Kurz und informativ

10.05.2024 | Medizin

Exotische Riesenzecke vereinzelt in Österreich
Durch die Klimaveränderung konnte sich die exotische Riesenzecke, Hyalomma marginatum, vereinzelt in Österreich ansiedeln. Sie ist Hauptüberträger der Bunyaviren, die das Krim-Kongo-Fieber auslösen, kann aber auch Rickettsien verbreiten. Zwar tritt das Krim-Kongo-Fieber üblicherweise in Afrika, asiatischen Ländern, im Nahen Osten und Balkan auf; kürzlich konnten Bunyaviren aber auch bei Zecken in Spanien und Frankreich nachgewiesen werden. Bei den vereinzelt in Österreich gefundenen Riesenzecken wurde bisher noch keine Belastung mit Bunyaviren gefunden. APA

Klimaveränderungen beeinträchtigen Psyche
Bereits ein Temperaturanstieg von einem Grad korreliert mit einer signifikanten Erhöhung suizidalen Verhaltens. Darauf würden aktuelle Daten hinweisen, wie die Österreichische Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ÖGPP) kürzlich gewarnt hat. In Hitzewellen kommt es außerdem zu einem vermehrten Aufsuchen psychiatrischer Einrichtungen und zu einer höheren Zahl an stationären Aufnahmen. Der Anstieg der Umgebungstemperatur beeinflusst die psychische Gesundheit über verschiedene Mechanismen. So kann die physiologische Reaktion des Körpers auf Hitze zu Veränderungen des Serotoninspiegels führen. Kognitive Funktionen können durch hitzebedingten Schlafmangel beeinträchtigt werden. Auch komme es beispielsweise zu vermehrten Aggressionsereignissen oder höherem Alkoholkonsum aufgrund wirtschaftlicher Belastungsfaktoren. APA

60
Prozent der Hauterkrankungen haben eine psychische Begleitkomponente. APA

Hepatozelluläres Karzinom: Signalweg entschlüsselt
Ein Team von Wissenschaftern der Medizinischen Universität Wien hat einen molekularen Signalweg entschlüsselt, der wesentlich an der Entstehung des hepatozellulären Karzinoms (HCC) beteiligt ist. Die Forscher um Studienleiter Erwin Wagner vom Klinischen Institut für Labormedizin knüpften an frühere Studienergebnisse an, aus denen eine Beteiligung der Transkriptionsfaktoren c-Fos und c-Jun an der Entwicklung von hepatozellulären Karzinomen hervorgegangen war. In Experimenten mit Mäusen zeigte sich nun, dass die Kombination mit (Fra-)Proteinen die entscheidende Kaskade der Tumorbildung initiiert. Den Forschern gelang es, durch Ausschalten der Protein-Kombination aus c-Jun und Fra-2 eine Umkehrung des Tumorwachstums herbeizuführen. Das Wachstum konnte durch Blockierung des Gens c-Myc sogar gestoppt werden. Aus diesen Erkenntnissen ergeben sich neue, vielversprechende Ansatzpunkte für Therapiemaßnahmen. APA/PNAS

RSV: Häufig kardiologische Komplikationen bei Älteren
Fast ein Viertel der Senioren erleidet als Folge einer Infektion mit dem respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) eine kardiologische Komplikation. Zu dieser Erkenntnis kam ein Team um Rebecca Woodruff von den US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC). In zwölf US-Bundesstaaten wurde zuvor ein RSV-Überwachungsnetzwerk aufgebaut. Dabei wurde der Krankheitsverlauf von 6.248 hospitalisierten RSV-Patienten ab 50 Jahren für die Jahre 2014/2015, 2017/2018 und 2022/2023 ausgewertet. Das mittlere Alter betrug 72,7 Jahre; knapp 60 Prozent der Betroffenen waren Frauen. Komplikationen aufgrund von akuten Herz-Kreislauf-Erkrankungen zeigten sich bei 22,4 Prozent der Fälle. Bei 15,8 Prozent entwickelte sich eine akute Herzinsuffizienz, bei 7,5 Prozent eine ischämische Herzkrankheit und bei 1,3 Prozent eine Bluthochdruck-Krise. Grund für die hohe Komplikationsrate könnte laut den Autoren die durch das RS-Virus ausgelöste starke inflammatorische Reaktion sein. Insgesamt mussten 18,6 Prozent der wegen RSV hospitalisierten Patienten intensivmedizinisch versorgt werden. Die Sterblichkeit betrug 4,9 Prozent. APA/JAMA Intern Med

Malariamücke nach 50 Jahren in Italien lokalisiert
Exemplare der Malaria-übertragenden Stechmücke Anopheles sacharovi wurde nach 50 Jahren wieder in Italien, nämlich in einer Provinz in Apulien, lokalisiert. Laut Forschern sei es notwendig, die Überwachung in Süditalien zu verstärken, um das Risiko einer Wiedereinschleppung von Malaria zu verhindern. Das geht aus einer Studie des italienischen Gesundheitsinstituts ISS hervor. APA

Diabetes: fehlende Adhärenz erhöht Herz-Kreislauf-Risiken
Fehlende Adhärenz bei Diabetes Typ-2 wirkt sich einer neuen Studie der Medizinischen Innsbruck zu Folge deutlich auf das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Nierenkomplikationen aus. Sarah Denicolo von der Universitätsklinik für Innere Medizin IV und ihre Co-Autoren untersuchten in einer Teilstudie zur PROVALID-Studie 1.125 Patienten. In Urin proben wurde bestimmt, ob die Teilnehmer die verschriebenen Arzneimittel zur Senkung der Blutzuckerwerte, zur Hemmung der Blutgerinnung sowie zur Senkung von Blutdruck und Cholesterinwerten tatsächlich einnahmen. Die mittlere Beobachtungszeit betrug 5,1 Jahre. Nur 56,3 Prozent der Patienten waren vollkommen therapieadhärent, 42 Prozent teilweise (mindestens eines der Arzneimittel eingenommen), 1,7 Prozent waren non-adhärent. Die Non-Adhärenz hatte große Auswirkungen: Teilnehmer, die Thrombozytenaggregationshemmer nicht einnahmen, wiesen ein zehnfach-erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen auf. Die Nicht-Einnahme von Antihypertensiva verdoppelte die Gefahr für schwere Nierenkomplikationen. APA/Diabetologia

Schlafstörungen können frühzeitig auf neurodegenerative Erkrankung hindeuten
Bestimmte Veränderungen der Schlafarchitektur weisen auf künftige neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer hin. Das fand ein Team um Abubaker Ibrahim von der Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Universität Innsbruck anhand von Labor-Schlafdaten von rund 1.000 Personen zwischen 2004 und 2007 heraus. Mittels Polysomnographie stellten sie fest, dass einige Patienten verringerte REM-Schlafphasen oder kürzere Tiefschlafphasen hatten – und dies im Schnitt bereits 12,8 Jahre vor der Diagnose der Erkrankung. Nun gelte es, Folgestudien anzuschließen, um gewonnene Erkenntnisse abzusichern und zu erforschen, ob eine bestimmte Schlaf-Verhaltensstörung spezifisch für eine konkrete Erkrankung ist. APA

Post-Covid: Frauen mit größeren Alltagseinschränkungen
Frauen mit Post-Covid-Syndrom bleiben trotz pulmonaler Rehabilitation in stärkerem Maße im Alltag eingeschränkt als Männer. Das ist das Ergebnis einer Studie, die von Wissenschaftern der Medizinischen Universität Wien um Alexander Kautzky von der Klinischen Abteilung für Sozialpsychiatrie durchgeführt wurde. Einbezogen wurden 263 Betroffene mit Post-Covid-Syndrom; 54,4 Prozent davon waren Frauen. Die Betroffenen hatten sich zwischen März 2020 und Juli 2022 einer sechswöchigen ambulanten pulmonalen Rehabilitation unterzogen. Zu Beginn und am Ende wurden u.a. die Lungenfunktion, das Maß der Kurzatmigkeit und der funktionelle Status ermittelt. Außerdem wurden Ergebnisse des Sechs-Minuten-Gehtests ausgewertet. Verbesserungen zeigten sich am Ende der Rehabilitation zwar bei der Lungenfunktion und der Sechs-Minuten-Gehstrecke sowie bei Covid-19-bedingten Einschränkungen im täglichen Leben; es gab aber geschlechtsspezifische Unterschiede. Während 38,5 Prozent der Männer einen vollständigen Rückgang der Funktionseinschränkungen verzeichneten, war dies bei nur 19,4 Prozent der Frauen der Fall. Als möglichen Grund dafür werden laut den Forschern hormonelle und psychosoziale Hintergründe diskutiert. APA/Biology of Sex Differences

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 9 / 10.05.2024