Kurz und informativ

10.09.2023 | Medizin

Pubertas praecox durch „Lebensstil“?
Schlechte Ernährung, mangelnde Bewegung, zu viel Zeit vor Bildschirmen und gestörter Schlaf – das sind die Faktoren, die nach Ansicht von Prof. Mohamad Maghnie von der Universitätskinderklinik der Universität Genua zum Anstieg der Fälle von Pubertas praecox beigetragen haben. Vier Mädchen waren jünger als sechs Jahre. Die Wissenschafter registrierten 72 Fälle zwischen Jänner 2016 und März 2020 und 61 Fälle zwischen März 2020 und Juni 2021, was vier Fälle mehr pro Monat bedeutet. Die Mädchen hatten einen höheren BMI, verbrachten durchschnittlich mehr als zwei Stunden vor dem Bildschirm und 88,5 Prozent übten keinerlei körperliche Bewegung aus. Weitere mögliche Hypothesen für den frühen Wechsel in die Pubertät sind nach Ansicht von Maghnie Stress, soziale Isolation, vermehrte Konflikte mit den Eltern, die wirtschaftliche Situation sowie der vermehrte Gebrauch von Desinfektionsmitteln für die Hände- und Oberflächenhygiene. APA/Journal of the Endocrine Society

Fette und ballaststoffarme Ernährung: rasch negative Effekte
Unter der Leitung von Francesco Siracusa vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Im Zuge der Studie erhielten die Teilnehmer fünf Tage eine ballaststoffreiche Nahrung. In den darauffolgenden fünf Tagen mit fettreicher und ballaststoffarmer Ernährung sanken die kurzkettigen Fettsäuren im Körper, die als mikrobielle Stoffwechselprodukte entstehen. Dies bewirkt die Drosselung der Funktion der CD4+– T-Zellen, was anfälliger für Infektionen macht. Sobald sich die Teilnehmer wieder ausgewogen ernährten, wurden die negativen Effekte wieder aufgehoben. Dazu Siracusa: „Unsere Daten machen deutlich, wie schnell und tiefgreifend sich unsere täglichen Essensentscheidungen auf unsere Gesundheit auswirken können“.  APA/Nature Immunology

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Menschen kamen im Jahr 2022 bei Unfällen um‘s Leben. APA/Kuratorium für Verkehrssicherheit

Chemikalien in Leitungswasser nachgewiesen
In mindestens 45 Prozent des Leitungswassers in den USA finden sich perfluorierte und polyfluorierte Substanzen, wie die United States Geological Survey ermittelte. In den US-amerikanischen Städten sind 75 Prozent des Leitungswassers betroffen, in ländlichen Gebieten 25 Prozent. Wissenschafter entnahmen dafür Proben an 716 repräsentativen Orten im ganzen Land. Diese wurden auf 21 verschiedene Chemikalien untersucht. Ob das Leitungswasser aus privaten oder öffentlichen Quellen stammt, machte dabei keinen Unterschied. APA/Environmental International

Rheuma: niedrige Cortison-Dosen gut verträglich
Auch bei einer zwei Jahre lange andauernden Einnahme von niedrig dosiertem Cortison nehmen die Betroffenen im Schnitt rund ein Kilogramm zu; Effekte auf den Blutdruck zeigten sich nicht. Das berichten u.a. Wissenschafter um Studienleiter Prof. Frank Buttgereit von der Charité Berlin nach der Analyse der Daten von mehr als 1.100 Personen mit rheumatoider Arthritis aus fünf früheren Studien. 30 bis 50 Prozent der Betroffenen nehmen Cortison-Präparate auch noch zwei Jahre nach der Diagnose – wegen der guten Wirksamkeit, so die Studienautoren. Die Sorge vor einem Anstieg des Blutdrucks und vor einer Gewichtszunahme hätten demnach keine große Relevanz, so Buttgereit. Stattdessen sollte die Entscheidungsfindung eher die anderen Nebenwirkungen in den Blick nehmen. APA/Annals of Internal Medicine

Kontaktallergien durch Haarfärbemittel: vier Hauptverursacher
Kontaktallergien durch Haarfärbemittel werden am häufigsten durch P-Phenylendiamin (PPD; bei 19,7 Prozent der Friseure und 31,6 Prozent der Kundinnen) und durch Toluen-2,5-Diamin (20 Prozent bei Friseuren, 30,8 Prozent bei Kundinnen) ausgelöst. Friseure waren außerdem häufiger auf Ammonium-Persulfat und Glyceryl-Thioglycolat allergisch. Das ergab eine groß angelegte Studie des Informationsverbundes Dermatologischer Kliniken; beteiligt war auch die Universitätsklinik für Dermatologie der MedUni Graz. Bei allen Substanzen handelt es sich um oxidativ wirkende Stoffe. Die Wissenschafter analysierten die Haut-Patch-Tests und klinische Informationen von Betroffenen zwischen Anfang 2013 bis Ende 2020. Von 920 Friseuren, die durchschnittlich 28 Jahre waren, wiesen 84 Prozent Entzündungen an den Händen auf. Von den 2.321 Kundinnen – sie waren im Durchschnitt 49 Jahre alte – entwickelten knapp 72 Prozent eine Kontaktdermatitis am Kopf oder im Gesicht. APA/Contact Dermatitis

Kalte Außenluft mildert Pseudo-Krupp
Exposition gegenüber kalter Außenluft hilft bei Pseudo-Krupp, der häufigsten Ursache für eine akute Obstruktion der oberen Atemwege bei Kindern im Alter zwischen sechs Monaten und drei Jahren, um die schwersten Symptome zu verringern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Genf und des Universitätskrankenhauses Genf. Die Forscher untersuchten im Rahmen ihrer Studie 118 Kinder zwischen drei Monaten und zehn Jahren mit Pseudo-Krupp, die deswegen den pädiatrischen Notfalldienst aufsuchten. Die Kinder erhielten unmittelbar oral Dexamethason. Eine Hälfte von ihnen verbrachte die ersten 30 Minuten nach der Aufnahme in der Station, die andere im Freien bei Temperaturen unter 10 Grad Celsius. Der Temperaturunterschied zwischen Innen und Außen betrug 20 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von 30 Prozent im Innenbereich und 68 Prozent im Außenbereich. Während sich bei 29 Kindern (49,2 Prozent), die die Zeit im Freien verbrachten, ein Rückgang der Symptome nach dem Westley Croup Score zeigte, war dies nur bei 14 Kindern (23,7 Prozent), die im Innenbereich geblieben waren, der Fall. In Tiermodellen zeigte sich, dass die Kühlung der oberen Atemwege die Dilatationsfähigkeit der Muskeln der oberen Atemwege erhöht, den Blutfluss in der Schleimhaut durch Vasokonstriktion verringert und den Widerstand der oberen Atemwege senkt. Dies legt nahe, dass Temperaturveränderungen eine Rolle bei der Steuerung der Durchgängigkeit der oberen Atemwege spielen können. APA/Pediatrics

E-Zigaretten fördern Thrombose-Neigung
Da über E-Zigaretten aufgenommene Nikotin erhöht die Neigung zu Thrombose und verschlechtert die Funktion der Blutgefäße. Ein Team von Wissenschaftern um Gustaf Lyytinen vom Karolinska Institut in Stockholm unter Mitarbeit von Lukasz Antoniewicz von der Universitätsklinik für Innere Medizin II der MedUni Wien. Die Forscher untersuchten 22 Gelegenheitsraucher, die zwischen 18 und 45 Jahre alt waren. Sie rauchten bis zu zehn Zigaretten täglich oder verwendeten bis zu zehn Snus-Päckchen im Monat. Eine Woche vor Beginn der Studie waren keine Zigaretten, Snus oder sonstige Nikotinprodukte, keine Antiphlogistika oder intensiver Sport gestattet. Die Hälfte der Probanden inhalierte 30 Züge aus E-Zigaretten mit Nikotin; die andere Hälfte inhalierte ein Placebo ohne Nikotin. Nach einer Auswaschperiode von mindestens einer Woche wurde dies wiederholt, wobei die Probanden „vertauscht“ wurden. Den Probanden wurde jeweils nach 15 Minuten sowie nach einer Stunde Blutproben entnommen sowie die Funktion der Mikrogefäße zu Beginn und nach der Verwendung der E-Zigaretten bestimmt. Ergebnis: Die Verwendung von Nikotin-Aerosolen steigerte im Vergleich zum Nikotinfreien Aerosol nach 15 Minuten die Bildung von Blutgerinnseln, die reich an Blutplättchen und Fibrin waren, signifikant; dies normalisierte sich nach 60 Minuten. Ebenso war die Fähigkeit der Blutgefäße zur Dilatation vorübergehend gestört. APA/Cardiovascular Toxicology

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 17 / 10.09.2023