Kurz und informativ

11.11.2024 | Politik

Abholzung im Amazonasgebiet erhöht Malaria-Risiko
Die vermehrte Abholzung im brasilianischen Amazonasgebiet erhöht laut einer neuen Studie in der Folge die Zahl der Malaria-Fälle. Das zeigen Auswertungen von Daten zwischen 2003 und 2022, die Wissenschafter aus den USA und Brasilien um Burton H. Singer von der University of Florida und Marcia C. de Castro von der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston in der Fachzeitschrift „Proceedings“ publizierten. Demnach erhöht die Zunahme der monatlichen Entwaldungsrate um ein Prozent bereits einen Monat später die Zahl der Malaria-Fälle um durchschnittlich 6,3 Prozent. Der Grund dafür dürfte sein, dass die in Brasilien hauptsächlich für die Übertragung von Malaria verantwortliche Mücke Nyssorhynchus darlingi nach der Abholzung günstigere Brutbedingungen vorfinde.

Mpox: erster Fall der Klade Ib in Deutschland
In Deutschland ist kürzlich erstmals die neue Variante Klade Ib des Mpox-Virus nachgewiesen worden. Die betroffene Person habe sich im Ausland infiziert, wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilte. In Schweden war Mitte August der erste Fall der Klade Ib außerhalb des afrikanischen Kontinents bestätigt worden. Das RKI geht laut eigenen Angaben „aktuell weiterhin nicht von einer erhöhten Gefährdung durch Klade-I-Viren in Deutschland aus, beobachtet die Situation aber sehr genau und passt seine Empfehlungen bei Bedarf an“.

Italien: keine Zulassungstests für Medizinstudium?
Italien plant laut einem Reformentwurf, die Zulassungstests für das Medizinstudium abzuschaffen. Damit gäbe es einen freien Zugang zum ersten Semester; danach würden jene Studenten, die alle Tests bestanden haben, in eine nationale Rangliste aufgenommen, von der die besten das Studium fortsetzen dürften. Die Regierung um Premierministerin Giorgia Meloni möchte die Reform für das Studienjahr 2025/2026 einführen, sofern sie vom Parlament rechtzeitig genehmigt wird. Die Zahl der landesweit verfügbaren Medizinstudienplätze wird von derzeit 20.000 auf 25.000 steigen. Der Gesetzentwurf wurde vom Bildungsausschuss des Senats gebilligt; nun müssen der Senat und die Abgeordnetenkammer zustimmen.

450 Millionen
Menschen sind schätzungsweise von negativen Auswirkungen von Glücksspiel betroffen. 80 Millionen leiden unter einer Glücksspielstörung oder problematischem Glücksspiel. APA/The Lancet

COVID-19-Spätphase: Geburtenrate gesunken
Die Gesamtfertilitätsrate ist in Österreich in der Spätphase der COVID-19-Pandemie von 1,51 Geburten pro Frau im November 2021 auf 1,42 im Oktober 2022 gefallen. Das zeigt eine Studie der Akademie der Wissenschaften (ÖAW), im Rahmen derer die Geburtenzahlen von 21 europäischen Ländern sowie Israel, Kanada, den USA, Japan und Südkorea analysiert wurden. Demnach seien die Geburtenraten in diesem Zeitraum in fast allen Ländern gesunken, wie die im Journal „Human Reproduction Open“ erschienene Studie ergab. Zuvor war im Frühjahr 2021 ein leichtes Geburten-Plus verzeichnet worden. Die Inflation sei laut den Forschern ein Faktor, der weiterhin wirke.

WHO erklärt Ägypten als „malariafrei“
Ägypten ist von der WHO offiziell zum malariafreien Gebiet erklärt worden. Das Land habe nachgewiesen, dass seit mindestens drei Jahren die Kette einheimischer Malariaübertragungen durch Anopheles-Mücken unterbrochen wurde. Damit sind nun weltweit insgesamt 44 Länder und ein Territorium als malariafrei zertifiziert worden. Um die Zertifizierung der WHO zu erhalten, muss ein Land auch nachweisen, dass es in der Lage ist, die Wiederkehr von Übertragungen zu verhindern.

Mpox: bereits 18 afrikanische Länder betroffen
Die afrikanische Gesundheitsbehörde CDC Africa sieht die Ausbreitung von Mpox nach wie vor nicht unter Kontrolle: Die Erkrankungszahlen würden trotz der bisherigen Maßnahmen der Gesundheitsbehörden weiter steigen. Seit Jahresbeginn wurden rund 1.100 Todesfälle und mehr als 42.000 Verdachtsfälle gemeldet. Der Schwerpunkt des Ausbruchs liegt nach wie vor in Zentralafrika, besonders in der DR Kongo; allerdings sind mittlerweile 18 Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union betroffen. Zuletzt war nach Ruanda und der DR Kongo auch in Nigeria eine Impfkampagne geplant.

Ruanda: Studie zur Behandlung des Marburg-Virus
Ruanda hat laut WHO mit der weltweit ersten klinischen Studie zur Behandlung des Marburg-Virus begonnen. Dabei komme Remdesivir zum Einsatz. Seit Ende September dieses Jahres wurden in Ruanda bis zu 65 Infektionen und 15 Todesfälle durch das Marburg-Virus verzeichnet. Kürzlich hat die Gesundheitsaufsicht der Afrikanischen Union bekanntgegeben, dass der Ausbruch unter Kontrolle sei. Mittlerweile wurde der Indexfall auf eine Übertragung durch Flughunde zurückgeführt.

Patientenunabhängige Bevorratung und Verschreibung Palliativer Notfallmedikamente
Durch eine Novelle des Suchtgiftmittelgesetzes besteht für Ärzte seit 1. Februar dieses Jahres die Möglichkeit, im Bedarfsfall suchtgifthaltige Arzneimittel in Einrichtungen der Hospiz- und Palliativversorgung, der stationären Pflege und Betreuung, im Rahmen der mobilen Palliativversorgung und in Ordinationen zu verschreiben. Die betreffenden Arzneimittel können damit patientenunabhängig beschafft und bevorratet werden, um sie in Krisensituationen und in der Terminalphase nach ärztlicher Anordnung zur Verfügung stellen zu können oder bei Hausbesuchen mitzuführen.

Ein Team der Österreichischen Palliativgesellschaft (OPG) hat die am häufigsten benötigten Palliativen Notfallmedikamente zur Symptomlinderung sterbender Menschen benannt, mit der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) akkordiert und als Empfehlung veröffentlicht. Es handelt sich um folgende sechs Arzneimittel mit den jeweiligen Indikationen: *

  • Vendal-Ampullen 10 mg®: starker Schmerz, starke Atemnot
  • Temesta expidet Tabletten 2,5 mg®: Angst, Schlafanstoß, terminale Agitation, epileptischer Anfall
  • Zyprexa velotab 5mg®: terminales Delir
  • Buscapina 20 mg/ml Ampullen®: Rasselatmung, Kolikschmerz (viszeraler Schmerz)
  • Zofran zydis 4 mg Tabletten®: Übelkeit
  • Novalgin-Ampullen 1,0 g®: (viszeraler) Schmerz, Fieber

Die Anschaffungskosten der sechs Arzneimittel werden über das Projekt von HOSPIZ ÖSTERREICH aus Mitteln des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) refundiert. Über die Einreichplattform https://abrechnung.hospiz.at/ können Rechnungen für die Palliativen Notfallmedikamente hochgeladen werden, um die Kosten refundiert zu bekommen.

* Kreye G, Masel EKM, Mosich V, Riedl G, Steiner E, Weixler D: Empfohlene Medikamente zur Symptomlinderung Sterbender in Pflegeheimen und der mobilen Pflege und Betreuung zu Hause – Mai 2023

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 21 / 10.11.2024