Kurz und informativ

25.01.2023 | Medizin

Saure Luft deaktiviert Viren
Das Risiko für die Übertragung von respiratorischen Viren hängt vom Säuregehalt in der Luft ab. „Je saurer die Luft, desto rascher werden Viren deaktiviert“, bestätigte ein Team von Forschern der Eidgenössischen Hochschulen Zürich und Lausanne und der Universität Zürich im Rahmen einer Studie. Das Ergebnis basiert auf Untersuchungen der Viren Influenza A und SARS CoV-2 Beta in synthetischer Lungenflüssigkeit und Nasenschleimhaut. Bei einem durchschnittlichen pH-Wert in der Raumluft von 3,5 wurde SARS-CoV-2-Beta erst bei einem Wert unter 2 deaktiviert, Influenza-A bereits nach einer Minute in der Luft mit einem pH-Wert von 4. Schon jetzt absorbieren viele Luftfilter in öffentlichen Gebäuden neben Aerosolen auch Säuren. Wird eine geringe Menge von Salpetersäure zugegeben, könnte laut den Studienautoren das Risiko einer Corona-Infektion um das Tausendfache gesenkt werden. APA/Environmental Science & Technology 

Sport am Vormittag ist am gesündesten
Dass der optimale Effekt von Ausdauersport auch von der Uhrzeit des Trainings abhängt, fanden niederländische Wissenschafter um Gali Albalak von der Abteilung für Gerontologie und Geriatrie der Universität Leiden heraus. Als Idealzeitpunkt für das Training wurde 9 Uhr identifiziert. Für die aktuelle Studie wurden Daten von 86.657 Probanden zwischen 42 und 78 Jahren aus der britischen UK Biobank (eine Langzeitstudie) über die tägliche körperliche Aktivität inklusive der Tageszeit registriert. Innerhalb von sechs Jahren entwickelten 2.911 Probanden eine koronare Herzkrankheit, 796 erlitten Schlaganfälle. Weiters stellte sich heraus, dass physische Aktivität zwischen 0 und 6 Uhr morgens mit einem höheren Risiko für koronare Herzkrankheiten, Gehirnblutungen und ischämischen Insulten assoziiert war als Sport zwischen 8 und 11 Uhr vormittags. Ist man morgens sportlich aktiv, verringerst sich das Risiko für ein kardiales Ereignis statistisch signifikant um 16 Prozent. Die Gefahr, einen Schlaganfall zu erleiden, ging um 17 Prozent zurück – unabhängig von der Intensität des Sports. APA/European Journal of Preventive Cardiology

Reifenabrieb im Salat nachgewiesen
Giftige Zusatzstoffe aus dem Abrieb von Autoreifen haben Wissenschafter um Univ. Prof. Thilo Hofmann vom Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft der Universität Wien im Salat nachgewiesen. Die Forscher versetzten Nährlösungen von Salatpflanzen mit fünf in der Reifenherstellung verwendeten und potentiell toxischen Substanzen oder deren Umwandlungsprodukte. Das Ergebnis: Alle Stoffe wurden über die Wurzeln aufgenommen und in den Salatblättern angereichert. Die Aufnahme erfolgte nicht nur direkt, sondern auch indirekt über ein Reifengranulat in der Wurzelregion. Reifenpartikel gelangen über Wind, Abwasser und als Dünger eingesetzten Klärschlamm auf Ackerböden. Die in Autoreifen enthaltenen Additive, die für bestimmte Fahreigenschaften oder Haltbarkeit sorgen, werden meist in oberen Bodenschichten aus dem Mikroplastik freigesetzt. In einem nächsten Schritt soll untersucht werden, wie die beobachteten Prozesse in natürlichen Böden ablaufen. APA/Environmental Science & Technology

Ketamin-Narkose schädigt Mikroglia
Die Morphologie der Mikroglia wird durch eine Vollnarkose irreversibel geschädigt, weil das perineurale Netz durch Ketamin verschwindet. Zu diesem Schluss kommen Forscher um Sandra Siegert vom Institute of Science and Technology Austria anhand von Mausmodellen. Durch die Entfernung dieses stabilisierenden Faktors wird das Gehirn in einen Zustand „hoher Plastizität“ von jüngeren Gehirnen zurückversetzt. Die Vollnarkose ist kein vollständig reversibler Prozess. Entgegen früheren Annahmen „kehrt die Mikroglia nicht in den Ausgangszustand zurück“, so die Wissenschafter. Noch ist unklar, welche Relevanz diese Erkenntnis für die Praxis hat. Allerdings war die Ketamin-Dosis bei den Versuchen um das Zehnfache höher als beim Menschen. Ketamin wird bei Mäusen viel schneller verstoffwechselt und abgebaut. APA/Nature Neuroscience

Indien und China: Hotspots bei Antibiotika-Resistenzen
Antibiotika-Rückstände in verschiedenen Gewässern im Westpazifik und Südostasien einschließlich China und Indien erhöhen die Gefahr für die Entstehung von weiteren resistenten Erregern und neuen Resistenzwegen. Damit befasste sich ein Team des Department of Global Public Health am Karolinska Institut in Stockholm in einer Übersichtsarbeit von relevanten Studien zwischen 2006 und 2019. Die darin identifizierte hohe selektive Konzentration von Antibiotika in Asien vor allem in Abwasser und Zu- und Abflüssen von Kläranlagen wurde als „besorgniserregend“ bezeichnet. Das höchste Risiko für die Entwicklung von Resistenzen besteht für Ciprofloxacin in China und anderen Ländern der Westpazifischen Region. APA/The Lancet Planetary Health

Spülmittel schädigt Darmepithel
Das in gewerblichen Geschirrspülern – vor allem in Klarspülern – enthaltene Alkoholethoxylat kann die epitheliale Barriere schädigen. Das fanden Forscher um Prof. Cezmi Akdis von der Universität Zürich in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Institut für Allergie- und Asthmaforschung (SIAF) heraus. Die Forscher untersuchten mögliche Auswirkungen mit menschlichen Darm-Organoiden und Darmzellen auf Mikrochips; diese sind menschlichem Darmepithel sehr ähnlich. Werden Reste des Klarspülers nicht in einem zusätzlichen Spülgang entfernt, trocknen sie ein und werden bei der nächsten Verwendung des Geschirrs aufgenommen. In hoher Dosis führte Alkoholethoxylat im Versuch zum Tod der Epithel zellen; in niedriger Dosis wurde das Darmepithel durchlässiger. Außerdem kam es zur verstärkten Produktion von proinflammatorischen Signalstoffen. APA/Universität Zürich

Affenpocken: Impfungen und Therapie wirken
Antivirale Arzneimittel zeigen gute Wirkung bei einem akuten Ausbruch der Affenpocken, berichten Prof. Jindrich Cinatl von der Goethe-Universität Frankfurt und Martin Michaelis von der School of Biosciences der Universität Kent. Sie isolierten Affenpocken-Viren von zwölf Patienten und vermehrten sie in Zellkulturen. Anschließend untersuchten sie die Empfindlichkeit gegenüber den drei verfügbaren Impfstoffen Tecovirimat, Cidofovir und Brincidofovir. Auch die Sorge, dass das Virus eine Resistenz gegenüber den gängigen Therapien entwickelt haben könnte, bestätigte sich nicht. „Alle zwölf Patienten sprachen weiter auf die Behandlung mit klinisch erreichbaren Konzentrationen der üblicherweise verwendeten Medikamente an“, heißt es von der Goethe-Universität Frankfurt. Demnach wird bei der Einnahme der Medikamente in der üblichen Dosierung jeweils eine Wirkstoffkonzentration im Blutplasma erreicht, die zwischen dem 2,5- bis 1.000-Fachen jenes Spiegels liegt, der therapeutisch gegeben sein sollte. APA/NEJA 

Starke Immunreaktion durch Ebola-Vakzine
Alle drei in der EU zugelassenen Ebola-Impfstoffe Ervebo, Mvabea und Zabdeno lösen starke Immunreaktionen aus, wie zwei kürzlich publizierte Studien zeigen. „Mit allen drei Impfstrategien wurde eine Immunreaktion ab Tag 14 nach der Impfung über zumindest zwölf Monate hinweg beobachtet“ – zu diesem Ergebnis kommt das internationale PREVAC (Partnership for Research on Ebola VACcinations) Studienteam. Da sich die Wirksamkeit von Ebola-Vakzinen nur schwer direkt erproben lässt, wurde eine Antikörperkonzentration im Blutplasma festgelegt, die als wirksam gegen die Infektion angesehen wird. Die Wirksamkeit kann auch deswegen nur schwer beurteilt werden, da im Fall eines Ebola-Ausbruchs strikte Hygienemaßnahmen ergriffen werden. APA/NEJM

Malaria: Phase I-Studie mit mRNA-Vakzin
Sicherheit, Wirksamkeit und Verträglichkeit des mRNA-Malaria-Impfstoff-Kandidaten BNT165b1 sollen in einer Phase I-Studie untersucht werden. Dafür sollen an 60 Probanden ohne vorangegangene oder aktuelle Malaria in den USA drei Dosierungen zum Einsatz kommen. Die Wirksamkeit des aktuell verfügbaren Malaria-Impfstoffs (Mosquirix) liegt bei 30 Prozent. APA

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 1-2 / 25.01.2023