Kurz und informativ

24.05.2024 | Medizin

Neues Modell erleichtert Neuroblastom-Untersuchung
Mit einem neuen Modell, das ein Team der St. Anna Kinderkrebsforschung gemeinsam mit der Universität Sheffield entwickelt hat, kann künftig die Entstehung des Neuroblastoms bei Kindern untersucht werden. Diese beginnt meist im Mutterleib, wenn die Neuralleiste (NC) mutiert. Ein Team unter Leitung der Stammzellexpertin Ingrid Saldana in Sheffield und des Computerbiologen Luis Montano in Wien verwendete menschliche Stammzellen, um NC-Zellen in einer Petrischale zu züchten. Die Zellen trugen genetische Veränderungen, die bei aggressiven Neuroblastom-Tumoren gehäuft auftreten. Die veränderten Zellen verhielten sich wie Krebszellen und sahen den Neuroblastomzellen erkrankter Kinder sehr ähnlich. Somit waren die Bedingungen, die zur Tumorentstehung führen, nachgebildet. Potentielle Behandlungsmöglichkeiten können damit nun mit großer Präzision untersucht werden. APA/Nature Communications

Neuer Biomarker für kardiovaskuläres Risiko
Forscher der Medizinischen Universität Wien haben ein genetisches Testverfahren zum Nachweis klonaler Hämatopoese entwickelt, das künftig auch bei der Ermittlung des Risikos für atherosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankungen zum Einsatz kommen könnte. Das Team um Erstautor Roland Jäger hat nun die möglichen Auswirkungen bei 968 Carotis-Stenose-Patienten (Ermittlung durch Ultraschall-basierte Duplexsonographie) mit einem mittleren Alter von 69,2 Jahren untersucht. Dafür wurde ein auf High-Through-put-DNA-Sequenzierung basierendes Verfahren entwickelt. Die klonale Hämatopoese konnte damit verlässlich identifiziert werden. Die Autoren beschreiben in der Studie eine erhöhte Sterberate, wenn das Phänomen bei signifikanter Carotis-Stenose auftritt. Durch die gemeinsame Feststellung ist es gelungen, einen kombinierten Biomarker zur Erstellung eines individuellen kardiovaskulären Risikoprofils zu entdecken. Damit können Hochrisikopatienten künftig früh erkannt werden, woraus sich eine Anpassung der Therapie und damit eine Verhinderung der Progression der Atherosklerose ergeben kann. Medizinische Universität Wien/Journal of the American College of Cardiology

Rund 130.000
Menschen erkranken in Österreich jährlich an Pilzinfektionen. Medizinische Universität Innsbruck

Gerinnungshemmer mit „Antidot“ entwickelt
Ein neuer Gerinnungshemmer könnte zu einer erheblichen Reduktion des Risikos von schweren Blutungen führen. Forscher um Nicolas Winssinger von der Universität Genf haben unter Beteiligung von Wissenschaftern der Universität Sydney um Richard Payne einen Wirkstoff mit einer Art Antidot entwickelt. Dieser besteht aus zwei Molekülen, die auf unterschiedliche Stellen von Thrombin abzielen. Nach der Bindung an Thrombin verbinden sich die beiden Moleküle, wodurch sie die Aktivität des Proteins hemmen und die gerinnungsfördernde Wirkung reduzieren. Das Antidot wiederum trennt die beiden Moleküle wieder und neutralisiert damit den Wirkstoff. Vor allem für chirurgische Eingriffe könnte die Entwicklung des Wirkstoffs ein Meilenstein sein, berichtet die Universität Genf. Bisher wird üblicherweise Heparin verwendet, das aus der Darmschleimhaut von Schweinen entnommen wird. Die Wirkung ist laut den Genfer Forschern aber variabel, daher müssen während des Eingriffs Gerinnungstests durchgeführt werden. Mit dem neuen Wirkstoff könnte diese Problematik gelöst werden. Auch könnten Komplikationen im Zusammenhang mit Gerinnungshemmern, die rund 15 Prozent der Notfall-Besuche wegen Arzneimittel-Nebenwirkungen ausmachen, reduziert werden. APA/Nature Biotechnology

Monoklonaler Antikörper schützt vor Malaria
Eine neue Dosisfindungsstudie mit subkutan verabreichten monoklonalen Antikörpern hat gute Schutzraten gegen Malaria erbracht. Wissenschafter um Kassoum Kayentao vom Malaria-Forschungszentrum in Bamako/Mali untersuchten bei Kindern und Erwachsenen zunächst drei Dosierungen des monoklonalen Antikörpers L9LS auf mögliche Nebenwirkungen. Danach erhielten je 75 Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren vor der Malariasaison eine subkutane Injektion mit L9LS (150 oder 300 Milligramm) oder ein Placebo. Hinweise auf Sicherheitsprobleme durch L9LS wurden nicht ermittelt. Primärer Endpunkt der Studie war das erstmalige Auftreten einer laborbestätigten Infektion mit Plasmodium falciparum innerhalb von 24 Wochen. Dazu kam es bei 48 Prozent der Probanden in der Gruppe mit der 150-Milligramm-Dosierung, bei 40 Prozent der Gruppe mit der 300-Milligramm-Dosierung und bei 81 Prozent unter Placebo. Dies bedeutete eine Schutzrate gegenüber Placebo von 66 Prozent bei der niedrigen Dosis und von 70 Prozent bei der höheren Dosis des monoklonalen Antikörpers. Malaria mit Symptomen wurde dosisabhängig zu 67 Prozent beziehungsweise zu 77 Prozent im Vergleich zu Placebo verhindert. Bei dieser Schutzdauer von sechs Monaten könnte daher mit einer einzigen Injektion die gefährlichste Zeit in Malariaregionen überbrückt werden. APA/New England Journal of Medicine

Nachsalzen erhöht Risiko für Magenkarzinom
Menschen, die ihr Essen häufig nachsalzen, erkranken um 39 Prozent häufiger an Magenkarzinomen als jene Personen, die nicht nachsalzen. Dieser Zusammenhang wurde nach Analyse von Daten von 470.000 Erwachsenen der britischen Kohortenstudie UK Biobank durch Wissenschafter der Medizinischen Universität Wien um Selma Kronsteiner-Gicevic und Tilman Kühn vom Zentrum für Public Health sichtbar gemacht. Mittels Fragebogen wurden zwischen 2006 und 2010 Antworten auf die Frage „Wie oft salzen Sie beim Essen nach?“ erhoben. Das Team glich diese Antworten mit der Salzausscheidung im Urin und mit Daten aus nationalen Krebsregistern ab. Der Beobachtungszeitraum betrug rund elf Jahre. In den Ergebnissen sind demografische und sozioökonomische Aspekte sowie Lebensstilfaktoren berücksichtigt. Die Resultate trafen bei Komorbiditäten ebenso zu. Bisher war bereits ein Zusammenhang zwischen Magenkrebs und salzhaltigem Essen für asiatische Länder erwiesen, in denen häufig in Salz konservierte Lebensmittel oder stark gesalzener Fisch verzehrt werden. Die neue Forschungsarbeit zeigt den Zusammenhang nun auch für westliche Länder auf. APA/Medizinische Universität Wien/Gastric Cancer

Demenz: Studie zeigt Schutzwirkung von Olivenöl
Der Konsum von zumindest sieben Gramm Olivenöl pro Tag hat einer neuen Studie zufolge einen schützenden Effekt auf Demenz-assoziierte Mortalität. Anne-Julie Tessier von der Chan School of Public Health in Boston/Massachusetts hat mit ihrem Team Daten von 92.283 Personen im mittleren Alter von 56,4 Jahren in einem Beobachtungszeitraum von 28 Jahren ausgewertet. Die Probanden hatten zu Studienbeginn keine Herz-Kreislauf- oder Krebserkrankungen. Die Ernährungsgewohnheiten wurden zu Beginn der Studie und in Folge alle vier Jahre erhoben. Dabei zeigte sich, dass ein Olivenölkonsum von mindestens sieben Gramm täglich mit einem um 28 Prozent geringeren Risiko für Demenz-bedingte Mortalität im Vergleich zu geringem Konsum verbunden war. Auch bei genetischer Prädisposition zeigte sich ein Effekt: Die körpereigene Bildung von Apolipoprotein E4 wurde als Faktor einer um das bis zu Neunfache erhöhten Demenzgefährdung identifiziert. Auch in dieser Personengruppe konnte jedoch eine schützende Wirkung nachgewiesen werden. Zur sonstigen Qualität der Nahrung wurden allerdings keine Zusammenhänge ermittelt. In Rahmen von Substitutionsanalysen nahmen Probanden pro Tag fünf Gramm Olivenöl anstelle derselben Menge Margarine oder Mayonnaise auf – die Demenz-assoziierte Todesrate sank dadurch um acht bis 14 Prozent. APA/JAMA Netw Open

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 10 / 25.05.2024