Kurz und informativ

10.05.2024 | Politik

Großbritannien: Brexit-Folgen verschärfen Arzneimittelknappheit
Die Arzneimittelengpässe in Großbritannien haben sich laut einer Studie der Denkfabrik Nuffield Trust durch die Folgen des Austritts aus der EU verschärft. So gab es 2023 in Großbritannien 1.634 Warnungen von Pharmaunternehmen vor drohenden Medikamentenengpässen; 2020 waren es 648. Durch den Wertverlust des britischen Pfunds infolge des Brexits sei es für den staatlichen Gesundheitsdienst NHS (National Health Service) teurer, Medikamente im Ausland zu kaufen. Staatliche Subventionen für Medikamente, um den stark gestiegenen Marktpreis auszugleichen, hätten deutlich zugenommen. Außerdem sei Großbritannien nicht mehr Teil der EU-Lieferketten, nicht mehr Mitglied der EU-Zollunion und des Binnenmarktes und es dauere im Vereinigten Königreich deutlich länger als in der EU, neue Medikamente zuzulassen. Die Regierung müsse die Lieferketten überprüfen, um Schwierigkeiten früh zu erkennen.

Österreich tritt Internationalem Impfstoffinstitut bei
Im Nationalrat ist kürzlich der Beitritt Österreichs zum Internationalen Impfstoffinstitut beschlossen worden. Das 1997 auf Betreiben der UNO gegründete International Vaccine Institute (IVI) mit Hauptsitz im südkoreanischen Seoul hat seit 2023 eine Niederlassung in Wien. Durch die Teilnahme erhofft man sich einen Vorteil bei der Bekämpfung von Infektionskrankheiten und künftigen Pandemien.

EU: strengere Standards bei Luftverschmutzung
Das Europäische Parlament hat kürzlich strengere Grenzwerte für verschiedene Schadstoffe – darunter Feinstaub, Stickstoffdioxid und Schwefeldioxid – bis zum Jahr 2030 beschlossen. Demnach soll die Obergrenze für Feinstaub ab 2030 bei zehn statt bisher 25 Mikrogramm pro Kubikmeter liegen, bei Stickstoffdioxid bei 20 statt 40 Mikrogramm. Die Standards sollen mindestens alle fünf Jahre neu geprüft werden. Die Mitgliedstaaten können die Einführung der Vorschriften unter bestimmten Bedingungen jedoch verschieben. Damit bleiben die neuen Ziele aber hinter den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2021 zurück; ursprünglich hatte das Parlament eine strikte und verbindliche Anpassung an diese Empfehlungen bis zum Jahr 2035 gefordert. Jedes Jahr gibt es in Europa rund 300.000 frühzeitige Todesfälle durch Luftverschmutzung.

Italien: Maßnahmen gegen Ärztemangel
Um dem Ärztemangel im öffentlichen Gesundheitssystem entgegenzuwirken, plant die italienische Regierung u.a. mehr Ärzte aus dem Ausland anzustellen und die Zugangsbeschränkungen zum Medizinstudium aufzuheben. Der Gesetzesentwurf zur Aufhebung der Zugangsbeschränkungen wird von den Ärztegewerkschaften abgelehnt. Außerdem soll es eine Lockerung der Kriterien geben, nach denen ausländische Mediziner im öffentlichen Gesundheitssystem angestellt werden können. Laut Schätzungen fehlen in Italien mindestens 20.000 Ärzte und 70.000 Pflegekräfte im öffentlichen Gesundheitswesen. De facto liegen die Ausgaben für das Gesundheitspersonal auf einem Niveau wie vor 20 Jahren.

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Tage lang war ein 2023 verstorbener Mann ununterbrochen Corona-positiv. Bei entnommenen Proben wurden mehr als 50 Mutationen festgestellt.

H5N1: WHO wegen Ausbreitung auf immer mehr Arten alarmiert
Dass sich der Vogelgrippe-Erreger H5N1 auf immer mehr Arten ausbreitet, sei Grund zu „enormer Besorgnis“, betonte WHO-Chefwissenschafter Jeremy Farrar kürzlich. Damit steige die Gefahr, dass Menschen infiziert werden und der Erreger schließlich auch von Menschen übertragen werde. Der aktuelle Vogelgrippe-Ausbruch hatte 2020 begonnen und habe nach Geflügel-Nutzieren bereits Wildvögel und Säugetiere an Land und Meer – und zur Überraschung von Experten zuletzt auch Kühe und Ziegen – betroffen. Für eine Ausbreitung beim Menschen gebe es derzeit keinen Nachweis; es gab aber mehrere hundert Fälle, in denen sich Menschen durch Tiere infizierten. Laut Farrar sei die Todesrate in diesen Fällen mit etwa 52 Prozent „außergewöhnlich hoch“. Die WHO fordert daher eine genaue Beobachtung des Infektionsgeschehens.

600.000
Malaria-Todesfälle wurden im Jahr 2022 weltweit registriert – 95 Prozent davon in Afrika.

WHO: Impfungen retteten 154 Millionen Menschen
In den letzten 50 Jahren haben Impfungen laut einer Studie der WHO 154 Millionen Menschen gerettet –146 Millionen davon waren Kinder unter fünf Jahren. 60 Prozent der geretteten Menschen seien auf den Masern-Impfstoff zurückzuführen. Insgesamt sei die Mortalität unter Babys weltweit durch Impfungen gegen 14 Krankheiten – darunter Diphtherie, Polio, Tetanus und Pertussis – um 40 Prozent gesenkt worden. Vor 50 Jahren seien laut WHO weniger als fünf Prozent der Babys weltweit routinemäßig gegen Diphtherie, Tetanus und Pertussis geimpft worden; heute seien es 84 Prozent.

WHO warnt vor Alkohol- und Tabakkonsum bei Jugend
Laut einem Bericht der WHO haben 57 Prozent der 15-Jährigen bereits mindestens einmal Alkohol getrunken; fast jeder vierte in den letzten 30 Tagen. Bei den Elfjährigen waren es acht Prozent der Buben und fünf Prozent der Mädchen. Auch der Konsum von E-Zigaretten habe unter Jugendlichen zugenommen und den Zigarettenkonsum bereits überholt. Angesichts dessen fordert der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Kluge, unter anderem höhere Steuern, eine Beschränkung der Verkaufsstellen und von Werbung sowie ein Verbot von Aromastoffen. Der WHO-Bericht basiert auf Daten von 280.000 Kindern und Jugendlichen im Alter von elf, 13 und 15 Jahren in Europa, Zentralasien und Kanada.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 9 / 10.05.2024