LSZ-Gesundheitskongress: Pro Patientenlenkung

14.08.2024 | Aktuelles aus der ÖÄK

Anfang Juli fand in Bad Loipersdorf der LSZ Gesundheitskongress statt – auch bei diesem interdisziplinären Austausch unter Entscheidungsträgern aus dem österreichischen Gesundheits- und Sozialwesen stand trotz deutlichem Schwerpunkt auf Digitalisierung und KI auch die wichtige Lenkung der Patientenströme im Gesundheitssystem im Fokus.

Thorsten Medwedeff

KI-Instrumente für den Arbeitsalltag, veränderte SAP-Strategien, Digital Ready, Telegesundheit in der Pflege, Change & Transformation oder KI im Gesundheitswesen – der LSZ-Gesundheitskongress im steirischen Bad Loipersdorf hatte ein deutliches Übergewicht an Themen zu Digitalisierung und E-Health sowie zur Künstlichen Intelligenz.

Dennoch wurde in vielen Themenbereichen, Workshops und Diskussionen – insbesondere in der Podiumsdiskussion zum Start der Veranstaltung („Im ewigen Reformdschungel – braucht es klar Ziele und eine neue Verteilung der Kompetenzen zwischen den Berufsgruppen zur Qualitätsverbesserung?“) – immer wieder auf ein Thema fokussiert, das der Österreichischen Ärztekammer besonders wichtig ist: auf die Lenkung der Patientenströme und auf das per ÖÄK-Resolution festgehaltene Modell „digital vor nieder-gelassen-ambulant vor spitalsambulant vor stationär“.

Harald Mayer, ÖÄK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte, betonte in der Podiumsdiskussion mit der ärztlichen Direktorin des AKH Wien, Gabriela-Verena Kornek, mit dem Vorstandsvorsitzenden der KAGES, Gerhard Stark, dem Vizepräsidenten der Privatkrankenanstalten Österreichs und Geschäftsführer der PremiQaMed-Privatkliniken, Werner Fischl, sowie mit MTD-Präsidentin Gabriele Jaksch, wie wichtig die Patientenlenkung für die Gesundheitsversorgung in Österreich ist: „Wir brauchen dringend eine verbindliche Lenkung der Patientenströme, um ein stabiles Gesundheitssystem gewährleisten zu können. Generell ist es wichtig, Versorgung effizient zu lenken und zu steuern. Dafür müssen erstens wir Ärzte gehört werden und zweitens alle Beteiligten im System mit ins Boot.“

Große Pläne für 1450

Mayer erntete auch Zustimmung für die Idee, 1450 als Gesundheitshotline für ganz Österreich auszubauen, um ein österreichweit funktionierendes System mit Nutzung aller Daten und flächendeckenden Angeboten – bis hin zur ärztlichen Videokonsultation – strategisch auf die Beine zu stellen. „Ich habe auch das Gefühl, dass momentan grundsätzlich alle Dienstleister im Gesundheitssystem gewillt sind und sich auch dazu bekennen, dass es eine verbindliche Patientenlenkung braucht, weil nun offensichtlich alle erkannt haben, dass das nicht nur dazu führen wird, die hochspezialisierten Spitalsambulanzen zu entlasten, sondern auch, den Patienten rasch zum bestmöglichen Anlaufpunkt zu führen. Ich hoffe, dass es sehr rasch nach den Nationalratswahlen am 29. September mit dem neuen Gesundheitsminister oder der neuen Gesundheitsministerin konkrete Gespräche zu diesem Thema geben wird.

Dass das Thema auch bei den Kongressteilnehmern in Bad Loipersdorf von großem Interesse war, zeigte auch der bis auf den letzten Platz gefüllte Workshop von Christoph Steinacker, Abteilungsleiter der Bundeskurie angestellte Ärzte der Österreichischen Ärztekammer und stellvertretender ÖÄK-Kammeramtsdirektor. Sein Thema: „Patientensteuerung aus Sicht der Spitalsambulanz“. Seine Conclusio: „Die notorisch überfüllten Spitalsambulanzen müssen dringend entlastet werden. Man muss nicht wegen jeder medizinischen ‚Kleinigkeit‘ ins Spital – aber um das zu bewerkstelligen, muss es für den Patienten ein zeitnahes Angebot geben – dieses kann – in manchen Fällen – auch digital sein – und das über ganz Österreich. Man wird hier auch Einiges neu denken müssen. Auch vorgelagerte Behandlungseinheiten können hier sicherlich helfen.“

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 15-16 / 15.08.2024