Stand­punkt: Johan­nes Stein­hart: Der freie Beruf

24.03.2023 | Aktuelles aus der ÖÄK

Neun Kam­mern haben sich in der Bun­des­kon­fe­renz der Freien Berufe Öster­reichs zusam­men­ge­schlos­sen. Neben der Öster­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer sind Zahnärzte‑, Apo­the­ker- und Tier­ärz­te­kam­mer, Nota­ri­ats- und Patent­an­walts­kam­mer, Rechts­an­walts­kam­mer­tag, Kam­mer der Steuerberater:innen und Wirtschaftsprüfer:innen sowie jene der Ziviltechniker:innen darin vertreten.

Gemein­sa­mes Ziel der Bun­des­kon­fe­renz ist es, die Inter­es­sen der freien Berufe zu ver­tre­ten. Mehr als 85.000 Per­so­nen in Öster­reich sind als Frei­be­ruf­ler tätig in rund 60.000 Klein-Unter­neh­men mit rund 175.000 Beschäftigten.

Wer als Ärztin/​Arzt tätig sein will, muss eine mehr­jäh­rige aka­de­mi­sche Aus­bil­dung absol­vie­ren und daran anschlie­ßend eine oft ebenso lange kli­nisch-prak­ti­sche Aus­bil­dung. Ein hohes Maß an Selbst­ver­ant­wor­tung, gepaart mit Enga­ge­ment ist nur eine der not­wen­di­gen Vor­aus­set­zun­gen, wenn man sich dazu ent­schließt, künf­tig selbst­stän­dig tätig zu sein. Ganz abge­se­hen vom not­wen­di­gen unter­neh­me­ri­schen Mut und dem Risiko, all das auf sich zu neh­men. Die Grün­dung eines Betrie­bes bedeu­tet ja nicht nur ein wirt­schaft­li­ches Risiko, son­dern auch die Ver­ant­wor­tung, für das rei­bungs­lose Funk­tio­nie­ren des­sel­ben ver­ant­wort­lich zu sein. Das beginnt damit, ärzt­li­che Leis­tun­gen in ent­spre­chen­der Qua­li­tät zu erbrin­gen; dafür zu sor­gen, im All­tag eine trag­fä­hige Bezie­hung zu Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten her­zu­stel­len, die die Basis für jeg­li­che medi­zi­ni­sche Inter­ven­tion dar­stel­len; für ein Team von Mit­ar­bei­tern ver­ant­wort­lich zu sein ebenso wie das für die Füh­rung eines Betrie­bes not­wen­dige Know-how mitzubringen.

Was allen gemein­sam ist, die sich in der Bun­des­kon­fe­renz zusam­men­ge­schlos­sen haben: Sie sind Ange­hö­rige eines Freien Berufs. Alle Über­le­gun­gen, die hier anset­zen und in Rich­tung Zwangs­ver­pflich­tun­gen gehen, stel­len daher einen Wider­spruch in sich dar.

Natür­lich kann man Jung­ärz­tin­nen und Jung­ärzte in Öster­reich, die – wie viele andere auch – ein Stu­dium auf Kos­ten des Steu­er­zah­lers absol­viert haben, dazu ver­pflich­ten, eine gewisse Zeit­lang im öffent­li­chen Gesund­heits­we­sen tätig zu sein. Natür­lich kann man das machen. Ich kann mir aber nicht vor­stel­len, dass das auch nur ansatz­weise dazu bei­tra­gen wird, den Ärz­te­man­gel zu behe­ben. Im Gegenteil.

Dr. Johan­nes Steinhart
Prä­si­dent der Öster­rei­chi­schen Ärztekammer

© Öster­rei­chi­sche Ärz­te­zei­tung Nr. 6 /​25.03.2023