BKAÄ: Nachwuchs im Brennpunkt

15.07.2024 | Aktuelles aus der ÖÄK

Die Bundeskurie angestellte Ärzte der Österreichischen Ärztekammer legt nicht erst seit der Enquete „Wie die Jungen künftig arbeiten wollen“ starkes Augenmerk auf die Unterstützung der Jungärzte, wie ein Blick auf die neuesten – auch internationalen – Aktivitäten zeigt.

Thorsten Medwedeff

Cornelia Sitter, Referentin des ÖÄK-Referats für Jungmedizinerinnen und Jungmediziner, ist seit kurzem auch Delegierte in der EJD (European Junior Doctors). Eines der Hauptziele dieser Vereinigung ist es, junge Ärzte zu vernetzen, um anhand des stattfindenden Erfahrungsaustausches auch die Bedingungen im Heimatland zu verbessern. „Dieser internationale Austausch ist extrem wichtig“, befindet Sitter. Noch viel mehr, da die brennenden österreichischen Themen auch in ganz Europa vom ärztlichen Nachwuchs heiß diskutiert werden: drohender Ärztemangel; die politischen Bestrebungen, Arbeitsverpflichtungen für Jungärzte zu etablieren; Arbeitsbelastung und Bürokratie oder auch generationenübergreifendes Arbeiten sowie Arbeitszeitregelungen und die Ausbildung.

Bei Letzterem konnte die ÖÄK bereits punkten: „Nicht nur wir lernen von den anderen. Als wir unsere große Ausbildungsevaluierung 2023 und die Ergebnisse präsentiert haben, waren die Kollegen sehr beeindruckt“, berichtet die Turnusärztin aus Steyr. „Das internationale Vernetzen ist eine klare Win-Win-Situation für alle. So übersehen wir auch keine Trends und können uns ganz einfach Best-Practice-Modelle in ganz Europa ansehen.“

Verantwortung nicht auf den Nachwuchs abwälzen

Natalja Haninger-Vacariu ist seit der ÖÄK-Vollversammlung Ende Juni Obfrau der Bundessektion Turnusärzte und somit die höchste Hüterin der Agenden der Jungärzte in der ÖÄK: „Eines meiner wichtigsten Anliegen ist die Ausbildung. Ich wehre mich vehement gegen eine weitere Aufweichung des Ausbildungsschlüssels, also des Betreuungsverhältnisses zwischen Facharzt und Arzt in Ausbildung. Eine solide Ausbildung ist von essentieller Bedeutung.“ Das ist nur eines der Themen, die im Brennpunkt stehen. So sind ihr vor allem die politischen Ideen von Zwangsverpflichtungen für Jungärzte ein Dorn im Auge: „Der Wettbewerb um die besten Köpfe findet immer mehr auf internationaler Ebene statt. Wer will, dass kommende Mediziner nicht noch öfter in Deutschland oder in der Schweiz landen, sollte weder eine Berufspflicht noch eine Berufspflicht light einführen.“

Vielmehr sei die Politik selbst gefordert: „Die großen Herausforderungen in unserem Gesundheitssystem und die Sicherstellung der Versorgung unserer Patienten werden wir nicht schaffen, indem die Verantwortung auf den medizinischen Nachwuchs abgewälzt wird. Es ist schon die Politik, die kontinuierlich die strukturellen Probleme in den Spitälern angehen und Lösungen auf den Weg bringen muss. Von mehr Personal über Bürokratieabbau bis hin zu besseren Arbeitsbedingungen und wettbewerbsfähigen Gehaltsschemata. Es gibt sehr viel zu tun“, betont die Stellvertreterin von Harald Mayer, Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte.

Letzterer betont, wie wichtig es der Bundeskurie ist, den Jungärzten richtig zuzuhören und dementsprechend die Weichen zu stellen: „Wir möchten genau wissen, wie sie in Zukunft arbeiten wollen und lassen uns nicht von irgendwelchen Schreibtischtätern ablenken, die es zu wissen glauben. Das ist die Generation, die das Gesundheitssystem künftig trägt. Zu wissen, unter welchen Bedingungen sie ihre Arbeit bestmöglich leisten können, ist entscheidend. Wir wollen sie dabei unterstützen und gemeinsam die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen“, so der ÖÄK-Vizepräsident.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 13-14 / 15.07.2024