Kurz und informativ

10.10.2023 | Politik

Europa: Bekämpfung von HIV optimierbar
Bei der Bekämpfung von HIV hinken Europa und Zentralasien hinter den von der UNO für 2025 ausgegebenen Zielen hinterher. Laut dem European Center for Disease Control (ECDC) wissen in dieser Region 83 Prozent der Infizierten von ihrer Infektion; 85 Prozent von ihnen erhalten eine Therapie; bei 93 Prozent ist das Virus unter Kontrolle. Das von der UNO vorgegebene Ziel lautet jedoch, bis 2025 bei allen drei Werten 95 Prozent zu erzielen. Die ECDC kritisiert auch, dass Präparate zur Präexpositionsprophylaxe lediglich in 38 von 55 Staaten verfügbar seien. In Österreich sind diese Medikamente kostenpflichtig auf Privatrezept erhältlich. Insgesamt gibt es in der WHO-Region Europa 2,6 Millionen Menschen mit HIV.

Opioid-Vergleich in den USA: 230 Millionen US-Dollar
Im Rahmen von zwei Vergleichen wird die Unternehmensberatung McKinsey offensichtlich 230 Millionen US-Dollar zahlen, um Klagen wegen ihrer Rolle in der Opioid-Krise in den USA beizulegen. Die Vergleiche wurden Ende September 2023 bekanntgegeben. Der Betrag kommt zu den 641,5 Millionen US-Dollar hinzu, die McKinsey bereits gezahlt hat, um die Forderungen der Generalstaatsanwälte der US-amerikanischen Bundesstaaten zu erfüllen. Seit 1999 sind im Zuge der Opioid-Krise rund 450.000 Menschen wegen einer Überdosis von verschreibungspflichtigen Analgetika und illegalen Drogen ums Leben gekommen. Im Zentrum der Kritik stand der Hersteller von Oxycontin, Purdue Pharma, dem vorgeworfen wurde, durch die Vermarktung seines Schmerzmittels die Krise befeuert zu haben. In den Klagen wird McKinsey beschuldigt, durch den Entwurf von irreführenden Marketingplänen den Verkauf von Schmerzmitteln gesteigert zu haben und so zur Arzneimittelkrise beigetragen zu haben.  Purdue Pharma meldete 2019 als Teil eines geplanten zehn Milliarden Dollar schweren Vergleichs Konkurs an.

78.905
Arbeitsunfälle wurden 2022 gemeldet. Die Unfallquote ist zurückgegangen; die Zahl der Berufskrankheiten hat sich vervielfacht.

Großbritannien I: 7.900 Pfund für eine Schicht
Um die medizinische Versorgung während des Ärztestreiks in Großbritannien aufrechtzuerhalten, bezahlte eine neurologische Abteilung in Liverpool im Juni dieses Jahres insgesamt 7.853 Pfund (9.083,02 Euro) für eine Schicht von unbestimmter Dauer. In Kent wurden für eine 13-Stunden-Schicht in der Allgemeinchirurgie 6.247 Pfund bezahlt. Zahlreiche andere Kliniken zahlten mehr als 3.000 Pfund je Schicht. Bis Anfang August beliefen sich die Kosten für die Bezahlung der „Streik-Schichten“ auf mehr als eine Milliarde Pfund.

Großbritannien II: Rekord-Wartezeiten bei Routine-Eingriffen
Entgegen der Ankündigung des britischen Premierministers Rishi Sunak, wonach die Wartezeiten auf eine Routine-Behandlung in einem Krankenhaus deutlich gesenkt werden sollten, erreichen diese neue Rekordwerte. Ende Juni dieses Jahres stieg die Zahl der Menschen, die mehr als zwölf Monate oder sogar 18 Monate auf den Beginn ihrer Behandlung warteten, im Vergleich zum Vormonat neuerlich an. Dabei handelt es sich um den achten monatlichen Anstieg in Folge. 7,68 Millionen Menschen (Stand Juli 2023) warten in England auf eine Routine-Behandlung.

Cholera: Fallzahl verdoppelt
Mit 470.000 gemeldeten Fällen hat sich die Zahl der Cholera-Fälle im Vorjahr mehr als verdoppelt; 2.349 Todesfälle wurden registriert. Laut WHO hat es im Jahr 2022 mehr große Cholera-Ausbrüche gegeben als 2021. Insgesamt meldeten 44 Länder Cholera-Fälle. Besonders betroffen waren Afghanistan, Kamerun, die Demokratische Republik Kongo, Malawi, Nigeria, Somalia und Syrien. Aktuell liegen aus 24 Ländern Meldungen über Cholera-Ausbrüche vor.

EU verbietet zugesetztes Mikroplastik
Die EU hat ein Verbot für zugesetztes Mikroplastik erlassen; es tritt mit 15. Oktober 2023 in Kraft. Davon betroffen sind Plastikpartikel, die kleiner als fünf Millimeter, nicht löslich und schwer abbaubar sind wie etwa Granulat auf Kunstrasen oder Kosmetika mit losem Glitter oder Mikroperlen. Diese Kosmetika dürfen ab 15. Oktober nicht mehr verkauft werden. Für alle anderen Produkte gibt es Übergangsfristen. Aber auch Waschmittel, Dünge- und Pflanzenschutzmittel, Spielzeug und Arzneiprodukte dürfen künftig kein Mikroplastik enthalten. Ausgenommen sind Produkte, die an Industriestandorten verwendet werden. Mit dieser Regelung soll verhindert werden, dass bis zu einer halben Tonne Mikroplastik in der Umwelt freigesetzt wird.

Pakistan: Tausende Bindehautinfektionen
In der pakistanischen Provinz Punjab wurden fast 100.000 Bindehautinfektionen bei Kindern registriert. Daraufhin wurden rund 56.000 Schulen in der bevölkerungsreichsten Provinz vorübergehend geschlossen. Da die Behörden eine Ausbreitung wie beim Corona-Virus befürchten, wurden die Menschen aufgefordert, Kontakte zu meiden, zu Hause zu bleiben und Händeschütteln zu vermeiden. Der Grund für die Infektionen ist nicht bekannt. Einige Augenärzte vermuten jedoch einen Zusammenhang mit der hohen Luftfeuchtigkeit aufgrund der ungewöhnlich langen Monsunzeit.

Nigeria: Diphtherie-Ausbruch
Bei einem Diphtherie-Ausbruch in Nigeria seit Ende des vergangenen Jahres gibt es insgesamt 7.202 bestätigte Fälle; 453 Menschen sind gestorben. Drei Viertel aller Betroffenen sind Kinder unter 15 Jahren. Mittlerweile sind 36 Bundesstaaten mit rund 220 Millionen Einwohnern betroffen. In Nigeria sind nur 42 Prozent der unter 15-Jährigen gegen Diphtherie geimpft. Laut WHO gab es im Jahr 2022 weltweit rund 5.900 Fälle von Diphtherie.

Bangladesh: Denguefieber-Ausbruch
Seit Jahresbeginn verzeichnen die Behörden in Bangladesh mehr als 200.000 Fälle von Denguefieber; mehr als 1.000 Menschen sind daran gestorben. Damit wurden 2023 mehr Todesfälle durch Denguefieber registriert als in allen Jahren zusammen seit dem ersten Ausbruch in Bangladesh im Jahr 2000. Wissenschafter führen den heftigen Ausbruch 2023 auf die unregelmäßigen Regenfälle und die hohen Temperaturen während des Monsuns zurück, die ideale Brutbedingungen für Mücken darstellen.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 19 / 10.10.2023