Nachruf: Otto Pjeta verstorben

10.10.2023 | Politik

Der langjährige Präsident der Ärztekammer Oberösterreich, der von 1999 bis 2003 Präsident der Österreichischen Ärztekammer war, ist am 3. Oktober im 75. Lebensjahr verstorben.

An Otto Pjeta lag es, die Kammerreform der Österreichischen Ärztekammer in die Realität umzusetzen. Beim 99. Kammertag am 25. Juni 1999 in Linz wurde er einstimmig zum Präsidenten gewählt mit den Vize-Präsidenten Reiner Brettenthaler, Walter Dorner und Walther Helperstorfer. Nach jahrelangen Diskussionen wurde die Kammerreform damals Realität mit der Konstituierung der drei Bundeskurien: jene der niedergelassenen Ärzte mit Hans-Jörg Pruckner an der Spitze, der angestellten Ärzte unter Gabriele Kogelbauer und der Zahnärzte mit Hannes Westermayer als Kurienobmann. In einer ersten Erklärung unmittelbar nach der Wahl pochte Pjeta auf Zusammenarbeit auf breiter Basis und betonte gleichzeitig, dass die ÖÄK als wesentlicher und aktiver Mitgestalter der Gesundheitspolitik zu sehen sei. Mit großem diplomatischem Geschick sollte ihm der Interessensausgleich zwischen den drei nun neuen Bundeskurien über alle unterschiedlichen Problemstellungen hinweg gelingen.

Gleich im ersten Jahr seiner Präsidentschaft konnte Pjeta zahlreiche Repräsentanten des öffentlichen Lebens bei einem Festakt anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Österreichischen Ärztekammer begrüßen. Und er war auch mit Überlegungen konfrontiert, den Tätigkeitsbereich der MTDs auszuweiten. Seine Antwort: „Ein dezidiertes Nein“. Seien es doch Tätigkeiten, die „aus guten Gründen“ Ärztinnen und Ärzten vorbehalten sind.

In die Zeit von Otto Pjeta als ÖÄK-Präsident fielen u.a. der Beschluss des Turnusärzte-Tätigkeitsprofils im September 2000 durch den Vorstand der Österreichischen Ärztekammer, die Einführung der Prüfung zum Arzt für Allgemeinmedizin und die Phase der vehementen Ablehnung von Seiten der Ärzte, wonach diese das Inkasso für die Chipkartengebühr übernehmen sollten.

Die ärztlichen Hausapotheken waren eines seiner Anliegen, für das er sich mit vollem Engagement einsetzte. Als es Überlegungen zu deren Abschaffung gab, gelang es Pjeta, zusammen mit dem Ministerium und den Apothekern eine Rechtsgrundlage zu erstellen, die den Weiterbestand von ärztlichen Hausapotheken sichert. Der Beschluss des holländischen Euthanasiegesetzes führt dazu, dass über dieses Thema auch in Österreich heftig diskutiert wurde. Die Vollversammlung der ÖÄK bezieht dazu im Juni 2001 Stellung und spricht sich in einer Resolution gegen die aktive Sterbehilfe aus.

Im Frühjahr 2002 gelang es nach langen Verhandlungen zwischen Hauptverband und ÖÄK eine Rahmenvereinbarung für Gruppenpraxen zu erzielen. Bei der Neuauflage der schwarzblauen Regierung im Frühjahr 2003 (Kabinett Schüssel II) wertete es die ÖÄK als positiv, dass es nun ein Gesundheitsministerium mit Maria Rauch-Kallat an der Spitze und Reinhart Waneck als Staatssekretär gab.

Nach dem Ende seiner ÖÄK-Präsidentschaft blieb Pjeta weiterhin an der Spitze der Ärztekammer Oberösterreich – bis zum Jahr 2005. So war Oberösterreich das erste Bundesland, das Gruppenpraxen im Kassensystem ermöglichte. Damit verbunden waren auch innovative Modelle wie Jobsharing- und Übernahmepraxis, die dann auch in anderen Bundesländern übernommen wurden. Auch setzte er u.a. eine Erhöhung der Grundgehälter für Spitalsärzte um 126 Prozent durch, die Gründung der Patientenschiedsstelle und er forcierte die Einführung des Punktesystems für Nachfolgepraxen. Ebenso war er auch treibende Kraft bei der weitgehenden Abschaffung der Chefarztpflicht in Oberösterreich.

Auch auf ÖÄK-Ebene war Pjeta weiterhin aktiv. Zunächst als Leiter des Qualitätsausschusses in der ÖÄK setzte er in der Folge seine ganze Kraft beim Aufbau der Österreichischen Gesellschaft für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement in der Medizin (ÖQMed) ein, deren Geschicke er bis 2017 lenkte. Trotz aller Widrigkeiten bei der Gründung – die damals zuständige Ministerin Rauch-Kallat genehmigte zunächst die Qualitätssicherungs-Verordnung nicht – wurde diese schließlich von der Vollversammlung der ÖÄK beschlossen. 2005 folgte die Gründung der ÖQMed und ein Jahr darauf erstmals die Evaluierung von 335 urologischen Ordinationen in ganz Österreich. Mit dem Rücklauf zeigte sich Pjeta damals außerordentlich zufrieden. „Angesichts der Belastungswelle im Gesundheitswesen in den letzten Jahren ist die nun abgeschlossene Evaluierung als sensationelles Vorzeigeprojekt in diesem Bereich zu bewerten.“

Otto Pjeta wurde 1949 in Linz in einer Arztfamilie geboren. Nach der Matura in Wels studierte er Medizin in Innsbruck und Wien. Schon während seines Studiums engagierte er sich politisch in der Studentenvertretung. Nahezu zeitgleich mit dem Beginn seiner Tätigkeit als niedergelassener Allgemeinmediziner im oberösterreichischen Steinerkirchen engagierte sich Pjeta auch standespolitisch. 1989 wurde er zum Präsidenten der Ärztekammer für Oberösterreich gewählt, an deren Spitze er 17 Jahre lang blieb. Darüber hinaus war er von 1989 bis 1993 Vizepräsident der ÖÄK und als Präsidialreferent mit den Referaten Medikamente (inklusive Impfwesen), Hausapotheken, Wahlärzte, Ausland sowie mit dem Referat für nichtwissenschaftliche Behandlungsmethoden betraut. Von 1999 bis 2003 stand Pjeta an der Spitze der Österreichischen Ärztekammer. 2002 wurde er zum Präsidenten des Bundeskomitees der Kammern der Freien Berufe (BUKO) gewählt. Ende März 2012 beendete er seine Tätigkeit als Gemeindearzt in Steinerkirchen an der Traun.

2003 wurde er mit dem Großen Ehrenzeichen der Österreichischen Ärztekammer ausgezeichnet. 2011 erhielt er das Große Ehrenzeichen der Republik. Gesundheitsminister Alois Stöger kam dafür in die Räumlichkeiten der ÖÄK, was nur „in außergewöhnlichen Fällen vorkommt“, wie er betonte. Anlässlich der Verleihung erklärte Stöger: „Mein tiefer Respekt, wie Sie den Spagat geschafft haben, neben der Spitzenposition als Präsident der ÖÄK auch noch eine Praxis zu führen und Landarzt zu bleiben.“ Agnes M. Mühlgassner

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 19 / 10.10.2023