Im Fokus: Guillain-Barré-Syndrom

15.12.2023 | Politik

1 Gesundheitsnotstand in Peru ausgerufen
Wegen einer ungewöhnlichen Häufung von Fällen des Guillain-Barré-Syndroms (GBS) hat Peru im Juli dieses Jahres einen dreimonatigen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Seit Jänner 2023 wurden mehr als 180 Erkrankungen und auch einige Todesfälle erfasst.

2 Folge einer Infektion
Typischerweise tritt die Erkrankung nach einer Infektion des Respirations- oder Gastrointestinaltrakts – zum Beispiel mit Campylobacter (jejuni) – oder nach einer Impfung auf. Auch Dengue- oder Zika-Viren können Auslöser der Erkrankung sein. Selten kann sich das Guillain-Barré-Syndrom auch nach Operationen manifestieren.

3 Schlaffe Paresen & Parästhesien
Beim Guillain-Barré-Syndrom handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung des peripheren Nervensystems, die mit schlaffen Paresen der Extremitäten und häufig mit Kribbelparästhesien einhergeht. Durch eine überschießende Autoimmunreaktion kommt es zu einer Demyelinisierung der motorischen Nervenwurzeln, der peripheren motorischen Nerven und in seltenen Fällen auch der Hirnnerven. Ist die Atemmuskulatur betroffen, ist eine respiratorische Insuffizienz möglich. Auch das autonome Nervensystem kann betroffen sein, was etwa Herzrhythmusstörungen und starke Blutdruckschwankungen auslösen kann.

4 Therapie verkürzt Dauer
In den meisten Fällen wird das Maximum der Symptome zwischen zwei bis vier Wochen erreicht; danach bilden sie sich langsam zurück. Oft bleiben Residualsymptome bestehen. Je nach Ausprägung der Symptomatik werden als kausale Therapie Immunglobuline i.v. verabreicht; alternativ eine Plasmapherese. Dadurch kann die Symptomdauer verkürzt werden.

5 Meist vereinzelte Fälle
Meist tritt das Guillain-Barré-Syndrom nur vereinzelt auf; Ausbrüche sind selten. Peru wurde schon 2019 von einer größeren Welle erfasst. Damals gab es 683 vermutete oder bestätigte Fälle. Als wahrscheinlichste Ursache gelten Infektionen mit Campylobacter jejuni. In Französisch-Polynesien wurde 2013/14 im Anschluss an eine Infektionswelle mit dem Zika-Virus das gehäufte Auftreten des Guillain-Barré-Syndroms festgestellt.

Quellen: APA; WHO – Fact Sheet (15.8.2023)

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 23-24 / 15.12.2023