Kurz und informativ

10.11.2023 | Medizin

Asthma-Patienten: 41 Prozent nicht gut versorgt
Bei 41 Prozent der Menschen, die an Asthma leiden, muss die Erkrankung als „nicht unter Kontrolle“ klassifiziert werden. Wissenschafter um Andreas Renner von der Klinischen Abteilung für Pulmologie der Universitätsklinik für Innere Medizin II am AKH Wien und Co-Autoren von sechs weiteren Institutionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz analysierten die Daten von 214 Patienten mit schwerem Asthma, die im Zuge der Aufnahme in das Globale Asthma-Netzwerk beim ersten Besuch erhoben wurden. Das durchschnittliche Alter lag bei 53,7 Jahren; die meisten waren mit einem BMI von 26,4 etwas übergewichtig; die Diagnose wurde im Alter von 39 Jahren gestellt. 49,1 Prozent derjenigen mit einem schweren Verlauf hatten geraucht (durchschnittlich 18 Jahre lang eine Packung). Fazit: 32,7 Prozent der Betroffenen wurden im Rahmen der Studie als Betroffene mit einer gut kontrollierten Erkrankung klassifiziert. 37,4 Prozent der Patienten klagten zu Studienbeginn über tägliche Asthmasymptome; bei 24,8 Prozent war die Erkrankung nur teilweise unter Kontrolle; bei 41 Prozent musste die Krankheit als „nicht unter Kontrolle“ klassifiziert werden. APA/Respiratory Medicine

Familienstruktur beeinflusst Diabetes mellitus Typ 1
Familien-bedingte Faktoren beeinflussen das Management von Typ 1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschafter um Prof. Burkhard Brosig von der Justus-Liebig-Universität Gießen; beteiligt war u.a. auch Gabriele Berger von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde am AKH Wien. Die Forscher untersuchten Daten von 15.340 Menschen aus 286 Behandlungszentren in Deutschland, 14 Institutionen in Österreich und einem Zentrum in Luxemburg. Die Erkrankung wurde bei den Betroffenen erstmals zwischen dem Jahr 2000 und 2018 diagnostiziert. 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen wuchsen mit zwei Elternteilen im Haushalt auf; 17,8 Prozent in einem Haushalt mit einem Elternteil; 8,5 Prozent in Patchwork-Familien und 3,4 Prozent in einem Haushalt ohne biologische Eltern. Der Beobachtungszeitraum betrug 12,8 Jahre. Ergebnis: Lebten beide Elternteile in einem Haushalt, lag der HbA1c-Wert der Betroffenen bei 7,7 Prozent; bei nur einem Elternteil bei 8,06 Prozent; in einer Patchwork-Familie bei 8,07 und bei 8,21, wenn die Kinder und Jugendlichen ohne biologische Eltern aufwuchsen. Auch waren akute Komplikationen wie Hypoglykämien in intakten Familien weniger häufig. APA/Acta Diabetologica

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Prozent geringer ist das Risiko für eine Kopfverletzung beim E-Scooter-Fahren, wenn dabei ein Helm getragen wird. APA/Kuratorium für Verkehrssicherheit

Schlaf senkt Risiko für Infarkt und Schlaganfall
Jemand, der gut schläft, hat ein um 63 Prozent geringeres Risiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung als jemand mit Schlafstörungen. Das zeigt eine Studie von Wissenschaftern um Prof. Pedro Marques-Vidal vom Universitätsspital Lausanne und vom Französischen Nationalen Institut für Gesundheit und Medizinforschung. Die Forscher beobachteten mehr als 15.000 Menschen aus Frankreich und der Schweiz bis zu zehn Jahre lang. Für alle wurde zu Beginn ein Healthy Sleep Score – bestehend aus fünf Punkten wie etwa regelmäßiger Schlaf von sieben bis acht Stunden pro Nacht – berechnet. Acht bis zehn Jahre lang wurde dann kontrolliert im Hinblick auf einen Myokardinfarkt oder einen Schlaganfall. Im Vergleich mit Personen mit einem schlechten Healthy Sleep Score von null oder eins (sehr schlechter Schlaf, da wenige Punkte) hatten Personen mit zwei Punkten ein zehn Prozent geringeres Risiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung, bei drei Punkten um 19 Prozent, bei vier Punkten um 38 Prozent und bei fünf Punkten um 63 Prozent. APA/European Heart Journal

Schwerer Schlaganfall: besseres Outcome nach Thrombektomie
Im Zuge der TENSION-Studie wurde in 40 Schlaganfallzentren in acht Ländern Europas sowie in Kanada die Behandlung von Patienten mit einem akuten ischämischen Schlaganfall untersucht, dem ein großer Gefäßverschluss zugrunde lag. Studienkoordinator war Prof. Götz Thomalla von der Klinik und Poliklinik für Neurologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. In Österreich war die Klinische Abteilung für Neuroradiologie, vaskuläre und interventionelle Radiologie der Medizinischen Universität Graz unter Univ. Prof. Hannes Deutschmann beteiligt. Nach dem Zufallsprinzip wurden die Patienten entweder in die Gruppe medikamentöse Thrombolyse oder endovaskuläre Thrombektomie zugeordnet. Ergebnis: Nach Auswertung des Krankheitsverlaufes von 253 Patienten nach 90 Tagen zeigte sich, dass nach der Thrombektomie nur zwei Prozent auf dauerhafte Hilfe angewiesen waren (vs. 17 Prozent); 31 Prozent waren selbstständig gehfähig (vs. 13 Prozent). In der Gruppe der Patienten mit Thrombektomie war der Anteil der Patienten, die als Folge des Schlaganfalls gestorben sind oder pflegebedürftig waren, um fast 20 Prozent geringer (69 gegenüber 87 Prozent); die Zahl der Todesfälle lag um elf Prozent niedriger (40 gegenüber 51 Prozent). Da die Wirksamkeit der endovaskulären Thrombektomie nach einem schweren Schlaganfall frühzeitig nachgewiesen werden konnte, wurde die Studie nach der ersten geplanten Zwischenanalyse vorzeitig beendet. APA/The Lancet

Gesundheitsrisiko durch Riesenschnecke
Der Ratten-Lungenwurm ist nur einer von rund 36 Krankheitserregern, die durch die ostafrikanische Riesenschnecke übertragen wird. Zwei Drittel davon sind für den Menschen pathogen, sagt Prof. Cleo Bertelsmeier vom Institut für Ökologie und Evolution der Universität Lausanne. Die Wissenschafter analysierten Daten aus sozialen Netzwerken, um eine weltweite Kartierung der Gebiete zu erstellen, in denen sich das Tier in Gefangenschaft befindet, und um das Risikoverhalten von Einzelpersonen zu bewerten. Dabei zeigte sich, dass es vor allem in Europa zahlreiche Personen gibt, die sich diese Riesenschnecke als Haustier halten. Die rund 20 Zentimeter lange Schnecke gilt als besonders problematische invasive Art, da sie gefräßig ist, sich sehr schnell vermehrt und auch eine Bedrohung für die Landwirtschaft darstellt. APA/Parasites & Vector

E-Zigaretten fördern Thrombose-Neigung
Vaping mit E-Zigaretten zeigt zunehmende Hinweise auf negative Effekte auf die Gesundheit. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher um Gustaf Lyytinen vom schwedischen Karolinska Institut und Co-Autoren; aus Österreich war Lukasz Antoniewicz von der Klinischen Abteilung für Pulmologie von der Universitätsklinik für Innere Medizin II in Wien beteiligt. Die Forscher untersuchten 22 gesunde Gelegenheitsraucher zwischen 18 und 45 Jahren, die bis zu zehn Zigaretten oder bis zu zehn Snus-Päckchen pro Monat rauchten/verwendeten. Für die Studie inhalierte eine Hälfte der Probanden 30 Züge aus E-Zigaretten mit Nikotin, die andere Hälfte 30 Züge eines Placebos ohne Nikotin. Nach einer mindestens einwöchigen Auswaschphase wurde der Versuch wiederholt – jedoch wurden die Probanden getauscht. Nach 15 Minuten sowie nach einer Stunde erfolgten Blutabnahmen. Ebenso wurde bei allen Probanden die Funktion der Mikrogefäße zu Beginn und nach dem Ende der jeweiligen Tests bestimmt. Fazit der Wissenschafter: „Verglichen mit dem Nikotin-freien Aerosol steigerte die Verwendung des Aerosols mit Nikotin aus den E-Zigaretten nach 15 Minuten die Bildung von Blutplättchen-reichen und Fibrin-reichen Blutgerinnseln signifikant mit einer Normalisierung nach 60 Minuten.“ Auch die Fähigkeit der Blutgefäße zur Dilatation war vorübergehend gestört. APA/Cardiovascular Toxicology

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 21 / 10.11.2023