Kommunalmesse 2024: Im Osten viel Neues

10.10.2024 | Aktuelles aus der ÖÄK

In der gut gefüllten Messehalle in Oberwart setzte die Österreichische Ärztekammer ihre Informationsoffensive bei den Entscheidungsträgern der heimischen Gemeinden rund um das Thema ärztliche Versorgung im ländlichen Raum erfolgreich fort.

Sascha Bunda

Die Hochwasserkatastrophe in Österreich sorgte auch bei den Veranstaltern der Kommunalmesse, der größten Fachmesse für die Top-Entscheidungsträger der heimischen Gemeinden, für große Sorgenfalten. Zwar blieb der Messestandort Oberwart von den direkten Auswirkungen verschont und auch die Hauptanreiserouten wie die Südautobahn konnten rechtzeitig wiederhergestellt werden, doch blieb die Frage, wie sich der Besucherzuspruch gestalten würde. Schließlich gab es doch in zahlreichen Gemeinden viele andere große Aufgaben für die Bürgermeister abzuarbeiten. Doch vor Ort zeigte sich die Messehalle Oberwart vom ersten Tag an gut gefüllt, wobei das Interesse an Hochwasser- und Klimaschutz natürlich ganz besonders angefacht war.

Groß war aber auch wieder das Interesse an der ärztlichen Versorgung der Gemeinden und damit der Zustrom zum Stand der Österreichischen Ärztekammer. Was kann ich machen, wenn unser Gemeindearzt in Pension geht? Welche Angebote kann ich als Gemeinde schnüren? Was sind die Vorzüge einer Hausapotheke? Und wer sind die richtigen Ansprechpartner für mich? Diese und andere Fragen standen im Fokus der zahlreichen Gespräche, die Funktionäre und Mitarbeiter mit den Entscheidungsträgern der Gemeinden am weithin sichtbaren und attraktiv gestalteten ÖÄK-Messestand führten. Im Dialog konnten so zum einen Hintergründe und aktuelle gesundheitspolitische Entwicklungen erklärt als auch Lösungswege aufgezeigt werden. Die angebotenen Hepatitis-Impfungen (Twinrix) erwiesen sich ebenfalls als Publikumsmagnet.

Spitzengespräche

So kurz vor der Nationalratswahl ließen es sich auch einige Spitzenpolitiker nicht nehmen, vor den tausenden Messebesuchern Präsenz zu zeigen. Den Auftakt machten der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl, die gleich am Beginn von Tag eins ihre Aufwartung am ÖÄK-Stand machten und dort von Michael Schriefl, Vizepräsident der Ärztekammer für Burgenland, begrüßt wurden. Gerade der Gemeindebund-Präsident sieht die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum als großen Punkt auf seiner Agenda. „Daher laden wir Ärztekammer, Apothekerkammer, Sozialversicherung, Bund und Länder zu Gesprächen, wie wir die Ärzteversorgung im ländlichen Raum sicherstellen können“, gab Pressl später zu Protokoll.

Auch die Spitzenfunktionäre der Ärztekammer nutzten den Auftritt, um Standpunkte und Argumente auszutauschen, darunter Christian Toth, Präsident der Ärztekammer für Burgenland, Rudolf Schmitzberger, Leiter des ÖÄK-Referates für Impfangelegenheiten, Silvester Hutgrabner, Leiter des Referates für Hausapotheken und Medikamentenangelegenheiten, Alexander Moussa, Referatsleiter e-Health in Ordinationen sowie ÖÄK-Kammeramtsdirektor Lukas Stärker. Verstärkung gab es in Form von ÖÄK-Präsident Johannes Steinhart, der unter anderem den Stand der Apothekerkammer für ein Gespräch mit Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr besuchte, ehe er im kleinen Kreis mit Bundespräsident Alexander van der Bellen, Familienministerin Susanne Raab und Gemeindebund-Präsident Pressl zusammentraf, um dort für die Anliegen und Interessen der Ärzteschaft zu sensibilisieren.

Bleiben wir im Gespräch

Als Fazit des Messeauftritts bleibt einmal mehr, wie wichtig es ist, mit den Gemeindevertretern im Austausch und im Gespräch zu bleiben. Gerade rund um die Themen Medizinstudienplätze und Primärversorgungseinheiten gibt es oft falsche Vorstellungen und unrealistische Erwartungen, die im Rahmen einer Kommunikation auf Augenhöhe ausgeräumt und präzisiert werden können. So kann schnell gemeinsam daran gearbeitet werden, die Kernprobleme zu identifizieren und zu lösen, schließlich eint das Interesse an einer wohnortnahen und zukunftssicheren ärztlichen Versorgung auch in kleineren Gemeinden. Das Bewusstsein bei den Bürgermeistern und anderen Entscheidungsträgern der Gemeinden ist da, dass eine Gemeinde ohne Arzt weniger attraktiv für Zuzug oder Verbleib im Ort ist. Denn gerade die Gemeindepolitiker sind die ersten, die von ihren Bürgern für Fehlentwicklungen verantwortlich gemacht werden. Und ihre politische Macht ist nicht zu unterschätzen – besonders, wenn gemeinsam agiert wird. So war am ÖÄK-Stand auch einer der Innviertler Bürgermeister zu Gast, die vor einigen Monaten mit einem Offenen Brief auf sich aufmerksam gemacht haben, der als „Hilferuf“ ans Land Oberösterreich zu verstehen war. Darin wurde unter anderem eine Neuordnung der Hausapotheken-Regelung und ein gerechteres Entlohnungssystem gefordert, 35 der 36 Ortschefs unterzeichneten den Brief. Und: Es ist davon auszugehen, dass auch im neu gewählten Nationalrat wieder eine große Anzahl an Mandataren Platz nehmen wird, die in der Kommunalpolitik aktiv oder dort groß geworden sind.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 19 / 10.10.2024