Kurz und informativ

14.08.2024 | Medizin

Alkohol im Flugzeug: Sauerstoffsättigung fällt deutlich
Eine Flugreise unter moderatem Einfluss von Alkohol führt zu einer vermehrten Abnahme der Sauerstoffsättigung und kann dadurch schädigende Wirkungen auf das Herz ausüben. Das sind die Ergebnisse einer Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Köln. Wissenschafter um Eva-Maria Elmenhorst untersuchten 40 gesunde Probanden unter 40 Jahren. 23 davon verbrachten zwei Nächte in einem normalen Schlaflabor. 17 Personen schliefen in einer Unterdruckkammer, in der ein Luftdruck herrschte, der jenem einer Flugzeugkabine in circa 2.400 Meter Seehöhe entsprach. In der ersten Nacht schliefen die Probanden nüchtern, in der folgenden Nacht erhielten sie Wodka und hatten im Schnitt 0,4 Promille Alkohol im Blut. Unter hypobaren Bedingungen ohne Alkohol nahm der Anteil des Leichtschlafs zu Ungunsten der Tiefschlafphase zu. Die SpO2 lag im Mittel bei 88 Prozent, verglichen mit 96 Prozent im Schlaflabor ohne Alkohol bei normalem Druck. Alkoholkonsum verschlechterte die Situation zusätzlich: Die mittlere SpO2 lag bei 85 Prozent, die Herzfrequenz stieg etwas an. Bei einer Schlafphase von vier Stunden kam es nach Wodka-Konsum rund 200 Minuten zu einer Sauerstoffsättigung von unter 90 Prozent; im nüchternen Zustand waren es 170 Minuten. APA/Thorax/British Medical Journals

Genprogramm zur Krebsentwicklung identifiziert
Ein Team der Universität Zürich hat einen Signalweg identifiziert, der die Umwandlung von Epithelzellen in aggressive Tumorzellen fördert. Ergebnisse einer Studie unter der Leitung von Prof. Ataman Sendöl vom Institut für Regenerative Medizin deuten darauf hin, dass das TNF-α-Signalprogramm Zellen empfänglicher für die Tumorentstehung macht und invasive Eigenschaften in Hautstammzellen auslöst. Während der klonalen Expansion in normale Epithelien stammen die TNF-α-Signale von Immunzellen aus der Umgebung und tragen damit zur Vermehrung von Zellen bei, die Krebsgenmutation angesammelt haben. Kommt es zu einer Vielzahl an Treibermutationen, beginnt die Tumorentstehung. Währenddessen beginnen einige Krebszellen, ihr eigenes TNF-α zu produzieren. Dadurch wird die Invasion in umliegendes Gewebe gefördert. Je aktiver das TNF-α-Signalprogramm, desto schlechter die Überlebenschancen des Patienten. Die Aktivität des Signalprogramms könnte daher künftig als Biomarker dienen, um die Prognose von Patienten mit Epithelkarzinomen zu beurteilen. Die Entdeckung des Signalwegs könnte auch bei der Früherkennung und Behandlung von Patienten mit Haut-, Dickdarm-, Blasen- und Speiseröhrenkrebs helfen. APA/Universität Zürich

15 Prozent
der Borreliose-Fälle weiten sich auf das Nervensystem aus. APA

COVID-19: nachhaltige Schädigung des zellulären Immunsystems
Selbst nach milden Verläufen von COVID-19 kann es zu einer deutlichen Verringerung von Immunzellen im Blut kommen. Daraus könnte sich eine Erklärung für die Long-COVID-Symptomatik ableiten lassen. Zu diesen Erkenntnissen kamen Forscher um Univ. Prof. Winfried Pickl und Univ. Prof. Rudolf Valenta von der MedUni Wien. Sie untersuchten 133 Genesene zehn Wochen und zehn Monate nach der Erkrankung auf verschiedene Immunparameter und Wachstumsfaktoren im Blut. Ebenfalls untersucht wurden 98 Personen, die nicht an COVID-19 erkrankt waren. Da es zu Beginn der Studie (2020) noch keine Impfstoffe gab, waren alle Probanden ungeimpft. Es zeigte sich, dass die Genesenen zehn Wochen nach der Infektion im Gegensatz zu Nicht-Erkrankten sowohl bei T- als auch B-Zellen deutliche Anzeichen einer Immunaktivierung aufwiesen. Die Wachstumsfaktoren im Blut spiegelten ein akut-entzündliches Geschehen wider. Zehn Monate nach der Erkrankung wurde neben der Verringerung der Immunzellen eine überraschende Veränderung der Wachstumsfaktormuster im Blut beobachtet. Die Ergebnisse könnten erklären, dass Langzeitfolgen von COVID-19 mit einer Schädigung des zellulären Immunsystems und einer verminderten Reifung und Auswanderung der Immunzellen aus dem Knochenmark in Verbindung stehen, so die Autoren. APA/European Journal of Allergy and Clinical Immunology

Influenza: Risiko für Myokardinfarkt erhöht
Während einer Influenza-Infektion weisen Menschen ohne vorhergehende schwere kardiovaskuläre Erkrankung ein um das 16,6-Fache erhöhtes Myokardinfarkt-Risiko auf. Wissenschafter um Annemarijn de Boer vom University Medical Center in Utrecht identifizierten im Zeitraum von 2008 bis 2019 in der beteiligten Population 158.777 PCR-Tests auf Influenza. 26.221 davon fielen positiv aus, sie entsprachen 23.405 einzelnen Erkrankungsfällen. Als Risikoperiode wurde die Akutphase der Influenza-Infektion definiert. Es zeigte sich, dass die relative Häufigkeit für einen akuten Herzinfarkt im Vergleich zur Kontrollperiode um den Faktor 6,16 erhöht war. Bei Menschen ohne vorangegangenem Spitalsaufenthalt wegen einer Herzkranzgefäß-Erkrankung lag dieser Wert bei 16,6. Gab es zuvor aus diesem Grund eine Hospitalisierung hatten Patienten eine um den Faktor 1,43 erhöhte Infarktgefährdung. Als Erklärung für diesen niedrigen Wert wird vermutet, dass die Einnahme von gerinnungshemmenden Arzneimitteln, die bei zuvor hospitalisierten Patienten verordnet wurden, möglicherweise einen schützenden Effekt ausübt. APA/New England Journal – Evidence

FIB-4-Score identifiziert fortgeschrittene Lebererkrankung
Forscher der Medizinischen Universität Wien haben einen Schwellenwert für einen Bluttest auf eine fortgeschrittene Lebererkrankung ermittelt, mit dem Menschen mit erhöhtem Risiko ohne Spezialuntersuchung identifiziert werden können. Das Team der Universitätsklinik für Innere Medizin III (Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie) um Georg Semmler, Lukas Hartl, Mathias Jachs und Ap. Prof. Mattias Mandorfer analysierte dazu 6.143 Personen aus Wien und Salzburg, um einen Schwellenwert für den FIB-4-Score zu bestimmen, der einer Lebersteifigkeit von 10 kPa und damit einer fortgeschrittenen Lebererkrankung entspricht. Bisherige Schwellenwerte waren vermutlich zu wenig spezifisch oder sensitiv, weshalb Gesunde zum Teil fälschlich erfasst und Erkrankte übersehen wurden. In einer zweiten Studie konnte nachgewiesen werden, dass ein individuelles Risiko mittels Lebersteifigkeitsmessung und/oder Bluttests vergleichbar gut wie durch minimal-invasive Ermittlung des Lebervenendruckgradienten eingeschätzt werden kann. Ziel von Mandorfer ist es nun, den FIB-4-Schwellenwert von 1,75 für alle Patienten mit Risikofaktoren für Lebererkrankungen in die Gesundenuntersuchung aufzunehmen. APA/Hepatology/Journal of Hepatology

Orale Kontrazeptiva: höhere Cholesterinwerte bei Jugendlichen
Junge Frauen, die die Pille nehmen, haben höhere Cholesterinwerte als Nicht-Benutzerinnen. Zu diesem Schluss kamen Forscher um Anna Staudt von der Universitätsklinik für Pädiatrie II in Innsbruck. Sie untersuchten im Rahmen der „Early Vascular Ageing-Tyrol Study“ den potenziellen Einfluss hormoneller Empfängnisverhütung auf den Fettstoffwechsel. Dazu wurden Cholesterin- und Triglyceridwerte bei 828 weiblichen Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren zweimal im Abstand von 22 Monaten bestimmt. 317 Teilnehmerinnen verwendeten orale Kontrazeptiva. Sie wiesen mit im Mittel 179,6 mg/dl Gesamtcholesterin höhere Werte auf als Nicht-Benutzerinnen (162,4 mg/dl). Auch bei LDL-Werten gab es deutliche Unterschiede (106,4 mg/dl versus 94,6 mg/dl). Bei HDL zeigte sich keine signifikante Differenz. Eine weitere Beobachtung: Teilnehmerinnen, die im Lauf der Studie mit der Verwendung oraler Kontrazeptiva begannen, hatten zwischen Beginn und Nachfolgeuntersuchung im Schnitt um 15,4 mg/dl höhere LDL-Werte und um 36,2 mg/dl höhere Triglyceridwerte als Nicht-Benutzerinnen. APA/Journal of Adolescent Health

Candida-Infektion erhöht Sterblichkeit in Klinik
Candida-Infektionen können die Sterblichkeit bei Spitals patienten auf 40 Prozent erhöhen und damit im Vergleich zu Patienten ohne Candidämie (22 Prozent) verdoppeln. Dies fanden Forscher um Jon Salmanton-Garcia von der Kölner Universitätsklinik heraus, unter ihnen auch Assoz. Prof. Martin Hönigl von der Abteilung für Infektiologie der MedUni Graz sowie Univ. Prof. Cornelia Lass-Flörl vom Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie der MedUni Innsbruck. Untersucht wurden 171 Patientenpaare in 28 Kliniken in West-, Mittel-, Südeuropa und der Türkei. Rund 40 Prozent der Patienten litten an einer Krebserkrankung, etwa 40 Prozent wurden intensivmedizinisch versorgt. Unter den Paaren hatte jeweils einer eine Candida-Infektion, der andere nicht. Das Gefährdungspotenzial von Hefepilzen war unterschiedlich. Bei schweren Candida tropicalis-Infektionen lag die Mortalitätsrate bei 63,6 Prozent. APA/Journal of Infection

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 15-16 / 15.08.2024