FAQs: Schulterchirurgie kompakt

24.11.2023 | Medizin

Die wichtigsten Informationen rund um das Thema „Schulterchirurgie“ bietet folgende Übersicht.

Typische Pathologien …, die die Schulter betreffen, und chirurgisch behandelt werden können, sind:
– Knorpelpathologien (primäre/sekundäre Omarthrose, Avaskuläre Humeruskopfnekrose, Rotatorenmanschetten-Arthropathie)
– Rotatorenmanschetten-Pathologien (Partial- und Komplettrupturen, Tendinosis calcarea)
– Pathologien der „Langen Bizepssehne“ (SLAP-Läsionen, Längsrupturen, Pulley-Läsionen)
– Pathologien des Acromioclavicular-(AC) und Sternoclavicular-(SC)-Gelenks (Arthrose, Instabilität)
– Instabilitäten (traumatische Instabilitäten)
– Schultersteife (Frozen shoulder/Adhäsive Capsulitis)
– Scapula-Pathologien (Lähmung des M. serratus anterior, Lähmung des M. trapezius)
– Frakturen.

Steigende Eingriffszahlen … sind auf die demographische Entwicklung sowie die immer besser werdenden Implantate und chirurgischen Techniken zurückzuführen.

Rotatorenmanschettenverletzung … bezeichnet meist eine Sehnenläsion einer oder mehrerer Rotatorenmanschettensehnen im Sinn einer Partial- oder Komplettruptur. Mittels Fadenanker, der am Footprint der Rotatorenmanschette am Tuberculum majus oder minus verankert wird, kann die Sehne nach Mobilisation hinterstochen und am Knochen fixiert werden. Dabei werden verschiedene Nahttechniken eingesetzt: einreihige oder doppelreihige Nähte, knotenlose oder Knoten-Techniken. Postoperativ ist eine Ruhigstellung von vier bis sechs Wochen mittels Schulterbandage erforderlich. Die Re-Rupturrate ist je nach Rissgröße unterschiedlich und kann bis zu 50 Prozent betragen. Allerdings wird nur ein vergleichbar kleiner Teil der Patienten, bei denen es zu einer Re-Ruptur kommt, symptomatisch und benötigt eine neuerliche Operation. Für die Indikation zur Operation spielt das biologische Patientenalter eine größere Rolle als das chronologische. Dabei werden – bei entsprechender Klinik – höhergradige Partialrupturen oder Komplettrupturen versorgt.

Die Kalkschulter … (Tendinosis calcarea) ist ein häufiges Krankheitsbild der Rotatorenmanschette. Es handelt sich dabei um intratendinöse Kalkeinlagerungen der Rotatorenmanschette, die arthroskopisch entfernt werden können. Die Operation ist technisch einfach und geht relativ schnell. Bei der Nachbehandlung muss meist keine Ruhigstellung erfolgen.

Bei irreparablen Rissen … und der Indikation für einen gelenkerhaltenden Eingriff können Rotatorenmanschetten-Ersatzoperationen zum Einsatz kommen, je nach Defektlokalisation lokale Muskelschwenklappen. Die häufigsten Muskeltransfers sind jene des M. pectoralis major und des M. latissimus dorsi. Im Zuge der Nachbehandlung ist eine Ruhigstellung von vier bis sechs Wochen erforderlich, begleitet von intensiver Physiotherapie über mehrere Monate. Bei richtiger Indikation werden gute Langzeitergebnisse erzielt.

Einrisse am Bizepssehnenanker … werden mittels Tenodese (Versatzoperation der langen Bizepssehne) oder Tenotomie (Durchtrennen der langen Bizepssehne) versorgt. Die Operation wird in der Regel arthroskopisch durchgeführt. Nachbehandlung: Ruhigstellung in einer Schulterbandage für zwei bis vier Wochen.

Bei Sprengung des Acromioclavicular-Gelenks … durch eine traumatische Einwirkung resultiert eine horizontale und vertikale Instabilität des Schlüsselbeins. Im akuten Setting (bis etwa zwei Wochen nach der Verletzung) kann über eine arthroskopisch-assistierte oder offene Operation der Bandkomplex der CC-Bänder und der Gelenkkapsel über ein eingebrachtes Fadensystem zwischen Schlüsselbein und Processus coracoideus rekonstruiert werden. Bei chronischen Instabilitäten wird zusätzlich allogenes Sehnengewebe für die Rekonstruktion verwendet. Postoperativ ist eine Ruhigstellung für vier bis sechs Wochen erforderlich.

Bei einer symptomatischen, therapieresistenten ACG-Arthrose … kann eine arthroskopische laterale Clavicula-Resektion erfolgen. Dabei wird weniger als ein Zentimeter des lateralen Schlüsselbeins und des Acromions entfernt. Im Anschluss an die Operation wird Sportkarenz und eine kurze Schonungsphase empfohlen. Eine Bandage muss meist nicht zwingend getragen werden.

Traumatische Instabilitäten … – vor allem bei jungen, aktiven Patienten – gehen, wenn nicht operativ adressiert, häufig mit Rezidivluxationen/Instabilitäten einher und werden oft, je nach Begleitverletzung, chirurgisch versorgt. Kommt es durch die Luxationen zu einer reinen Weichteilverletzung ohne knöcherne Beteiligung, reicht es meist aus, die Weichteile (Labrum glenoidale/Kapsel) zu adressieren und diese athroskopisch zu refixieren (Labrumfixierung/Bankart-Operation). Sind zusätzlich knöcherne Begleitverletzungen am Glenoid und/oder am Humeruskopf (Hill-Sachs-Delle) vorhanden, können auch Knochen-augmentierende Verfahren zum Einsatz kommen. Die gängigsten Operationsverfahren sind die Latarjet-Operation und Beckenkammspanplastiken wie die Eden Hybinett-Operation. Knochenaugmentierte Verfahren können offen oder arthroskopisch durchgeführt werden. Die Nachbehandlung von reinen Weichteiloperationen und auch knochenaugmentierenden Verfahren umfasst eine Ruhigstellungsdauer von zwei bis sechs Wochen.

Die Frozen Shoulder … tritt meist idiopathisch, posttraumatisch oder postoperativ auf. Durch eine Inflammation der Kapsel kommt es zu teils massiven Schmerzen und zur Bewegungseinschränkung, die mehrere Monate bis Jahre dauern kann. Die chirurgische Therapie ist nach frustraner konservativer Therapie indiziert. Ein rascher Beginn der Bewegungstherapie und eine suffiziente Schmerztherapie sind postoperativ essentiell.

Operationen einer Scapula alata … sind selten. Hauptindikationen: Läsionen des N. thoracicus longus und dadurch eine begleitende Lähmung des M. serratus anterius sowie Läsionen des N. accessorius und eine dadurch bedingte Lähmung des M. trapezius.

Die häufigsten operativ versorgten Frakturen … der Schulter beziehungsweise des Schultergürtels sind proximale Humerusfrakturen, Glenoidfrakturen und Schlüsselbeinfrakturen. Die Indikation wird aufgrund des Dislokationsgrades, der Lokalisation sowie des Allgemeinzustandes des Patienten gestellt. Die meisten Frakturen werden offen operiert. Nach der Osteosynthese ist meist eine Ruhigstellung von vier bis sechs Wochen bis zur knöchernen Konsolidierung mit begleitender Physiotherapie erforderlich. (red)

Quelle: State of the Art „Schulterchirurgie“ von Priv. Doz. DDr. Reinhold Ortmaier; ÖÄZ 17/10. September 2022

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 22 / 25.11.2023