ankurbeln und so für weitere Verbesserungen sorgen.

Zur Ausbildung gehört ja auch jene an den Medizinischen Universitäten – was planen Sie diesbezüglich? Ich strebe einen sehr engen Kontakt mit der Österreichischen Hochschülerschaft und den Medizinischen Universitäten an und werde mich insbesondere dafür einsetzen, dass beim Aufnahmetest zum Medizinstudium der Fragenteil zum Thema ‚soziale Kompetenz‘ mehr Gewicht bekommt. Mehr Fokus auf soziale Kompetenzen zu legen und diese auch höher zu bewerten, entspricht den aktuellen, realen Anforderungen an unsere Ärzte und deren Berufsbild.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 9 / 10.05.2025