151. Ärztekammertag: Neue Ufer

15.07.2025 | Aktuelles aus der ÖÄK

Autor: sb

Der Ärztekammertag Mitte Juni in Saalfelden stand im Zeichen der personellen Veränderungen. Zugleich wurde eine Botschaft für die Zukunft formuliert.

Dass der 151. Ärztekammertag in Salzburg stattfand, war keine Überraschung, schließlich wechseln sich die Bundesländer hier im Jahresrhythmus ab. Dass die Wahl des Veranstaltungsortes auf Saalfelden fiel, mochte angesichts der Konkurrenz aus Salzburg Stadt oder Hallein schon eher überraschen. Doch die Wahl hatte einen guten Grund: „Wer sich dort umschaut, erkennt den Kontrast zu Ballungsräumen, kann die Kleingliedrigkeit dieser Landschaft und die topografischen Herausforderungen der Gesundheitsversorgung solcher Regionen mit eigenen Augen sehen“, so Gastgeber Karl Forstner, Präsident der Ärztekammer für Salzburg. Miniaturisierte Großstadtlösungen seien hier untauglich: „Der ländliche Raum braucht spezifische Lösungen durch Kenntnis der regionalen Gegebenheiten.“ Für Forstner kam noch eine ganz persönliche Note hinzu: Während des Abendessens, das nur ein paar Tage nach dem Amoklauf an einer Grazer Schule stattfand und daher alle feierlichen Aspekte aus dem Rahmenprogramm gestrichen wurden, gab Forstner seinen bevorstehenden Rückzug vom Präsidentenamt bekannt. Zuvor hatte der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer noch in einer verlesenen Grußbotschaft seine Wertschätzung für die Ärzteschaft ausgedrückt und dabei besonders die jahrelange vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Forstner hervorgehoben.

Langjähriges Engagement

Beim Kammertag selbst wurde Forstner daher von ÖÄK-Präsident Johannes Steinhart gebührend verabschiedet. Steinhart hob die großen Leistungen Forstners in dessen langjähriger Kammertätigkeit hervor. Forstner begann 1999 als Kammerrat in der Ärztekammer für Salzburg, Mitglied des Vorstandes und stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsausschusses, seit 2007 bekleidete er das Präsidentenamt in Salzburg, von 2012 bis 2017 war Forstner zudem 1. Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer, in der er auch viele Jahre lang verschiedene Referate leitete, unter anderem die Referate für Telemedizin, für Medikamentenangelegenheiten oder für Schulärzte.

Wenige Tage später wählte die Vollversammlung der Ärztekammer für Salzburg Matthias Vavrovsky zum neuen Präsidenten. In seiner ersten Stellungnahme dankte Vavrovsky seinem Vorgänger für dessen langjähriges Engagement. Forstner habe die Ärztekammer über viele Jahre mit Verlässlichkeit und Weitblick geführt. „An diese Linie möchte ich anknüpfen: Die Ärztekammer soll eine starke und klare Stimme für die Anliegen ihrer Mitglieder sein – zugleich aber auch ein konstruktiver, ernstzunehmender Partner in gesundheitspolitischen Fragen und gegenüber der Bevölkerung“, gab Vavrovsky die Marschroute für seine Amtszeit vor. Der 37-jährige Facharzt für Innere Medizin/Onkologie am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Salzburg blickt bereits auf zehn Jahre Kammererfahrung zurück.

Handschlagqualität und Leidenschaft

Zurück zum Kammertag: Neben Forstner wurde auch ein zweiter langjähriger Funktionär verabschiedet. Max Wudy sagte nach einer mehr als 30-jährigen standespolitischen Ära und zuletzt als Obmann der niedergelassenen Kurie der Ärztekammer für Niederösterreich Adieu. Steinhart hob in seiner Rede vor allem die Handschlagqualität und die Leidenschaft für den Arztberuf des 70-jährigen Allgemeinmediziners hervor. Wudy übergab in den darauffolgenden Tagen auf Landesebene sein Zepter an die kassenärztliche Allgemein- und Familienmedizinerin Dagmar Fedra-Machacek aus Perchtoldsdorf. Beide verband in den vergangenen Jahren eine erfolgreiche Zusammenarbeit, die Wertschätzung für erzielte Erfolge und ein glasklarer Blick auf künftige Herausforderungen. Neue zweite stellvertretende Kurienobfrau ist Karoline Tauchmann (49), Andreas Stippler bleibt erster Stellvertreter. „Max Wudy ist etwas gelungen, das leider zunehmend aus der politischen Mode kommt: das Zuhören, das sachliche Abwägen des besten Arguments und das Sich-auf-einander-Zubewegen – über die Interessen der eigenen Kurie und Fachgruppe hinaus. Nicht etwas schlechtzureden, sondern den eigenen Gestaltungsspielraum zu nutzen und gemeinsam mit allen konstruktiven Kräften an einem Strang zu ziehen. Diese gelebte standespolitische Kultur werde ich fortführen“, streute Fedra-Machacek ihrem Vorgänger Rosen.

Klare Botschaft

Zudem wurde im Rahmen des Ärztekammertages eine Resolution zu den Themen Versorgungsstrukturen und Digitalisierung einstimmig beschlossen. Der Text wurde zuerst in beiden Kurien abgestimmt, ehe er der Vollversammlung vorgelegt wurde. (sb)


Die Resolution im Wortlaut:
„Patientenlenkung: Fixe Regelungen statt zusätzlicher Parallelstrukturen“

Die österreichischen Ärztinnen und Ärzte sprechen sich für eine verbindliche Patientenlenkung aus. Dafür müssen nun die Spielregeln festgelegt werden. Zur Entlastung der öffentlichen Strukturen – sowohl intra- als auch extramural – sollen vorhandene Angebote wie 1450 oder Telemedizin endlich sinnvoll eingesetzt werden. Sowohl im niedergelassenen Bereich als auch im Spitalsbereich bringen die Ärztinnen und Ärzte bereits fundierte und langjährige Erfahrung im telemedizinischen Bereich mit, auch die nötigen Ressourcen sind bereits vorhanden. Die ärztliche Versorgung muss also nicht neu gedacht werden, sie muss nur sinnvoll und nachhaltig strukturiert werden. Dazu ist es notwendig, dass die Ärztekammern in der Bundeszielsteuerungskommission sowie der Landeszielsteuerungskommission mit Sitz und Stimme vertreten sind, um diesen Prozess mit den Systempartnern umzusetzen. (sb)


© Österreichische Ärztezeitung Nr. 13-14 / 15.7.2025