Standpunkt Harald Schlögel: Vielfalt vereinen

10.03.2024 | Aktuelles aus der ÖÄK

Die Medizin ist ein großes Feld, in der viele Menschen mit den unterschiedlichsten Biografien, Schwerpunkten und Visionen arbeiten. Die Medizin bietet viele Möglichkeiten, individuelle Wünsche und Bedürfnisse zu befriedigen, wodurch Ärztinnen und Ärzte die Auswahl haben, in welcher Form sie ihren Beruf ausüben. Die reine Unterteilung in angestellte und niedergelassene Ärztinnen und Ärzte greift zu kurz und zeigt hier nicht die gesamte Bandbreite an Möglichkeiten auf: Über Turnusarzt, Stationsarzt, Oberarzt, Primar, Facharzt, Lehrpraxisinhaber, Vertretungsarzt, Wohnsitzarzt bis hin zum Sportmediziner, Schularzt, Amtsarzt oder Militärarzt, vom Landarzt im ländlichen Raum bis hin zum gefeierten Universitätsprofessor, vom Kassenarzt zum Wahlarzt – die Facetten, in welcher Form Ärztinnen und Ärzte ihre Patienten versorgen, sind höchst unterschiedlich. Denn aus der Fülle an unterschiedlichen Tätigkeiten in der Medizin ergibt sich auch eine Fülle von Problemen und Aufgaben, die wir als Standesvertretung lösen müssen. Umso wichtiger ist, dass alle Ärztinnen und Ärzte sich auch mit der Standesvertretung befassen und diese wählen. Immerhin haben wir Ärztevertreter die Herkulesaufgabe, alle Ärztinnen und Ärzte in Österreich zu vertreten, die Herausforderungen in allen Bereichen und auch Lebensabschnitten wahrzunehmen und bei Problemen konstruktiv und konsensuell Lösungen anzustreben.

Wichtig ist hier die Einigkeit, das Lösen von Konflikten innerhalb der Berufsgruppen und die enge Zusammenarbeit mit dem Gesetzgeber, der die Rahmenbedingungen für die Berufsausübung bestimmt. Die Medizin, das Behandeln des Patienten und das Ziel, diese bestmöglich zu versorgen – das eint uns alle. Wir sprechen aus dem Arbeitsalltag, wenn wir uns zu Wort melden, wir sind unmittelbar am Geschehen und die Spezialisten in der Medizin. Umso wichtiger ist die Selbstverwaltung, denn politische Einflussnahme bedeutet auch immer, dass häufig jene Personen Rahmenbedingungen setzen wollen, die wenig Einblick in die ärztliche Tätigkeit im Alltag haben. Es ist unsere Rolle, auf die Tragweite von Entscheidungen, die nicht unmittelbar bewusst sind, hinzuweisen.

Man darf nicht vergessen, dass Eingriffe in die ärztliche Arbeit nicht ohne Folgen für die gesamte Gesellschaft bleiben. Daher ist es umso wichtiger, dass Ärztinnen und Ärzte mit den Entscheidungsträgern in der Politik an einem Tisch sitzen und konstruktiv an der Verbesserung des Gesundheitssystems arbeiten.

Dr. Harald Schlögel
1. Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 5 / 10.03.2024