Nobelpreis: mRNA-Forscher geehrt

10.10.2023 | Politik

Die ungarische Biochemikerin Katalin Karikó und Prof. Drew Weissman von der University of Pennsylvania erhalten für ihre grundlegenden Forschungen, die die Basis für die Entwicklung von mRNA-Impfstoffen darstellen, den diesjährigen Nobelpreis für Medizin.

Für ihre „bahnbrechenden Erkenntnisse, die unser Verständnis des Zusammenspiels von mRNA mit unserem Immunsystem grundlegend verändert haben“, lautet die Begründung des Nobelpreis-Komitees. Mit ihren Forschungen hätten die beiden „zur beispiellosen Geschwindigkeit der Impfstoff-Entwicklung bei einer der größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit in der Neuzeit beigetragen“, heißt es in der Begründung weiter.

Emigration in die USA

1955 im ungarischen Szolnok geboren, wuchs Katalin Karikó in einfachen Verhältnissen auf: der Vater war Fleischhauer, die Mutter Buchhalterin. Studium der Biologie an der Universität Szeged, wo sie auch promovierte – über mRNA-Moleküle. 1985 emigrierte sie mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter in die USA, wo sie an der Temple University in Philadelphia 17.000 US-Dollar im Jahr (rund 15.263 Euro) verdiente. An der Medizinischen Fakultät der University of Pennsylvania, wohin sie 1989 wechselte, betrug das Jahresgehalt 40.000 US-Dollar. Für ihre Forschung an der Entwicklung von Medikamenten auf mRNA-Basis, die sie schon während des Studiums betrieb, erhielt sie nur wenig finanzielle Unterstützung.

In Deutschland traf sie BioNTech-Gründer Ugur Sahin, der ihr noch am gleichen Tag eine Zusammenarbeit anbot. Karikó war bis Ende September 2022 Senior Vize-Präsidentin von BioNTech und ist seither nur noch als Beraterin tätig.

Zufällige Begegnung

Drew Weissman wurde 1959 in Massachusetts geboren. Er studierte Biochemie an der Brandeis University in Massachusetts und anschließend Immunologie und Mikrobiologie an der Boston University. Nach seiner Facharztausbildung in Innerer Medizin am Beth Israel Hospital in Boston arbeitete er an den National Institutes of Health. 1997 wechselte er an die University of Pennsylvania. Hier kreuzten sich im Jahr 1998 die Wege von Weissman und Karikó – bei einem Kopierer am Gang. Weissman arbeitete zu diesem Zeitpunkt an einer Impfung gegen HIV. „Mein Kollege Drew Weissman wollte immer einen Impfstoff entwickeln, ich nicht“, sagte Karikó. Ihr ging es u.a. darum, Krebstherapien zu entwickeln. Die beiden modifizierten RNA, indem sie einen der vier Bausteine durch Pseudouridin ersetzten. Auf diese Weise konnten die unerwünschten Immunreaktionen verringert werden. Diese Grundlagenforschung ermöglichte die Entwicklung von mRNA-Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 im Jahr 2020.

Karikó und auch Weissman wurden mehrfach ausgezeichnet: Beide erhielten u.a. den Lasker-Award und den Breakthrough Prize; Karikó auch den Paul-Ehrlich-Preis, Weissman den Preis der Robert-Koch-Stiftung. Der Nobelpreis wird traditionellerweise am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel, überreicht. APA/AM

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 19 / 10.10.2023