Kurz und informativ

10.10.2023 | Medizin

USA: erfolgreiche Xenotransplantation
In den USA wurde weltweit zum zweiten Mal erfolgreich eine Xenotransplantation durchgeführt. Einem 58-Jährigen wurde an der Universitätsklinik Baltimore im US-amerikanischen Bundesstaat Maryland ein genetisch verändertes Schweineherz transplantiert. Das Herz funktioniere gut, ohne an Maschinen angeschlossen zu sein; der Patient atme selbstständig, heißt es von der Klinik. APA

Nachteilige Effekte von Schokolade-Verzicht bei VHF
Menschen, die an Vorhofflimmern leiden und wenig oder gar keine Schokolade essen, zeigten in einer Studie schlechtere kognitive Leistungen, ein höheres Risiko für eine Hospitalisation wegen Herzinsuffizienz und eine höhere Gesamtsterblichkeit. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher um Annina Staber vom Triemli-Spital Zürich. Das Team untersuchte die Angaben von mehr als 3.000 Betroffenen in einem Fragebogen, wieviel Schokolade sie essen. Ein möglicher Grund für den positiven Effekt der Schokolade könnte die positive Beeinflussung der Endothelfunktion sein; auch könnte Schokolade den oxidativen Stress verringern. Die Wissenschafter warnen allerdings davor, aus den Resultaten voreilige Schlüsse zu ziehen. Staber: „Bei unseren Resultaten handelt es sich um Assoziationen und nicht um Kausalzusammenhänge.“ Die Resultate könnten zwar durchaus auf einen positiven Effekt hindeuten; mit Sicherheit könne diese Aussage jedoch nicht gemacht werden. APA/Swiss Medical Weekly

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Milliarden Menschen leiden an Hypertonie; die Zahl der Betroffenen hat sich laut WHO zwischen 1990 und 2019 verdoppelt.

Fittere Kinder durch tägliche Bewegung
Nach neun Monaten mit gezielten Bewegungseinheiten zeigten Kinder der vierten Volksschulklasse erkennbar höhere Steigerung der Herz-/Lungen-Fitness, der Muskelkraft und auch der Beweglichkeit als Schüler der Kontrollgruppe ohne tägliche Aktivitäten. In einem Pilotprojekt untersuchten Wissenschafter um Gerald Jarnig vom Institut für Bewegungswissenschaft, Sport und Gesundheit der Karl-Franzens-Universität Graz die Auswirkungen von täglicher körperlicher Aktivität. Laut Lehrplan sei Sport zweimal wöchentlich für je 50 Minuten vorgesehen. Zusätzlich dazu lernten die Kinder an den drei Tagen ohne Sportunterricht in den Deutsch- oder Mathematikstunden kognitive Inhalte in Verbindung mit spezifischen Bewegungsaktivitäten.  Darüber hinaus erhielten sie auch Hausaufgaben: etwa ein Spaziergang in der Natur mit einer Checkliste von Objekten, die es dabei zu sehen galt – wie etwa ein rotes Auto oder eine Parkbank. Nach neun Monaten zeigte sich auch, dass die Schüler weniger korpulent waren. APA/Journal of Sports Science

Kontaktlinsen: Warnung vor Amöben- und Pilzinfektionen

Vor einer steigenden Gefahr – speziell bei Kontaktlinsenträgern – durch Infektionen mit Amöben und Pilzen warnten deutsche Ophthalmologen kürzlich beim diesjährigen Jahreskongress in Berlin. „Diese Erreger kommen – womöglich auch bedingt durch klimatische Änderungen in unseren Breiten – heute zunehmend häufiger vor und können teilweise sehr schwere Infektionserkrankungen der Hornhaut und des Augeninneren auslösen“, erklärte Prof. Gerd Geerling von der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Düsseldorf. Auch bei Tageslinsen sei die Infektionsgefahr erhöht. Geerling: „Das gilt insbesondere für den Fall, dass sie länger als empfohlen getragen werden – zum Beispiel ununterbrochen durch die Nacht“. APA

Sensoren zeigen Entzündung an
Winzige Sensoren in Wundverbänden, die beim Eindringen von Keimen ihre Farbe verändern, könnten künftig Entzündungen anzeigen. Wissenschafter um Univ. Prof. Oliver Brüggemann vom Institut für Chemie der Polymere der Johannes Kepler Universität Linz verwendeten dafür charakteristische Strukturen von Keimen als molekulare Stempelmatritzen und prägten so Kunststoffpolymere. Diese Sensoren trugen sie auf dünne Filme auf, die in Sichtfenster von Wundverbänden integriert wurden. Haften sich Keime dort an, verändert sich die Form der Polymere und in der Folge auch die Wellenlänge des Lichts, das sie reflektieren. Laut Brüggemann könnten solche Verbände vor allem bei großflächigen Wunden, etwa durch Brandverletzungen oder als Begleiterscheinung bei Diabetes mellitus, zum Einsatz kommen, „will man die Heilung nicht stören, wenn es nicht notwendig ist“. APA

Schlaganfall: höheres Risiko durch frühe Menopause
Eine frühere Menopause ist nicht die Ursache für ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko bei Frauen, ist jedoch mit einem höheren Risiko verbunden; es gibt jedoch keinen kausalen Zusammenhang. Das ist das Ergebnis einer Studie eines Teams von Wissenschaftern um Lena Tschiderer von der Medizinischen Universität Innsbruck. Sie analysierten die Daten von mehr als 200.000 Frauen nach der Menopause im Hinblick auf deren Beginn und das Risiko für das Auftreten eines Schlaganfalls. Die Daten stammen aus zwei großen europäischen Studien und wurden in Zusammenarbeit mit Forschern der Universität Utrecht (Niederlande) analysiert. Im Rahmen der Studie konnte neuerlich nachgewiesen werden, dass es einen statistischen Zusammenhang zwischen der vorzeitigen Menopause und einem höheren Schlaganfall-Risiko gibt. APA/Journal of the American Heart Association

Regeneration nach Rückenmarksverletzungen: spezielle Axone erforderlich
Es sind spezielle Axone, die sich regenerieren und miteinander verbinden müssen, um die motorische Funktion nach einer teilweisen Rückenmarksverletzung wiederherzustellen. Zu dieser Erkenntnis gelangten Wissenschafter um Mark Anderson vom Center für Neuroprosthetics der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) zusammen mit Kollegen der University of California, Los Angeles und der Harvard Medical School. Die Forscher aktivierten Wachstumsprogramme in diesen Neuronen, regulierten spezifische Proteine hoch, um das Wachstum der Neuronen über das durchtrennte Rückenmark hinweg zu unterstützen und verabreichten Leitmoleküle, um die regenerierten Nervenfasern an den richtigen Ort zu lenken. Mäuse mit kompletten Rückenmarksverletzungen erlangten die Fähigkeit wieder, zu gehen. Dabei zeigten sie ähnliche Gangmuster wie Mäuse, die nach inkompletten Rückenmarksverletzungen wieder gehen konnten. Die Wissenschafter erwarten, dass die Gentherapie in Kombination mit der elektrischen Stimulation des Rückenmarks wirken wird. APA/Science

Studie mit Gehirnchip startet
Im Rahmen einer klinischen Studie möchte das Neuro-Technologieunternehmen Neuralink von Tesla-Chef Elon Musk bei Gelähmten Gehirnimplantate einsetzen. Dies soll bei Patienten mit Lähmungen aufgrund von Verletzungen des Rückenmarks oder etwa bei amyotropher Lateralsklerose eingesetzt werden. Das implantierte Gerät soll den Angaben des Unternehmens zufolge in jene Gehirnregion implantiert werden, die für den Bewegungswillen zuständig ist. Ziel ist es zunächst, dass die Betroffenen allein durch ihre Gedanken einen Computercursor oder eine Tastatur steuern. Die FDA hat im Mai dieses Jahres ihre Zustimmung für die Studie erteilt, nachdem ein Antrag Anfang 2022 wegen Sicherheitsbedenken abgelehnt wurde. Bis die Zulassung für die kommerzielle Nutzung erteilt wird, könnte es noch mehr als ein Jahrzehnt dauern. APA

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 19 / 10.10.2023