Kurz und informativ

14.07.2023 | Medizin

Hitze erhöht Risiko für späte Frühgeburt
Bei Temperaturen über 35 Grad Celsius ist das Risiko für eine späte Frühgeburt zwischen der 34. und 37. Schwangerschaftswoche um bis zu 45 Prozent erhöht. Das zeigt die Analyse von Daten von Wissenschaftern um Prof. Petra Arck vom Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf. Dafür analysierten sie mehr als 42.000 Patientenakten von Frauen, die dort entbunden hatten. Sie verglichen die errechneten mit den tatsächlichen Geburtsterminen mit den Klimatabellen des Hamburger Wetterdienstes zwischen März und September. Ergebnis: Bei Temperaturen über 30 Grad steigt das Risiko um 20 Prozent. Auch zeigte sich, dass „die werdenden Mütter ein bis zwei heiße Tage offensichtlich überbrücken konnten“, so Arck. Dauerte die Hitze jedoch weiter an, war es vermehrt zu vorzeitiger Wehentätigkeit gekommen – besonders wenn hohe Luftfeuchtigkeit das Wärmeempfinden erhöhte. APA/Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf

Einsamkeit erhöht Sterberisiko
Ein Mangel an sozialen Kontakten geht durchschnittlich mit einem um 32 Prozent höheren Sterberisiko einher, das Gefühl von Einsamkeit mit einem um rund 14 Prozent höheren Risiko. Darüber berichtet eine Gruppe von Wissenschaftern um Prof. Yashuang Zhao und Prof. Maoqing Wang von der Harbin Medical University im chinesischen Heilongjiang. Sie werteten 90 Untersuchungen, die zwischen 1986 und 2022 in verschiedenen Ländern mit insgesamt mehr als 2,2 Millionen Teilnehmern durchgeführt wurden. Dabei wurden nur Studien berücksichtigt, bei denen auch Faktoren wie Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index, Rauchen und der Alkoholkonsum bei der Untersuchungsgestaltung sowie bei der statistischen Auswertung beachtet worden waren. So erhöht soziale Isolation beispielsweise das Risiko, an einem Karzinom zu sterben, um 22 Prozent, Einsamkeit um neun Prozent. Soziale Isolation erhöht das Risiko, an einer Herz-/Kreislauf-Erkrankung zu versterben, um 34 Prozent. Rein körperlich ist das begründet durch die vermehrte Ausschüttung von Cortisol, das die Körperfunktionen dauerhaft negativ beeinflusst. Statistisch relevante Unterschiede zwischen beiden Geschlechtern zeigten sich nicht. Jedoch fühlten sich Frauen eher einsam, auch wenn sie in der Regel über größere soziale Netzwerke verfügen.  APA/Nature Human Behaviour

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Millionen Tonnen verdünntes und gefiltertes Kühlwasser aus dem Atomkraftwerk Fukushima werden demnächst ins Meer abgeleitet.

Neuer Herstellungsprozess für künstliche Haut
In einigen wenigen Sekunden können mit einer an der Technischen Universität Graz entwickelten Methode mehrere Meter der neuen Mikrofaser, die als Basis für die Herstellung von künstlicher Haut dient, produziert werden. Ass. Prof. Carole Planchette und ihr Team vom Institut für Strömungslehre und Wärmeübertragung von der Technischen Universität Graz verbinden dabei einen regelmäßigen Tröpfchenstrom, in dem sich Zellen oder Wirkstoffe befinden, mit einem Flüssigkeitsstrahl aus Alginsäurelösung. In Verbindung mit Calcium-Kationen bildet sich Alginat. Dieses Hydrogel ist voll biokompatibel und verhindert, dass die eingelagerten Tröpfchen miteinander verschmelzen. Die so entstandene Faser kann bis zu fünf Meter pro Sekunde wachsen und auf einem Drehteller gesammelt werden; die Herstellung ist in steriler Raumluft möglich. Bei den bisher gängigen Verfahren müssen Spenderzellen im Labor vermehrt und in Material eingelagert werden, das der natürlichen Anordnung im Körper relativ ähnlich ist. Bis es möglich ist, mit Hilfe dieser Methode eine hautähnliche Faser aus menschlichen Zellen herzustellen, dürfte es jedoch noch einige Jahre dauern. APA/American Physical Society

Hydrogel-Pflaster zeigt postoperatives Naht-Leck
Ein neuartiges Hydrogel-Pflaster mit Elektronik-freien Sensoren schlägt bereits dann an, wenn Nähte postoperativ undicht werden und Verdauungssäfte austreten. Alexandre Anthis vom Particles-Biology Interactions-Labor der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) entwickelte das Pflaster zusammen mit der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) weiter und stattete es mit Sensoren aus. Diese bestehen aus speziellen Proteinstrukturen oder Salzen. Bei Kontakt mit Magensäure verwandeln sich diese Substanzen in gasförmiges Kohlendioxid. Auch können Sensoren entwickelt werden, die bei Veränderungen des pH-Werts oder bei Kontakt mit bestimmten Darmenzymen ihre Form verändern. Diese Veränderungen sind im Ultraschall und auch in der CT sichtbar. APA/Advanced Science/ETH Zürich

Ecstasy-Variante „Blue Punisher“ besonders gefährlich
Eine ganze Tablette von „Blue Punisher“ kann mehrere Hundert Milligramm MDMA (3,4-Methylendioxy-N-Methylamphetamin) sowie weitere unbekannte Substanzen enthalten. Den Angaben des Drogeninformationszentrums Zürich (DIZ) zufolge können bei Frauen mehr als 1,3 Milligramm MDMA pro Körpergewicht, bei Männern mehr als 1,5 Milligramm eine Überdosis bedeuten. So wurde im Jahr 2021 eine „Blue Punisher“ entdeckt, die mit 477 Milligramm MDMA das Mehrfache einer üblichen Dosis einer Ecstasy-Tablette enthält; der durchschnittliche Wirkstoffgehalt lag 2021 zwischen 161 und 173 Milligramm. Rund 10.000 Tabletten davon wurden sichergestellt. Nach der Patentierung von Ecstasy im Jahr 1912 verbreitete sich die Droge in den 1990er Jahren mit der Techno-Bewegung. APA/Drogeninformationszentrum Zürich

Chikungunya-Impfstoff in Phase III-Studie
Der in Entwicklung befindliche Impfstoff gegen das Chikungunya-Fieber zeigt eine starke neutralisierende Antikörperantwort. Martina Schneider (Valneva Wien) und Co-Autoren nahmen rund 4.100 Probanden in 43 Studienzentren in den USA – alle in Regionen ohne Chikungunya-Fälle – in die Studie auf. 3.100 Probanden erhielten per Zufall die Kandidat-Vakzine VLA1553; etwas mehr als 1.000 ein Placebo. 28 Tage nach der Impfung erzeugte VLA1553 bei 98,9 Prozent Antikörper, nach 180 Tagen waren es noch 96,3 Prozent. Unerwünschte Reaktionen waren Kopfschmerzen (bei 32 Prozent der Immunisierten), Müdigkeit (29 Prozent), Gelenkschmerzen (18 Prozent) und Schmerzen an der Einstichstelle (13 Prozent). Bei zwei Prozent zeigten sich schwere unerwünschte Effekte. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen beruhen auf reinen Labortests; eine Studie unter realen Bedingungen in einem Endemiegebiet läuft derzeit in Brasilien. In den vergangenen Jahren gab es weltweit in 100 Staaten rund fünf Millionen Chikungunya-Erkrankungen. APA/Lancet Infectious Diseases

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 13-14 / 15.07.2023