Kurz und informativ

25.09.2023 | Medizin

Glutamaterge Astrozyten entdeckt
Einen neuen Zelltyp, der die Merkmale eines Astrozyten aufweist und auch Glutamat exprimiert, haben Neurowissenschafter der Fakultät für Biologie und Medizin der Universität Lausanne (UNIL) und des Wyss Center for Bio and Neuroengineering in Genf entdeckt. Sie konnten an Einzelzellen Transkripte der VGLUT-Proteine (Vesikuläre Glutamat-Transporter) nachweisen. Diese sind für die Füllung der Glutamat-freisetzenden neuronalen Vesikel verantwortlich. Auch ist die Geschwindigkeit der Freisetzung von Glutamat mit der der synaptischen Übertragung vergleichbar. Ebenso konnten die Forscher nachweisen, dass die Glutamatfreisetzung einen Einfluss auf die synaptische Übertragung hat und die neuronalen Schaltkreise steuert. Die nun entdeckten Zellen seien „Modulationszellen der neuronalen Aktivität und sie kontrollieren das Kommunikations- und Erregungsniveau der Neuronen“, sagt die Erst-Autorin der Studie, Roberta de Ceglia, von der Universität Lausanne. Eine spezifische Störung der glutamergen Astrozyten hat Auswirkungen auf die Gedächtniskonsolidierung, auf Epilepsie und spielt auch eine Rolle bei der Regulierung von Hirnschaltkreisen, die an der Bewegungskontrolle beteiligt sind. APA/Nature

Interleukin unterstützt
Candida-AusbreitungTrotz seiner entzündungshemmenden Funktion trägt der Interleukin 1-Rezeptor-Antagonist (IL-1Ra) dazu bei, dass sich Candida albicans im Körper ausbreiten kann. Das ist das Ergebnis einer Studie von Stefan Freigang und Mitarbeitern vom Institut für Gewebemedizin und Pathologie der Universität Bern. Im Tierversuch an Mäusen konnten die Wissenschafter nachweisen, dass beim Eindringen von Candida albicans in die Blutbahn die Menge von IL-1Ra zunahm. In der Folge hemmten sie jedoch die Bildung von Neutrophilen und Candida konnte sich ungehindert ausbreiten. Hingegen produzierten Mäuse, die genetisch so verändert wurden, dass ihre Makrophagen kein IL-1Ra produzierten, ausreichend Neutrophile und konnte eine Infektion mit Candida albicans innerhalb kürzester Zeit bekämpfen. In einem nächsten Schritt wollen die Forscher an Patienten-Proben untersuchen, ob sich die Beobachtungen aus dem Mausmodell bestätigen lassen. APA/Immunity

3,26
Millionen 14- bis 49-Jährige erkrankten im Jahr 2019 an Krebs. Das bedeutet einen Anstieg um knapp 80 Prozent im Vergleich zu 1990. APA/BMJ Oncology

Lipide steigern Thrombozytenbildung
Damit Thrombozyten in ausreichender Zahl gebildet werden können, sind große Mengen an Lipiden erforderlich. Ein Team von Wissenschaftern um Assoz. Prof. Robert Ahrends vom Institut für Analytische Chemie der Universität Wien und Univ. Prof. Oliver Borst vom Universitätsklinikum Tübingen untersuchten, wie Blutplättchen aus Megakaryozyten heranreifen. Demnach wird dieser Prozess durch einen erhöhten Import an Fettsäuren und durch eine verstärkte Herstellung von Fettstoffen vorangetrieben. Manipulierten die Forscher diese Abläufe, kam es zu einer ausgeprägten Thrombozytopenie. Diese Erkenntnisse legen nahe, dass Störungen des Lipidstoffwechsels, die etwa bei Fettleibigkeit auftreten, die Produktion von Thrombozyten und die allgemeine vaskuläre Gesundheit beeinträchtigen könnten. APA/Nature Cardiovascular Research

Inaktivität führt zu Myokard-Verdickung
Einen deutlichen Zusammenhang zwischen der körperlich inaktiven Zeitspanne pro Tag und der Dicke der linken Herzkammer konnten Wissenschafter um Andre Agbaje von der Universität von Ost-Finnland nachweisen. Bei 24-Jährigen mache das so viel aus, dass sich deren Risiko für eine Herzerkrankung, einen Schlaganfall oder den Tod durch eine Herz-Kreislauferkrankung verdoppelt. Die Forscher untersuchten 766 Kinder regelmäßig mit elf Jahren, 15 Jahren und 24 Jahren. Mittels Smartwatch, die eine Woche getragen wurde, wurden die Lebensstildaten ermittelt. Mit 17 und 24 Jahren wurde ein Ultraschall der linken Herzkammer durchgeführt, bei dem Gewicht und Volumen ermittelt wurden. Im Alter von elf Jahren saßen die Kinder durchschnittlich 362 Minuten pro Tag vor dem Bildschirm, mit 15 Jahren bereits 474 Minuten. Bei den 24-Jährigen waren es rund 531 Minuten pro Tag. Das entspricht einer Zunahme der körperlich inaktiven Zeitspanne um 2,8 Stunden von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter. Laut Agbaje deute die Studie darauf hin, dass die Zunahme der körperlich inaktiven Zeit mit einer Schädigung des Herzens einhergehe – und zwar unabhängig von Körpergewicht und Blutdruck. APA

Arthrosen auf dem Vormarsch
Insgesamt 595 Millionen Menschen weltweit litten im Jahr 2020 an Osteoarthrosen. Das bedeutet einen Anstieg um 132,2 Prozent gegenüber 1990 (7,6 Prozent vs. 4,8 Prozent). Bis zum Jahr 2050 könnte die Zahl der Kniegelenksarthrosen um 74,9 Prozent, der Erkrankungen der Fingergelenke um 48,6 Prozent, bei Hüftgelenksarthrose um 78,6 Prozent und bei anderen Formen der Erkrankung um 95,1 Prozent steigen. So lautet die Prognose eines Teams von Autoren um Jaimie D. Steinmetz vom Institut for Public Health in Seattle im US-amerikanischen Bundesstaat Washington. Im Rahmen einer Veröffentlichungsreihe zu „Global Burden of Disease“ analysierten die Wissenschafter Daten zum Thema Arthrose aus 204 Staaten weltweit. Demnach liegt bei über 70-Jährigen eine Arthrose an der siebenten Stelle der häufigsten Ursachen für eine ständige Krankheitsbelastung. Am häufigsten sind Kniegelenksarthrosen; sie machen 32 Prozent aller Arthrosen in Zentralasien und rund 66 Prozent in Ostasien aus. Hüftgelenksarthrosen trugen am wenigsten zur Häufigkeit dieser Erkrankungen bei. Ganz generell sind Frauen häufiger von Arthrosen betroffen als Männer. Ein hoher BMI war der „einzige identifizierbare Risikofaktor mit einer Beteiligung von 20,4 Prozent an der Gesamtlast der Arthrosen im Jahr 2020“, so die Wissenschafter. APA/The Lancet Rheumatology

Autoimmunerkrankung:  rascher Verlust des Impfschutzes
Unter einer Behandlung mit TNF-alpha-Inhibitoren – etwa wegen M. Crohn oder Rheumatoider Arthritis – verlieren die Betroffenen den Impfschutz gegen COVID-19 signifikant früher als der Durchschnitt. Das fanden Forscher vom Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie in Kooperation mit der Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universitätsklinik für Innere Medizin III in Wien heraus. Patienten mit einer entzündlichen Darmerkrankung erhielten zunächst eine SARS-CoV-2-mRNA-Impfung und sechs Monate später eine Auffrischung. Das Ergebnis: Unter TNF-alpha-Blocker-Therapie waren die Antikörperspiegel signifikant niedriger als bei gesunden Kontrollpersonen sowie bei Patienten, die mit alpha4beta7-Integrin-Antagonisten behandelt wurden. Das trotz TNF-alpha-Inhibitor-Therapie stark ausgeprägte inflammatorische Geschehen führt zur Hemmung von B-Gedächtniszellen in den Lymphknoten, weshalb sich nur kurzlebige Plasmazellen ausbilden, so die Erklärung der Studienautoren. Die Studienergebnisse treffen auch auf andere Schutzimpfungen zu. Jene Impfungen, die vor Beginn der TNF-alpha-Blocker-Therapie gegeben wurden, behalten jedoch vermutlich ihre Wirkung. APA/eBioMedicine

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 18 / 25.09.2023