Kurz und informativ

24.03.2023 | Medizin

Knochen aus dem 3D-Drucker: neue Tinte produziert Kalziumkarbonat
Eine neue Tinte, die das ureolytische Bakterium Sporosarcina pasteurii enthält, haben Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL) unter Leitung von Esther Amstad entwickelt. Bei Kontakt mit einer harnstoffhaltigen Lösung produziert das Bakterium Kalziumkarbonat. Mit einem 3D-Drucker kann aus der Tinte eine beliebige Form erzeugt werden, die innerhalb von vier Tagen einen Mineralstoffgehalt von mehr als 90 Prozent erreicht. Aufgrund seiner guten mechanischen Eigenschaften ist das Material dazu geeignet, defekte Strukturen wiederherzustellen; auch synthetische Knochenanaloga können daraus geformt werden. Das Endprodukt enthält keine lebenden Bakterien, weil das Material am Ende des Mineralisierungsprozesses in Ethanol getaucht wird. APA/Materials Today

Impfung gegen RSV in Sicht
Aktuell sind Forschungen an zwei Impfstoffen gegen RSV (respiratorisches Syncytial-Virus) weit fortgeschritten.  In einer Phase III-Studie testeten Veronica Hulstrom und Co-Autoren vom britischen Pharmakonzern Glaxo-SmithKline (GSK) die Kandidatvakzine RSVPreF3 OA in einer Einmal-Dosis an über 60-Jährigen. Während es in der Placebogruppe mit 12.494 Personen zu 40 Infektionen kam, waren es in der Verumgruppe mit 12.466 Personen nur sieben, was einer Verringerung der Infektionsrate um 83 Prozent entspricht. Betrachtet man ausschließlich schwere Verläufe, lag die Schutzrate sogar bei 94 Prozent. Bei dem von Janssen-Cilag entwickelten Vektor-Impfstoff konnte in einer Phase II-Studie mit 5.782 Personen über 65 Jahren eine Schutzwirkung von 70 bis 80 Prozent im Vergleich zu Placebo erzielt.  APA/New England Journal of Medicine

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Prozent mehr Fehlgeburten treten bei übergewichtigen und adipösen Schwangeren auf. Das zeigen Daten von 15.504 Entbindungen in Wien.

Pflaster misst Körpertemperatur
Das Steady-Temp-System, ein medizinisch zertifiziertes Hautpflaster mit integriertem Sensor, kann die Körpertemperatur über mehrere Tage erfassen und digital aufzeichnen. Der vom steirischen Unternehmen SteadySense entwickelte Patch wird unter dem Arm am Oberkörper angebracht und mittels App gesteuert; die Daten direkt ins Krankenhaussystem eingespeist. Um den klinischen Mehrwert zu erheben, startet nach dem Ende der aktuellen Pilotstudie Ende März 2023 eine Studie an der Klinischen Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie der MedUni Graz. Dabei sollen innerhalb von drei bis vier Monaten die Daten von 100 Patienten erhoben werden: Nach der Operation sollen konventionell und mit dem Pflaster gemessene Temperaturverläufe mit gleichzeitig erhobenen Laborparametern verglichen werden, um zu sehen, ob der Einsatz tatsächlich positive Effekte bringt. APA

„Österreich-Antigen“ in Influenza-Vakzinen 2023/2024
Im Influenza-Vakzin für die Saison 2023/2024 findet sich unter den empfohlenen Impfstoff-Antigenen zum zweiten Mal ein Influenza B-Virusstamm aus Österreich aus dem Jahr 2021. Die WHO hat für den Vierfach-Impfstoff kürzlich folgende Zusammensetzung empfohlen: A/Wisconsin/67/2022 (H1N1) pdm09-ähnliches Virus, A/Darwin/6/2021 (H3N2)-ähnliches Virus,  B/Austria/1359417/2021 (B/Victoria Linie)-ähnliches Virus,  B/Phuket/3073/2013 (B/Yamagata Linie)-ähnliches Virus. Die „Österreich-Komponente“ findet sich auch in den Vakzinen auf Hühnerei-Produktionsbasis und in den Dreifach-Impfstoffen mit nur einem Influenza B-Anteil. Bei der Auswahl der Zusammensetzung verlassen sich die Experten auf die Labors der WHO sowie auf Labors und Referenzzentren auf der ganzen Welt. Beobachtet werden die kursierenden genetischen Varianten und die Veränderungen der Antigene. APA

CGRP löst Migräne während Menstruation aus
Sinkt der Östrogenspiegel zu Beginn der Menstruation sinkt, wird vermehrt Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) ausgeschüttet, das aufgrund der starken Gefäßerweiterung eine zentrale Rolle als Auslöser einer Migräne-Attacke spielt. Das hat ein Team um Bianca Raffaelli von der Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie an der Charité Berlin herausgefunden. Aus dem Tiermodell gab es Hinweise, dass speziell Schwankungen von Östrogen die Freisetzung von CGRP fördern. In einer Studie mit 180 Probandinnen haben die Wissenschafter nun der CGRP-Spiegel während der Menstruation und zum Zeitpunkt des Eisprungs bestimmt. Dabei zeigte sich, dass die Konzentration an CGRP im Plasma und in der Tränenflüssigkeit bei Frauen, die an Migräne litten, während der Menstruation deutlich höher war als bei gesunden Probandinnen. Bei Patientinnen unter oraler Kontrazeption und in der Postmenopause gab es diese hormonellen Schwankungen nicht. APA/Neurology

Regelmäßige Bewegung verhindert vorzeitige Todesfälle
75 Minuten moderate Bewegung pro Woche – das entspricht weniger als elf Minuten am Tag – verhindern einen von zehn vorzeitigen Todesfällen. Das Risiko für Herz-/Kreislauf-Erkrankungen könnte dadurch um 17 Prozent, jenes für Krebs um sieben Prozent reduziert werden. Das errechnete ein internationales Forscherteam um Soren Brage von der University of Cambridge School of Clinical Medicine anhand von 196 bereits veröffentlichten Studien mit insgesamt mehr als 30 Millionen Teilnehmern. Hätte sich jeder Studienteilnehmer 150 Minuten pro Woche moderat bewegt, wäre sogar einer von sechs Todesfällen verhindert worden. Bei Menschen, die sich bisher wenig bis gar nicht bewegen, könnten elf Minuten Bewegung pro Tag das Risiko für einen vorzeitigen Todesfall demnach sogar um 23 Prozent senken. APA/British Journal of Sports Medicine

Kombitest für SARS-CoV-2 und Influenza
Ein OTC-Kombitest, der Infektionen mit SARS-CoV-2 und Influenza identifiziert, hat von der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) Ende Februar 2023 eine Notfallzulassung erhalten. Bei dem auf einem Nasenabstrich basierenden Test wird mit Hilfe der RT-Lamp-Technologie die RNA der Viren identifiziert. In einer ersten Phase wird mögliche vorhandene RNA durch ein Reverse Transkriptase-Enzym in eine DNA-Form umgewandelt (cDNA). Dann erhitzt sich das Testkit über eine darin enthaltene Batterie und vermehrt die DNA von Viren wie bei einem PCR-Test, bis sie detektiert werden; das Ergebnis wird in ein ablesbares Farbsignal umgesetzt. Der molekulare Test des US-amerikanischen Diagnostikunternehmens Lucira Health kann Erbsubstanz von Influenza A- zu 90 Prozent, von Influenza B- und COVIC-19-Erregern inklusive Omikron-Varianten zu 88,3 Prozent feststellen. Für Influenza B liegt noch kein aussagekräftiges Ergebnis vor. Bei einem negativen Ergebnis liegt zu 99,3 Prozent keine Influenza A, zu 99,9 Prozent keine Influenza B und zu 100 Prozent keine COVID-19-Erkrankung vor. APA

HPV: Stammzellen-Schädigung ermöglicht Vermehrung
Epigenetische Veränderungen sind der Grund, wieso Zervixzellen durch Humane Papillomaviren (HPV) die Fähigkeit zur Apoptose verlieren, was die Vermehrung der Viren und eine chronische Infektion begünstigt. Das fand ein Team um Univ. Prof. Martin Widschwendter vom Forschungsinstitut für Biomedizinische Alternsforschung der Universität Innsbruck heraus. Die Wissenschafter untersuchten zelluläre Vorgänge infolge einer HPV-Infektion bei Gewebeproben aus Gebärmutterhals-Screenings. Die üblicherweise ausgelöste Apoptose führt auch zur Beseitigung des Virus. Durch chronische Entzündungen und Rauchen geschädigte Stammzellen scheinen diese Fähigkeit aber zu verlieren, was auch für durch häufige Teilung gealterte Stammzellen gilt. Das HP-Virus kann diese Zellen weiterhin schädigen und langfristig auch zur Entstehung eines Zervixkarzinoms führen. APA/International Journal of Cancer

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 6 / 25.03.2023