Die Bundeskurie angestellte Ärzte (BKAÄ) der Österreichischen Ärztekammer war beim Austrian Health Forum 2024 (AHF) in Bad Hofgastein mit einer starken Abordnung vertreten und setzte dort starke Signale für die Interessen der Spitalsärztinnen und -ärzte.
Thorsten Medwedeff
Mit geballter Expertise signalisierte die Bundeskurie angestellte Ärzte die Bereitschaft zur Mitgestaltung im Gesundheitssystem – vom Burgenland bis Vorarlberg waren Vertreterinnen und Vertreter der BKAÄ ins geradezu frühlingshafte Kongresszentrum Bad Hofgastein am Fuße der Schlossalm angereist, wo sich insgesamt rund 200 Entscheidungsträger trafen, um über die Zukunft des österreichischen Gesundheitswesens zu diskutieren und Empfehlungen an die nächste Regierung zu formulieren.
Ein Fokusthema des Kongresses: die Patientenlenkung, ein Leuchtturm-Projekt der BKAÄ und insbesondere für Harald Mayer, ÖÄK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte, der seit Jahren die Einführung einer verbindlichen Lenkung der Patientenströme fordert: „Wir haben ein gutes Gesundheitssystem, in dem zurzeit allerdings jeder macht, was er will. Deshalb brauchen wir eine effiziente Lenkung der Patientinnen und Patienten. Eine verbindliche Patientenlenkung durch das Gesundheitssystem nach dem Motto ‚digital vor ambulant vor stationär‘ ist notwendig, um die Gesundheitsversorgung in Österreich – auf jenem Top-Niveau, das wir gewohnt sind – aufrechtzuerhalten. Meine Vision ist eine Patientenlenkung, die beiden Seiten sofort hilft: Zum einen den Patientinnen und Patienten, die zur bestmöglichen ärztlichen Betreuung gelenkt werden, und zum anderen den überfüllten Spitalsambulanzen, zu deren Entlastung dieser Prozess massiv beitragen wird. Dafür brauchen wir den Schulterschluss aller Dienstleister im Gesundheitssystem. Setzen wir die verbindliche Patientenlenkung in unserem Land gemeinsam um – am besten gleich heute“, betonte er in der AHF-Podiumsdiskussion zum Thema „Vorsorgen ist besser als heilen und heulen…“
Zum Thema präventiver Maßnahmen, die in einer immer älter werdenden Gesellschaft obsolet sind und gesetzt werden müssen, gab Mayer zu bedenken: „Prävention wird uns alle länger und besser leben lassen, aber das Gesundheitssystem wird es nicht billiger machen. Wir müssen diese Diskussion offen führen und die Frage beantworten: Was ist uns Gesundheit wert?“ Es dürfe jedenfalls nicht gespart werden im Gesundheitssystem – auch wenn es Innovationen gebe, die das System grundsätzlich effizienter machen würden.
Eine dieser Innovationen ist der Trend zur Digitalisierung in der Medizin. Darüber referierte Rudolf Knapp, Stellvertreter von Bundeskurienobmann Mayer und Primar der Radiologie im Bezirkskrankenhaus Kufstein, im e-Health-Workshop „Vom Umgang mit Gesundheitsdaten – Verfügbarkeit und Evidenz“. Knapp umriss dabei, was e-Health leisten kann – etwa Unterstützung in Sachen Patientensicherheit oder Verbesserung der Arbeitsqualität des medizinischen Personals oder eine Automatisierung der Dokumentation und damit das Zurückdrängen administrativer Aufgaben. Er zeigte aber auch auf, was e-Health nicht kann und soll: zum Beispiel die empathische Arzt-Patient-Beziehung ersetzen oder die Autonomie des Patienten einschränken. „e-Health muss ausschließlich das Ziel verfolgen, Prozesse zu verbessern und sicher zu machen. Und, der Ärztin oder dem Arzt mehr Spielraum für seine Kompetenzen zu geben. Dabei muss immer die Orientierung am Patienten im Auge behalten werden – das ist das Wichtigste.“ Dabei gebe es, was e-Health betrifft, noch viele technische Hürden zu überwinden, so hinke der intramurale Bereich dem extramuralen, was die IT-Ausstattung und die Möglichkeiten der IT angehe, noch weit hinterher, betonte der Tiroler Radiologe. Daher müsse eine Synthese zwischen extra- und intramuraler e-Health rasch angestrebt werden.
Sowohl zur notwendigen Patientenlenkung als auch zum effizienten Einsatz von digitalen Hilfsmitteln in der Medizin gab es am Austrian Health Forum 2024 ein breites Bekenntnis der anwesenden Proponenten aus Politik, Gesundheits- und Sozialwesen sowie Bildung, Pharma und Ärzteschaft.
© Österreichische Ärztezeitung Nr. 22 / 25.11.2024