FAQs: Diagnostik von Mangelerscheinungen kompakt

25.01.2023 | Medizin

Die wichtigsten Informationen rund um das Thema „Diagnostik von Mangelerscheinungen“ bietet folgende Übersicht.

Für die Routinediagnostik relevant … sind Folsäure (Vitamin B9), Vitamin B12, Vitamin B6 im Rahmen des Homocysteinstoffwechsels und der Anämiediagnostik, Vitamin D und Calcium für den Knochenstoffwechsel und Vitamin K vor allem für die Blutgerinnung. Die im Serum/Plasma gemessenen Werte erlauben eine sinnvolle Bewertung des individuellen Versorgungszustands.

Dosis und Art der Zufuhr … von Vitaminen und Spurenelementen spielen eine wesentliche Rolle für den Benefit der jeweiligen Person. Die Zufuhr über die Ernährung bringt einen Gesundheitsbenefit gegenüber der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln. Das Erfragen der Ernährungsgewohnheiten ist oft aussagekräftiger als das Erheben eines sogenannten „Vitamin- beziehungsweise Spurenelemente-Status“.

Die Ursache für Mangelerscheinungen sind …

– Veränderungen der Essgewohnheiten
– Mehrbedarf (zum Beispiel Schwangerschaft, Stillzeit, Wachstumsphase)
– erhöhter Verlust (zum Beispiel bei intensivem Training durch übermäßiges Schwitzen oder bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen)
– gestörte oder verminderte Aufnahme
– schlechtere intestinale Resorption im Alter
– physiologische Abnahme der Nierenfunktion

Kalzium … ist wichtig für den Aufbau der Zähne und Knochen, für die Muskelkontraktion und die Reizübertragung im Nervensystem, die intrazelluläre Signalübermittlung und die Blutgerinnung. Ab dem 50. Lebensjahr ist eine Kontrolle alle zwei Jahre sinnvoll. Bei der Einnahme von Mineralstoffpräparaten wird kombiniert Kalzium und Vitamin D3 bei einer Maximaldosis von 1.000 mg/d empfohlen.

Eisen … ist für die Blutbildung und den Sauerstofftransport notwendig, Co-Faktor von verschiedenen Enzymen und Cytochrom-Bestandteil beim Elektronen-Transport in der Atmungskette. Schon vor Ausbildung der Anämie spricht man vom Eisenmangelsyndrom. Symptome sind inerster Linie Folgen des Sauerstoffmangels: eingeschränkte Leistungsfähigkeit, Belastungs- und Ruhedyspnoe, Herzrasen, Ohrensausen sowie Haut- und Schleimhautblässe, Muskelschwäche, Haarausfall, brüchige Nägel und Rillenbildung sowie Mundwinkelrhagaden. Ursachen können Blutverluste (starke Menstruationsblutung, Tumore etc.) und unkritischer Einsatz von Protonenpumpenhemmern (PPI) sein. Bei oraler Therapie werden nur circa zehn Prozent der substituierten Menge resorbiert. Daher muss die zehnfache Menge des errechneten Bedarfs verabreicht werden. Die parenterale Gabe erlaubt ein rasches Auffüllen der Eisenspeicher.

Kupfer … ist am Eisentransport und der Häm-Synthese beteiligt. Ein Mangel kann zu Blutbildveränderungen wie Anämie oder Leukopenie führen. Der klinisch manifeste Mangel ist selten. Substitution: Kupfergluconat per os

Zinkmangel … ist im Blut lange nicht nachweisbar. Klinisch findet er sich vor allem im Rahmen der Acrodermatitis enteropathica, einer autosomal rezessiven Erkrankung. Wichtig: Zink hemmt die Kupfer-Aufnahme. Bei hohen Zinkgaben ist mit Nebenwirkungen zu rechnen; Grenzwerte: Erwachsene < 90 mg/d.

Selenmangel … wird vor allem mit Karzinomen und Störungen des Immunsystems in Verbindung gebracht. Wie Zink ist Selen Bestandteil von zahlreichen Nahrungsergänzungsmitteln.

Jodmangel … verursacht Hypothyreose und Symptome wie endemischen Kropf, Aborte und kongenitale Abnormitäten. Seit 1993 wird Speisesalz jodiert; nicht-jodiertes Salz muss gekennzeichnet werden.

Folsäure (Vitamin B9) … hat eine Schlüsselrolle bei vielen zellulären Funktionen. Ein Mangel beeinträchtigt die DNA-Synthese und führt zu Anämie beziehungsweise Hyperhomocysteinämie. Ein Mangel in der Schwangerschaft kann zu fetalen Fehlbildungen führen. Werte >5,5 ng/l sind ausreichend. Die tägliche Folat-Aufnahme über die Nahrung mit 200 bis 300 µg liegt vermutlich unter der empfohlenen Menge (400 µg). In der Schwangerschaft erhöht sich der Bedarf auf 600 µg.

Vitaminmangel … wie etwa Vitamin B12-Mangel betrifft vorwiegend alte Menschen, ist mit sensitiven Labortests erkennbar und möglichst früh zu substituieren (Dosierung 1.000 bis 2.000 µg/d). Vitamin B6-Mangel wird in Verbindung gebracht mit dem prämenstruellen Syndrom, Karpaltunnelsyndrom und psychiatrischen Erkrankungen; ein schwerer Mangel mit Pellagra und Anämie. Vitamin D und seine Metaboliten spielen eine wichtige Rolle im Rahmen der Calcium-Homöostase und des Knochenmetabolismus. Ursache für Vitamin D-Mangel ist nicht ausreichende UVB-Bestrahlung. Substitutionsempfehlung: für acht Wochen täglich 6.000 IE, danach 1.500 bis 2.000 IE. Vitamin K-Mangel kann Ursache für Hämatome, Darmblutungen sowie Osteoporose sein und infolge einer Antibiotikatherapie auftreten. Substitution: je nach Schweregrad.
(JF)

Quelle: State of the Art „Diagnostik von Mangelerscheinungen“ von Univ. Prof. Dr. Ursula Köller und Dr. Martin Reichmayr, ÖÄZ 4/25. Februar 2020

© Österreichische Ärztezeitung Nr. 1-2 / 25.01.2023