Berufsbild Stationsarzt: Ganz nah dran

24.05.2024 | Aktuelles aus der ÖÄK

In Österreichs Spitälern arbeiten rund 3.000 Stationsärzte. Wie wichtig diese im laufenden Spitalsbetrieb für die Versorgung von Patienten, aber auch für die Ausbildung der Jungärzte und die Entlastung der Fachärzte sind, hat sich Thorsten Medwedeff angeschaut.

Wer in der Ambulanz begutachtet oder auf einer Spitalsstation aufgenommen wird, bekommt es sofort mit einem von ihnen zu tun. Ob Anamnese, körperliche Untersuchungen, Erfassen der Medikamente, die der Patient regelmäßig einnimmt oder die Dokumentation vorangegangener Operationen oder Erkrankungen – der Stationsarzt nimmt den Patienten auf und kümmert sich bis zur Entlassung ganz persönlich um ihn. „Wir als Stationsärztinnen und -ärzte sind ganz nah am Patienten – Tag für Tag. Wir sind kontinuierlich bei der Visite dabei und kennen ihn daher umfassend“, berichtet Catharina Lehner, Dauer-Sekundarärztin am Landesklinikum in Hollabrunn (NÖ). Auch das Schreiben der Entlassungsbriefe am Ende eines Spitalsaufenthalts gehört zu den Aufgaben des Stationsarztes. Das bedeutet auch: Der Facharzt erfährt durch Stationsärzte eine massive Entlastung, um sich um seine ganz spezifische Arbeit konzentrieren zu können. Die ganzheitliche Betrachtung des Patienten obliegt dem Stationsarzt, der dazu auch die Ausbildung zum Allgemeinmediziner durchlaufen hat.

Bald dürfen sich (die meisten) Stationsärzte auch Fachärzte nennen – durch die kürzlich abgesegnete gesetzliche Grundlage für die Einführung des Facharztes für Allgemeinmedizin und Familienmedizin ab 1. Juni 2026. „Damit wurde eine langjährige Forderung der Österreichischen Ärztekammer umgesetzt“, freut sich Harald Mayer, ÖÄK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. „Es ist schön, dass die Stationsärzte jene Aufwertung erfahren, die ihnen aufgrund ihrer wichtigen Rolle im Spitalsbetrieb längst zusteht. Damit sind sie auch formell gleichrangig mit den Fachärzten.“

Erfahrung weitergeben

Auf Augenhöhe unterstützen die Stationsärzte auch bei der Ausbildung der angehenden Mediziner, die ihren Turnus machen, berichtet Catharina Lehner: „Ich bin auch viel mit der Ausbildung der jungen Kollegen beschäftigt. Insbesondere praktisches Wissen kann ich etwa durch die Ambulanztätigkeit gut vermitteln. Bei mir machen Turnusärzte zum Beispiel ihre ersten Nähte.“ Auch BKAÄ-Obmann Harald Mayer hebt das hervor: „Die Rolle der Stationsärzte in der Ausbildung sollte mehr beachtet werden. Gerade die Tätigkeit in den Spitalsambulanzen ist für die Ausbildung extrem wichtig.“

In einigen Bundesländern herrscht allerdings ein großer Mangel an diesen Vermittlern, daher wäre es aus Sicht der Bundeskurie wünschenswert, Stationsärzte flächendeckend einzusetzen: „Jede Station, die einen solchen hat, jeder Kollege und jeder Patient weiß, wie sehr eine Ärztin oder ein Arzt, der Montag bis Freitag auf der Station ist und den Betrieb in- und auswendig kennt, zu einer optimalen Betreuung in jeder Hinsicht beiträgt“, unterstreicht Mayer.

Vorbereitung auf die Zukunft

Aber auch persönlich lernen die Stationsärzte im Spital jeden Tag dazu, wie Lehner unterstreicht: „Durch die Wissensvermittlung im Team ist man ständig up to date, die Erfahrungen auf der Spitalsstation und in der Ambulanz sind sehr viel wert und meiner Ansicht nach auch die beste Vorbereitung, sollte man planen, einmal als Hausarzt in eine Ordination gehen zu wollen.“

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 10 / 25.05.2024