Kurz und informativ

16.08.2023 | Medizin

Intervallfasten und Kalorienreduktion: gleicher Effekt
Egal, ob man auf Intervallfasten setzt oder auf Kalorienzählen – es kommt offensichtlich allein auf die Kalorienreduktion an, fanden Wissenschafter um Prof. Krista A. Varady von der Universität Illinois in Chicago heraus. 90 adipöse Erwachsene wurden per Zufall in drei Gruppen geteilt: Ein Drittel beschränkte die Nahrungsaufnahme auf acht Stunden (12h bis 20h); ein Drittel zählte Kalorien und sollte minus 25 Prozent erzielen; die dritte Gruppe diente als Vergleich. Ein Jahr lang wurden die durchschnittlich 40 Jahre alten Probanden untersucht. Ergebnis: Beim Intervallfasten nahmen die Gruppenteilnehmer um 425 Kilokalorien weniger zu sich; in der zweiten Gruppe waren es 405 Kilokalorien pro Tag weniger. Nach zwölf Monaten hatten die Teilnehmer aus der Gruppe des Intervallfastens im Mittel um 4,61 Kilogramm mehr abgenommen als in der Kontrollgruppe; in der Gruppe mit Kalorienrestriktion waren es 5,42 Kilogramm. APA/Annals of Internal Medicine

Luftverschmutzung erhöht Risiko für Diabetes mellitus
Diesel-Partikel lösen im Tierversuch im Darm eine Reaktion aus, die zur Entstehung eines Diabetes mellitus beiträgt. Wissenschafter um Claudia Cavelti-Weder von der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung am Universitätsspital Zürich und Kollegen der Universität Basel verabreichten Mäusen bis zu zehn Monate lang entweder Dieselpartikel oder eine neutrale Kontrollsubstanz. Die Exposition gegenüber den Diesel-Partikeln über einen längeren Zeitraum führte zu Glukose-Intoleranz basierend auf einem sekretorischen Betazell-Defekt. Ebenso zeigten sich Veränderungen an Makrophagen. Diese schütteten einen Entzündungsfaktor aus, der mit der gestörten Glukosetoleranz in Verbindung gebracht wird. APA/Particle and Fibre Toxicology

Protein Arf1 steuert Fettverbrennung
Sobald das Protein Arf1 aktiviert ist, werden Fette in Mitochondrien transportiert und dort in Energie umgewandelt. Auf diese Weise halte Arf1 den Stoffwechsel in Balance, erklärte Studienleiterin Prof. Anne Spang vom Biozentrum der Universität Basel. Die Wissenschafter gehen davon aus, das ARf1 die Umgebung der Kontaktstelle zwischen den Fetttröpfchen und den Mitochondrien so verändert, dass die Lipide in die Mitochondrien gelangen können. Benötigt der Körper Energie, lässt Arf1 Lipide in die Mitochondrien. Sobald der Energiebedarf gedeckt ist, wird der Transport gestoppt. Fehlt Arf1 oder ist es überaktiv, gerät das System aus dem Gleichgewicht. APA/Nature Cell Biology

60.000
Hitze-bezogene Todesfälle gab es im Sommer 2022 in Europa. APA/Nature Medicine

Ideale Temperatur im Büro: 25 Grad Celsius
Bei vorwiegend sitzender Tätigkeit im Home-Office ist eine Temperatur von maximal 25 Grad Celsius empfehlenswert. Bei über 30 Grad ist konzentriertes Arbeiten deutlich erschwert. Das ist das Ergebnis einer Studie eines Forschungsteams um Assoz. Prof. Daniela Haluza von der Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin am Zentrum für Public Health der Medizinischen Universität Wien, der Universität für Bodenkultur Wien und Partner-Unternehmen. Die Wissenschafter simulierten dafür das Innenraumklima. Dieses umfasste neben der Temperatur auch die Luftbewegung, Luftfeuchtigkeit ebenso wie Kleidung, körperliche Aktivität und Behaglichkeit.  APA/MedUni Wien/Sustainability

Pseudomonas aeruginosa bestimmt Immunantwort
Pseudomonas aeruginosa produziert hydroxyliertes 2-Alkylchinolon, ein bisher unbekanntes Stoffwechselprodukt, mit dem die Bakterien untereinander kommunizieren. Einem Team von Wissenschaftern um Univ. Prof. Thomas Böttcher vom Institut für Biologische Chemie der Universität Wien ist der Nachweis dieses Produkts gelungen. Bei der als „Quorum Sensing“ bezeichneten Kommunikationsmethode werden diese Signalstoffe produziert, über den die Bakterien den Angriff auf den menschlichen Wirt koordinieren. Für die Biosynthese der Signalstoffe verwenden die Bakterien Verbindungen aus dem Fettsäurestoffwechsel. Im Gegensatz zu den schon bekannten 2-Alkylchinolonen kann die hydroxylierte Form durch Aktivierung von IL-8-Entzündungsreaktionen in menschlichen Zellen auslösen. APA/MedUni Wien/Communications Chemistry

Tödliche Infektion mit Naegleria fowleri
Nach einer Infektion mit der Amöbe Naegleria fowleri in einem Swimmingpool ist in Pakistan ein 30-jähriger Mann verstorben. Der Parasit ist besonders in den Tropen und Subtropen verbreitet, kann jedoch auch in mangelhaft desinfizierten Pools vorkommen. Naegleria fowleri breitet sich vor allem in warmen Gewässern aus. Über die Nase kann er ins Gehirn gelangen und eine Meningitis verursachen, die meist tödlich verläuft. APA

Vitamin D schützt nicht vor Atherosklerose
Die Einnahme von Vitamin D-Präparaten schützt nicht vor einem Myokardinfarkt, Insult, einer Herzkatheter-Intervention oder einem Bypass. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschafter um Bridie Thompson vom Queensland Institute of Medical Research und ihre Co-Autoren. Sie untersuchten zwischen 2014 und 2020 insgesamt 21.316 Probanden zwischen 60 und 84 Jahren. 10.662 erhielten per Zufallsauswahl einmal pro Monat 60.000 IE Vitamin D3, 10.653 ein Placebo. Ergebnis: In der Vitamin D-Gruppe zeigten sich diese Erkrankungen mit einer Häufigkeit von sechs Prozent, in der Placebo-Gruppe von 6,6 Prozent. Bei Katheterinterventionen, beim Bypass und auch bei Schlaganfällen gab es zwischen den beiden Gruppen keinen statistisch signifikanten Unterschied. Nur bei der Häufigkeit von Myokard-Infarkten gab es einen statistisch signifikanten Unterschied von 19 Prozent weniger Spitalsaufnahmen in der Vitamin D-Gruppe. APA/BMJ

Viren gegen Cystitis
Bei einem neuen Therapieansatz gegen Blasenentzündungen kommen Phagen, die jeweils nur eine bestimmte Bakterienart oder einen Bakterienstamm befallen, zum Einsatz. Wissenschafter um Prof. Martin Loessner von der ETH Zürich aus der Forschungsgruppe für Lebensmittelmikrobiologie und von der Universitätsklinik Balgrist identifizierten zunächst Phagen gegen die drei hauptsächlichen Erreger von Harnwegsinfekten: Escherichia coli, Klebsiella und Enterokokken. Die natürlichen Phagen wurden so modifiziert, dass die infizierten Wirtsbakterien nach Kontakt mit den Phagen ein Lichtsignal produzieren, das sich leicht messen lässt. So können die Erreger innerhalb von vier Stunden zuverlässig in der Harnprobe nachgewiesen werden, was künftig die rasche Verschreibung eines zielgerichteten Antibiotikums ermöglicht. Ebenso kann mit dieser Methode vorhergesagt werden, bei welchen Patienten die Phagentherapie besonders erfolgreich ist, da die Effizienz der Phagen beim Angriff auf das Bakterium an der Stärke des Lichtsignals erkennbar ist: Je mehr die Probe leuchtet, umso besser spricht das Bakterium auf die Therapie an. Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um einen Machbarkeitsnachweis. Die Wirksamkeit dieser neuen Phagentherapie soll in einer klinischen Studie mit ausgewählten Patienten überprüft werden. APA

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 15-16 / 15.08.2023