Die größte jemals durchgeführte Evaluierung der ärztlichen Ausbildung in Österreich ist abgeschlossen. Wenn Sie diese Ausgabe der ÖÄZ in Händen halten, haben wir die detaillierten Ergebnisse soeben öffentlich präsentiert. In wenigen Tagen werden Sie die Resultate auf der Website der Österreichischen Ärztekammer einsehen und sich selbst ein Bild machen können.
Ohne ins Detail zu gehen, möchte ich positive, aber auch negative Trends hervorheben: 44,32 Prozent der stimmberechtigten Turnusärzte haben die Fragebögen ausgefüllt und retourniert, das ist das Dreifache im Vergleich zu üblichen Online-Umfragen. In sechs Bundesländern lag die Rücklaufquote bei über 50 Prozent, herausragend war dabei Vorarlberg mit über 65 Prozent. Wir werden alles dafür tun, bei der nächsten Ausbildungsevaluierung im Frühjahr 2024 auch die Kollegen in Wien, Niederösterreich und der Steiermark noch mehr zu motivieren und der eigenen Ausbildung und deren Qualitätskontrolle mehr Beachtung zukommen zu lassen.
Negativ ist anzumerken, dass durchaus große Abteilungen mit über elf gemeldeten Turnusärzten in Sonderfach und Allgemeinmedizin eine 0%-Rücklaufquote aufgewiesen haben. Das darf aus meiner Sicht nicht passieren. So ist auch zu erklären, dass wir das Schweizer Ergebnis von über 70 Prozent bei weitem nicht erreicht haben. Daran werden wir in der Bundeskurie angestellte Ärzte mit allen Kräften arbeiten und ab sofort Überzeugungsarbeit leisten. Die Umfrage hat auch gezeigt, dass kleine Abteilungen deutlich besser ausbilden – da müssen sich große Abteilungen mehr bemühen.
Die Teilnahme war insgesamt gut – und ich möchte mich bei jedem Einzelnen, der sich die Mühe gemacht hat, wirklich herzlich bedanken –, aber eben noch nicht gut genug. Das können wir besser.
Denn wir können nicht von der Politik und den Krankenhausträgern fordern, Ausbildung endlich ernst zu nehmen, in die ärztliche Ausbildung zu investieren, an jeder Spitals-Abteilung in Österreich, an der ausgebildet wird, einen Ausbildungsoberarzt einzusetzen und endlich alle offenen Ausbildungsstellen auch wirklich zu besetzen, wenn es in unseren eigenen Reihen bei den Turnusärzten – und möglicherweise auch bei den Primarii – ein geringes Interesse gibt. Nur wenn wir selbst die Ausbildung ernst nehmen, wird das die Politik auch mit unseren Forderungen tun. Denken Sie im März 2024 daran.
Dr. Harald Mayer
2. Vize-Präsident der Österreichischen Ärztekammer
© Österreichische Ärztezeitung Nr. 17 / 10.09.2023