BKAÄ: Enquete – 1450, das Heilmittel für die Spitäler? Der richtige Pfad

10.04.2024 | Aktuelles aus der ÖÄK

Wie können die Gesundheitshotline 1450 oder andere digitale Lösungen dazu beitragen, Patientenströme besser zu lenken und den Spitalsambulanzen jene Entlastung bringen, die sie dringend benötigen? Diese zentrale Frage wird bei einer Enquete der Bundeskurie der angestellten Ärzte (BKAÄ) der Österreichischen Ärztekammer am 22. Mai in Wien diskutiert.

Ohne verbindliche und funktionierende Patientenlenkung wird es nicht gelingen, den Spitalsambulanzen jene Entlastung zukommen zu lassen, die die dort arbeitenden Ärztinnen und Ärzte dringend brauchen, betont die Bundeskurie der angestellten Ärzte der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK). Der Weg des Patienten sollte dem Pfad „digital vor niedergelassen-ambulant vor spitalsambulant vor stationär“ folgend ablaufen – das hatte die ÖÄK auch in ihrer Resolution „Für die Gesundheitsversorgung der Zukunft“ in dieser Form bereits im Juni 2023 festgehalten.

„Seit der Einführung der e-Card im Jahr 2005 und der damit verbundenen Abschaffung des Krankenscheins – das ist immerhin 18 Jahre her – fehlt eine funktionierende Patientenlenkung in Österreich. Darauf haben wir immer wieder hingewiesen. Leider fehlt diese Maßnahme auch in der am Ende des vergangenen Jahres verabschiedeten Gesundheitsreform, obwohl wir als Ärztekammer darauf gepocht hatten“, betont Harald Mayer, Vizepräsident der ÖÄK und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. Dazu bedarf es aus Sicht der BKAÄ eine klare Information sowie klare Vorgaben für den Weg durchs System. „Bei diesem aus unserer Sicht einzig richtigen Weg durch die Gesundheitsversorgung und für die beste und effizienteste Versorgung der Patienten – ohne dass es an irgendeiner Stelle ein unerwünschtes Nadelöhr gibt – könnte der Gesundheitshotline ‚1450‘ eine zentrale Rolle als erste Anlaufstelle für alle gesundheitlichen Fragen zukommen“, meint Mayer.

Diese mögliche zentrale Rolle – und wie sie in Zukunft in der Praxis im Zusammenspiel mit allen anderen Stufen des Pfads durch das Gesundheitssystem gestaltet sein könnte, das soll im Rahmen einer BKAÄ-Enquete am 22. Mai (Presse-club Concordia, Bankgasse 8, 1010 Wien, Beginn: 16:30 Uhr) diskutiert werden. Unter dem Titel „1450 – das Heilmittel für die Spitäler?“ tauschen sich Vertreter der Österreichischen Ärztekammer mit Proponenten aus Gesundheits- und Sozialpolitik, mit Digitalisierungsexperten und interessiertem Publikum aus – mit dem Ziel, Wege aufzuzeigen, wie eine wirksame Patientenlenkung aussehen kann. Die Enquete wird live im Internet via You-tube (Link: https://youtube.com/live/y04SmPkvnV0) übertragen, auch das Online-Publikum kann mitdiskutieren und per E-Mail Fragen stellen.

Wirksamkeit nachgewiesen

Seit dem Start im April 2017 gab es bei 1450 alleine in Wien über sechs Millionen Kontakte. Das zeigt, wie gut und wirksam die Hotline als erste Anlaufstelle im Gesundheitssystem funktionieren kann – mit niederschwelliger, kostenloser Gesundheitsberatung und Information von geschultem, diplomiertem Krankenpflegepersonal und in einer Endausbaustufe in weiterer Folge Kontakt zu Ärzten zu der Frage, ob die akuten Beschwerden wirklich Grund genug sind, sofort eine Spitalsambulanz aufzusuchen. „Hier wird strukturiert Aufklärung betrieben – dadurch könnten wir die ausufernden Ströme in die Spitäler, die halt nun einmal ‚24/7‘ betrieben werden, viel besser in den Griff bekommen“, sagt der Bundeskurienobmann.

Außerdem berichten viele Patienten, dass sie sich im Gesundheitssystem orientierungslos fühlen oder keinen Termin im niedergelassenen Bereich bekommen – das könnte auch hiermit behoben werden, unterstreicht Mayer: „Die Patienten – denen es ja in dem Augenblick nicht gut geht, sonst würden sie sich nicht melden – fühlen sich vom ersten Kontakt an gut aufgehoben und betreut. Kleinere „Wehwehchen“ werden ‚aufgefangen‘. Sollte wirklich ein Arzttermin nötig sein, könnten die Mitarbeiter von 1450 möglicherweise gleich einen Termin beim Hausarzt, einem anderen niedergelassenen Arzt oder – falls notwendig – in einer Spitalsambulanz ausmachen. Die Rutsche ins Gesundheitssystem ist gelegt, und zwar am korrekten Einstiegspunkt. Der Patient muss sich vorerst um nichts mehr kümmern, er wird richtig durchgelotst“, skizziert er ein mögliches Zukunftsszenario, das auf der Enquete am 22. Mai diskutiert werden wird.

Der Faktor ELGA

Ein Fokus der Veranstaltung wird auch auf dem Faktor ELGA liegen und was die Nutzung der elektronischen Gesundheitsakte zur Patientenlenkung beitragen kann. „Aus meiner Sicht sollten die durch 1450 erhobenen Daten ausnahmslos in ELGA gespielt werden und dadurch enorm dabei helfen, die Versorgung effizienter zu gestalten – mit Benefits, sowohl für Patientinnen und Patienten als auch für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte“, urteilt Mayer.

Diese Implementierung von ELGA würde auch dazu führen, dass der betroffene Patient seine Krankheitsgeschichte nicht drei-oder viermal erzählen müsste, sondern nur einmal. Mayer: „Das spart nicht nur dem Patienten Zeit und Nerven, sondern auch dem Erstkontakt bei 1450 und später dem behandelnden Arzt. Die Effizienzsteigerung, die dadurch erreicht wird, spricht für sich! Und wie man es bereits deutlich spürt – die Ressourcen im Gesundheitswesen sind bereits am Limit.“

Zukunftsszenarien

Zusätzlich sollte ein Arzt – auch österreichweit – telemedizinisch und wenn möglich via Video, künftig stets erreichbar sein, erwartet Mayer: „Dann würden wir das Gros der Patienten so abfangen, dass es keine Selbstzuweisungen in die Spitäler mehr gibt. So einfach kann Patientenlenkung sein.“ Der Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte plädiert aber auch dafür, 1450 in Österreich in allen Bundesländern zentral, einheitlich und mit denselben Qualitätskriterien zusammenzufassen – derzeit gibt es aus Sicht der BKAÄ zu viele Insellösungen: „Dann wäre auch gewährleistet, dass immer ein Arzt zur Verfügung steht. Für den Patienten ist es im Regelfall nämlich einerlei, ob dieser in Wien, im Burgenland oder in Tirol oder in Vorarlberg sitzt und ihm zuhört und hilft.“ Ein weiteres Zukunftsszenario: Wer sich künftig an den vorgegebenen Pfad hält, sollte mit Boni belohnt werden. „Mit dem großen Vorteil, dass er doppelt belohnt wird. Mit Steuervorteilen zum Beispiel, vor allem aber mit dem für alle besten, schnellsten und effizientesten Weg zur bestmöglichen Versorgung“, unterstreicht Mayer.


BKAÄ-Enquete: 1450 – das Heilmittel für die Spitäler?

Mittwoch, 22. Mai 2024, 16:30 Uhr
(Presseclub Concordia, Bankgasse 8, 1010 Wien)
Der Eintritt ist kostenfrei, bitte um Anmeldung unter pressestelle@aerztekammer.at.
Bei Bedarf gibt es von 16:00-19:00 Uhr auch eine kostenlose Kinderbetreuung für Kinder ab drei Jahren (um Anmeldung unter bkaae@aerztekammer.at wird bis 7. Mai 2024 gebeten). Die Enquete wird auch online live übertragen unter: https://youtube.com/live/y04SmPkvnV0.


© Österreichische Ärztezeitung Nr. 7 / 10.04.2024