Kurz und informativ

09.06.2023 | Politik

ECDC zieht Lehren aus der Corona-Pandemie
Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) präsentierte kürzlich einen Bericht zu den Lehren aus der Corona-Pandemie: der Nutzen von Investitionen in das Gesundheitspersonal, die bessere Vorbereitung auf die nächste Gesundheitskrise, die Risikokommunikation und die Einbindung der Gesellschaft sowie das Sammeln und die Analyse von Daten. All diese Bereiche seien laut ECDC eng miteinander verknüpft.

WHO warnt vor künstlicher Intelligenz
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) könnte zu Behandlungsfehlern, Falschinformationen und Datenmissbrauch führen, warnt die WHO. KI-Anwendungen wie etwa ChatGPT greifen auf riesige Datenmengen zurück; sie könnten bei der Verbreitung von Gesundheitsinformationen oder der Erstellung von Diagnosen behilflich sein. Große sprachbasierte KI-Modelle, die wie neuronale Netzwerke aufgebaut sind, erzeugen laut WHO scheinbar professionelle Antworten, die jedoch „völlig falsch sein oder schwere Fehler enthalten können – besonders, wenn es um Gesundheit geht“. Nach Ansicht der WHO könnte KI-Technologie auch missbraucht werden, um Desinformation als seriöse Inhalte zu tarnen. Auch könnten solche Systeme unerlaubt auf sensible Gesundheitsdaten zugreifen. Die WHO plädiert daher dafür, künstliche Intelligenz erst dann im medizinischen Bereich einzusetzen, wenn verlässliche Daten über den Nutzen der Technologie vorliegen.

WHO-Büro Europa übersiedelt
Das europäische Büro der WHO für nicht übertragbare Krankheiten zieht angesichts des russischen Kriegs in der Ukraine von Moskau nach Kopenhagen um, gab das dänische Gesundheitsministerium vor Kurzem bekannt. Ziel sei es laut Dan Jørgensen, Minister für Entwicklungszusammenarbeit und globale Klimapolitik, der WHO bessere Arbeitsbedingungen zu ermöglichen und Solidarität mit der Ukraine zu zeigen. In Kopenhagen befindet sich auch das Hauptquartier der WHO für Europa.

Krankenversicherungen: höhere Verlusterwartung für 2023
Die Krankenversicherungen erwarten für dieses Jahr ein Defizit in der Höhe von 578,7 Millionen Euro. Die aktuelle Prognose für die ÖGK, die BVAEB und die SVS fällt damit um 50,6 Millionen Euro schlechter aus als noch vor drei Monaten. In der Gebarungsvorschau beträgt das Minus der SVS für das Jahr 2023 rund 60,1 Millionen Euro, für die BVAEB minus 181,7 Millionen Euro und für die ÖGK minus 336,9 Millionen Euro. Während man bei der SVS für 2027 mit einem Plus von 36,4 Millionen Euro rechnet, geht man in der bis dahin errechneten Vorschau für ÖGK und BVAEB weiterhin von einem Minus aus. Die vorläufige Erfolgsrechnung ergibt für das Jahr 2022 ein Minus von 421,2 Millionen Euro; im Feber war man noch von 354,5 Millionen Euro ausgegangen. Für die nächsten vier Jahre wird weiterhin ein Minus prognostiziert – allerdings auf einem weit niedrigeren Niveau.

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Prozent der Menschen weltweit könnten bis 2100 extremer oder lebensbedrohlicher Hitze ausgesetzt sein.

Corona-Tests: bei Symptomen weiterhin kostenlos
Für symptomatische Patientinnen und Patienten bleiben Corona-Tests bei niedergelassenen Ärzten weiterhin kostenlos, wie aus dem adaptierten COVID-19-Überführungsgesetz hervorgeht. Mit 31. Mai dieses Jahres endete die Ausgabe von Wohnzimmertests in Apotheken, da die WHO die Pandemie offiziell für beendet erklärt hat.

Portugal: Parlament billigt aktive Sterbehilfe
Das Parlament in Portugal hat mit 129 zu 81 Stimmen ein Gesetz gebilligt, mit dem die aktive Sterbehilfe legalisiert wird. Nachdem die ersten vier diesbezüglichen Entwürfe entweder am Veto von Staatsoberhaupt Marcelo Rebelo de Sousa oder an Einwänden des Verfassungsgerichts gescheitert waren, handelt es sich dabei um den fünften Entwurf. Laut Verfassung muss Rebelo – er hatte mehrfach betont, gegen die Entkriminalisierung der aktiven Sterbehilfe zu sein – das mehrfach überarbeitete Gesetz innerhalb von acht Tagen nach Erhalt erlassen. Vor drei Jahren hatte die linke Regierung von Ministerpräsident António Costa das Gesetzesvorhaben ins Parlament eingebracht. Gegen die Entkriminalisierung der aktiven Sterbehilfe unter streng definierten Bedingungen votierten die meisten Abgeordneten der stärksten Oppositionspartei, der konservativen PSD, sowie Vertreter der rechtspopulistischen Partei Chega. Aktive Sterbehilfe ist in den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und seit 2021 auch in Spanien legalisiert.

Spanien führt „Recht auf onkologisches Vergessen“ ein
Spanien führt mit Juni dieses Jahres das Recht auf Vergessen für frühere Krebserkrankungen ein, kündigte der sozialistische Ministerpräsident Pedro Sánchez kürzlich an. Demnach müssen Banken, Versicherungsunternehmen und auch Arbeitgeber nicht mehr über eine Krebserkrankung informiert werden, falls diese bereits seit fünf Jahren überstanden ist. Die von Sánchez angekündigte Norm basiert auf einer Resolution des EU-Parlaments von Feber 2022. Darin wird allen Mitgliedsstaaten empfohlen, vor dem Jahr 2025 Maßnahmen zu ergreifen und Gesetze zu verabschieden, um eine weitere Diskriminierung von Überlebenden dieser Krankheit zu verhindern. Bislang haben dieses „Recht auf onkologisches Vergessen“ nur Frankreich, Portugal, Luxemburg, Belgien und die Niederlande eingeführt.

Afghanistan meldet ersten Polio-Fall des Jahres
In Afghanistan wurde erstmals in diesem Jahr ein Polio-Fall gemeldet: Ein vierjähriges Kind ist erkrankt, teilte das von Taliban geführte Gesundheitsministerium mit. Nun ist eine landesweite Impfkampagne geplant, im Zuge derer mehr als 6,4 Millionen Kinder geimpft werden sollen. Im Vorjahr gab es in Afghanistan zwei Polio-Fälle, die durch Wildtypen des Erregers verursacht worden sind. Neben Pakistan gehört Afghanistan zu jenen Ländern, in denen immer wieder Polio-Fälle auftreten.

England bietet Gratis-Selbsttests für Hepatitis C an
Der britische National Health Service (NHS) bietet künftig die Möglichkeit an, online kostenlos Selbsttests für Hepatitis C zu bestellen. Ergibt die Analyse im Labor ein positives Ergebnis, wird die betroffene Person vom NHS wegen einer Behandlung kontaktiert. Ziel sei es, so die Geschäftsführerin des Hepatitis C-Trusts, Rachel Helford, Hepatitis C als erstes Land der Welt auszurotten.

Experten untersuchen Atomruine Fukushima
Vor der geplanten Entsorgung von riesigen Mengen radioaktiven Kühlwassers aus der japanischen Atomruine Fukushima untersuchen 21 südkoreanische Experten die Anlage. Sowohl Südkorea als auch China befürchten negative Auswirkungen auf die Umwelt, die Gesundheit und die Menschen in der Region. Zwölf Jahre nach dem Supergau müssen die zerstörten Reaktoren noch immer mit Wasser gekühlt werden. Dieses wird in Hunderten riesigen Tanks gelagert. Wegen Überlastung soll dieses verstrahlte Wasser gefiltert und verdünnt in den Pazifischen Ozean geleitet werden.

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 11 / 10.06.2023